Amazon Coaching: Der Untergang der „Dropshipping-Queen“ aus Dubai

Was Emmas „My Amazon Empire“-Crash für Händler wirklich bedeutet. Daily Mail berichtete zuerst.

Worum es geht

Emma Cunningham galt in Australien und den Emiraten als „Dropshipping-Queen“. Ihr Versprechen: Jeder könne mit ihrem Coaching in kurzer Zeit ein profitables Amazon-Business aufbauen – teils flankiert von einer Geld-zurück-Garantie. Jetzt ist das Kartenhaus eingestürzt: „My Amazon Empire“ wurde am 9. September 2025 liquidiert, Social-Media-Profile und Website sind verschwunden. Das berichten Betroffene und die Sonderuntersuchung der Daily Mail (Australien).

Was die Recherche ans Licht gebracht hat

Laut der Sonderuntersuchung haben Kundinnen und Kunden 5.000 bis 10.000 US-Dollar für dreimonatige Programme bezahlt, einzelne Fälle sprechen sogar von bis zu 70.000 US-Dollar für Kurse oder eine enge Zusammenarbeit – ohne die versprochenen Ergebnisse und ohne fristgerechte Rückerstattungen. In einem dokumentierten Fall soll ein Kunde, der 60.000 US-Dollar bezahlt hatte, nach dem Nichterscheinen Cunninghams vor Gericht ein summarisches Urteil zu seinen Gunsten erhalten haben. Zudem meldete sich eine ehemalige Mitarbeiterin mit ausstehenden Gehaltsansprüchen.

Vom Hype zur Liquidation: Eine kurze Zeitleiste

  • 2019–2021: Aufbau des öffentlichen Images als E-Commerce-Mentorin; Interviews, Podcasts, Social-Reichweite. (Kontext)
  • Anfang 2022: Gründung von My Amazon Empire als Coaching-/Dienstleistungsvehikel.
  • April–August 2025: Laut Quelle häufen sich Beschwerden (Kommunikationsabbrüche, verschobene Launches, ausbleibende Refunds).
  • 6. August 2025: Vorab-Bericht: Emma „bricht ihr Schweigen“ nach Kundenkritik.
  • 9. September 2025: Liquidation von My Amazon Empire.
  • 14. September 2025: Sonderuntersuchung fasst Fälle und neue Meldungen Betroffener zusammen.

Das Produktversprechen – und wo die Realität scheiterte

Das Angebot verband Dropshipping/Wholesale auf Amazon mit Done-for-you-Elementen (Shopaufbau, Produktrecherche, Werbeanzeigen), flankiert von Video-Tutorials und einer Geld-zurück-Garantie („20.000 US-Dollar Umsatz nach der Challenge – sonst Geld zurück“). Laut Quelle klaffte zwischen Marketing und Umsetzung eine Ergebnislücke: Shops gingen nicht online, Kampagnen starteten verspätet oder gar nicht, Antworten kamen tageweise verzögert, und Refunds blieben offen bzw. erforderten förmliche Streitverfahren.

Taktische Lehre: „Done-for-you“ ist kein Shortcut

Viele Coaching-Angebote verkaufen „Bequemlichkeit“: Du zahlst und jemand baut dir „alles fertig“. Genau das ist riskant. Wer Kernprozesse (Produkt, Marge, Ads, Compliance, Retouren) nicht selbst versteht, merkt Probleme zu spät. Nachhaltig performen jene Händler, die Kompetenz aufbauen und Dienstleister steuernd einsetzen – nicht als Blackbox.

Acht rote Flaggen bei E-Com-Coachings

  1. Garantierte Umsätze/Gewinne für Vorhaben, die der Anbieter nicht steuern kann (Kaufverhalten, CPC, Wettbewerb).
  2. „Wir bauen alles für dich“ ohne klaren Projekt- und Meilensteinplan.
  3. Refund-Versprechen mit unklaren Bedingungen (lange Checklisten, enge Fristen, unpräzise Nachweise).
  4. Kein belastbarer Track-Record: PR-Artikel, YouTube-Interviews und Hochglanz-Screenshots sind kein Wirk-Nachweis. Verlange Case-Studies mit Rohdaten.
  5. Kommunikations-SLA fehlt: Wer schon im Sales-Prozess trödelt, wird operativ nicht schneller.
  6. Rechtsform & Register unklar: Wer ist Vertragspartner? Wo kannst du Ansprüche durchsetzen?
  7. Kein Ownership-Plan: Wem gehören Shop, Ads-Accounts, Produktlisten, Pixel, Creatives nach der Trennung?
  8. Social-Wipe: Wenn Profile/Websites plötzlich verschwinden, fehlen dir Belege. Sichere Screenshots frühzeitig.

