Chinesen haben einige Angewohnheiten, die dem westlichen Besucher befremdlich erscheinen könnten. Vor allem in den Großstädten gibt es einige Kuriositäten, die die Regierung schon seit Jahren versucht abzuschaffen. Hier soll eine der amüsantesten chinesischen Eigenheiten vorgestellt werden, das Schlafanzug tragen in der Öffentlichkeit.
Doing Business im Schlafanzug
Die Liebe der Chinesen zu ihren Schlafanzügen hat es zu den Olympischen Spielen 2008 und der Expo 2010 in Shanghai bis in den Fokus der Weltöffentlichkeit geschafft.
Obwohl der genaue Hintergrund nicht exakt bestimmt werden kann, soll an der Schlafanzug-Manie vor allem die Bequemlichkeit und ein gewisses Geltungsbewusstsein Schuld sein.
So ist es ein Zeichen von hoher Lebensqualität sich mit dem Pyjama direkt zum Einkaufen zu begeben oder ein Schwätzchen mit dem Nachbarn zu halten. Fahrradfahrende Schlafanzugträger sind dabei ebenso wenig eine Seltenheit, wie Spaziergänger oder Shopper.
Und der Langzeittrend ist noch lange nicht vorbei. Er hält nach wie vor an.
Kaum privater Raum – Die ganze Stadt ist das zu Hause
Aus historischer Perspektive soll das Gefühl für ein anderes Benehmen auf öffentlichen Plätzen, im Gegensatz zum Verhalten zu Hause, nicht sehr ausgeprägt gewesen sein.
Die beengte Wohnsituation hatte dazugeführt, dass die Privatsphäre prinzipiell nicht sehr groß war und es faktisch kaum einen Unterschied zwischen der privaten Wohnung und dem öffentlichen Raum drum herum gegeben hat.
Dieses Gefühl nahezu überall zu Hause zu sein hat sich anscheinend bis heute erhalten, auch wenn die Wohnsituation mittlerweile viel besser ist und das enge Zusammenwohnen, wie in den bekannten Hutongs in Peking, immer mehr auf dem Rückmarsch ist.
Schlafanzüge sind Statussymbol und praktisch
Früher konnte man mit einem schönen Schlafanzug auf eine einfache Art und Weise demonstrieren, dass man über genug Wohlstand verfügte sich ansprechend zu betten und nicht „in Lumpen schlafen“ zu müssen.
Heute gehen die Hauptargumente der bekennenden Pyjamaisten eher in die Richtung der praktischen Verwendung. So sollen sich zum Beispiel die vielen Taschen, welche sonst nur bei wenigen Kleidungsstücken zu finden sind und dann auf