Due-Diligence-Checkliste vor der Buchung

  • Leistungen & Deadlines: Welche Deliverables bis wann? Wer macht was?
  • KPIs je Phase: Traffic, Conversion, Deckungsbeitrag, Werbekostenquote.
  • Produktrecherche: Datenquellen, Markenrechte, Produktsicherheit (CE, WEEE, REACH je nach Segment).
  • Belegbare Referenzen: Telefonisch verifizierbar, keine geskripteten Testimonial-Videos.
  • Refund-Mechanik: Bedingungen, Fristen, Schriftform, Escalation-Pfad.
  • Ownership & Offboarding: Admin-Zugänge, Datenexporte, Rechte an Creatives.
  • Kostenplan: Ads, Tools, Zahlungsgebühren, Retouren, Zoll-/Einfuhr, Lager.
  • Support-SLA: Antwortzeiten, Kanäle, Vertretung bei Ausfällen.
  • Risiko-Szenarien: Was passiert bei Launch-Verzug, Creator-Ausfall, Ads-Sperren?

Rechts-Basics für DACH (keine Rechtsberatung)

  • Irreführung/UWG: Gewinn-/Umsatzgarantien können unlauter sein, wenn sie objektiv nicht abgesichert sind.
  • Garantie-Aussagen: Öffentlich beworbene „Geld-zurück“-Versprechen sind bindend – lies das Kleingedruckte.
  • Fernunterricht/Coaching: Je nach Ausgestaltung kann in DE das FernUSG greifen (insbesondere bei strukturierten, überwiegend fernmündlichen Lehrangeboten mit Prüf-/Zertifikats-ähnlichem Charakter).
  • Beweissicherung: Verträge, AGB, Werbeversprechen, Mails, Chats und Zahlungsbelege archivieren – nützlich für Chargebacks oder zivilrechtliche Schritte.

Was bedeutet der Fall für Amazon-Händler?

  1. Coaching-Blase: „Schnell reich“ ist ein Narrativ, kein Geschäftsmodell. Amazon belohnt operatives Handwerk, nicht Abkürzungen.
  2. Eigen-Know-how schlägt Delegation: Wer selbst Listing, Sourcing, Marge, PPC, Qualitätsmanagement versteht, erkennt Risiken früher.
  3. Umsatz ≠ Gewinn: Screenshots ohne Werbekosten, Retouren und Gebühren sind Irreführung durch Auslassung.
  4. Reputation: Social-Wipe und „Versprechen ohne Nachweise“ sind harte Warnsignale – für Käufer und Bewerber.

Wenn du betroffen bist: Erste Schritte

  • Beweise sichern: Angebote, AGB, Garantie-Claims, Rechnungen, Chat-/Mail-Logs, Screenshots.
  • Frist setzen: Sachlich, schriftlich, konkrete Forderung (Refund/Leistung), Datum und Uhrzeit nennen.
  • Zahlungsweg nutzen: Chargeback bei Karte/PayPal so früh wie möglich prüfen (Fristen!).
  • Mitstreiter finden: Seriös vernetzen, Sachverhalte dokumentieren – kein Shitstorm, sondern Aktenlage.
  • Rechtsrat: Bei hohen Summen oder Verdacht auf Irreführung zeitnah prüfen lassen.
  • Lernen & umbauen: Prozesse ins eigene Team holen, Abhängigkeiten reduzieren.

Fazit

Der Fall Emma Cunningham ist kein Amazon-Problem, sondern ein Erwartungs- und Ausführungsproblem. Amazon kann brutal gut funktionieren – aber nicht als Shortcut. Wenn dir jemand garantierte Erfolgszahlen in 90 Tagen verkauft, gilt: Zeig mir die Daten – oder es ist Fiktion. Für Händler bleibt die Lehre klar: Kompetenz vor Convenience, Verträge prüfen, Nachweise fordern und Geld nur gegen klare Deliverables.


Quellen


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FAQ zum Fall „Dropshipping-Queen“ & Amazon-Coachings

Stand: September 2025
Was ist im Fall „My Amazon Empire“ passiert?
Das Coaching-Vehikel „My Amazon Empire“ wurde am 9. September 2025 liquidiert. Zuvor meldeten sich zahlreiche unzufriedene Kunden mit Vorwürfen zu ausbleibenden Leistungen, schwacher Kommunikation und verzögerten oder nicht erfolgten Rückerstattungen. Social-Media-Profile und Website wurden entfernt. Quelle siehe Beitrag.
Hinweis: Sichere bei solchen Fällen früh Screenshots von Sales-Pages, AGB und Mails – nachträglich sind Inhalte oft offline.
Heißt „Liquidation“, dass ich mein Geld sicher zurückbekomme?
Nein. In einer Liquidation werden Vermögenswerte verwertet und Gläubiger in einer gesetzlichen Rangfolge bedient. Ob und wie viel du erhältst, hängt von der Masse und deiner Position ab. Prüfe parallel deine zivilrechtlichen Optionen und mögliche Chargebacks beim Zahlungsdienstleister.
Ist Dropshipping auf Amazon erlaubt?
Ja – wenn du die Regeln einhältst: Seller of Record, korrekte Rechnungen, Marken-/IP-Rechte, Lieferzeiten, Produkt-Compliance je Kategorie (z. B. CE, WEEE, REACH) und Amazons Versand-/Retourenanforderungen.
  • Eigene Rechnung & Absender – kein Blindversand vom Drittanbieter.
  • Klare Produktkennzeichnung & Sicherheitsanforderungen beachten.
  • Account-Health im Blick behalten (Late Shipment, ODR etc.).
Woran erkenne ich fragwürdige Coaching-Angebote?
  • Garantierte Umsätze/Gewinne trotz unkontrollierbarer Faktoren.
  • Unklare Deliverables („Wir bauen alles“) ohne Meilensteine und SLAs.
  • Refund-Versprechen mit schwer erfüllbaren Bedingungen im Kleingedruckten.
  • Kein belastbarer Track-Record (nur PR/Podcasts/Screenshots statt Rohdaten).
  • Social-Wipe: gelöschte Profile/Websites; fehlendes Impressum/Handelsregister.
Wie prüfe ich einen Anbieter vor der Buchung (Due Diligence)?
  1. Rechtsform, Register, Sitz, Verantwortliche (Impressum) prüfen.
  2. Leistungen, Deadlines und KPIs schriftlich fixieren.
  3. Referenzen telefonisch verifizieren; anonymisierte Leistungsnachweise anfordern.
  4. Refund-Regelwerk vollständig geben lassen (Bedingungen, Fristen, Nachweise).
  5. Ownership & Offboarding (Zugänge, Datenexport, Rechte an Creatives) klären.
  6. Gesamtkostenplan (Ads, Tools, Retouren, Gebühren, Zoll/Einfuhr) durchrechnen.
Welche Beweise sollte ich sichern?
Verträge/AGB, Sales-Pages, Garantie-Aussagen, Mails/Chats (Zeitstempel), Rechnungen, Zahlungsbelege, Kursinhalte (Screens), Projektpläne und Leistungs-Nachweise (z. B. Launch-/Ads-Protokolle).
Hinweis: Lege dir einen Ordner mit Datumssystem an (YYYY-MM-DD) – das spart Zeit bei Bank/Payment-Nachweisen.
Was kann ich sofort tun, wenn ich betroffen bin?
  1. Frist setzen (schriftlich, Datum/Uhrzeit, klare Forderung: Leistung oder Refund).
  2. Chargeback bei Karte/PayPal prüfen (Fristen sind kurz!).
  3. Weitere Betroffene sachlich vernetzen (Dokumentation statt Shitstorm).
  4. Fachanwalt konsultieren bei hohen Summen/Verdacht auf Irreführung.
Wie funktioniert ein Chargeback in der Praxis?
Melde den Konflikt umgehend beim Issuer/PayPal, reiche Belege ein (Leistungsversprechen, Fristsetzung, Nichterfüllung). Beachte die Fristen deines Zahlungsdienstleisters. Je früher, desto höher die Chance.
Welche Amazon-Risiken übersieht man bei „Done-for-you“?
Marken-/IP-Risiken, Produkt-Compliance, Ads-Sperren, Margen-Erosion (CPC), Retouren-Quoten, Lieferzeiten, Account-Health. Wer Prozesse nicht selbst beherrscht, merkt Probleme oft zu spät.
  • Produkt- & Markenrechte vor Start sauber prüfen.
  • EBIT/DB statt Umsatz-Screenshots betrachten.
  • Account-Health-Alerts aktiv überwachen.

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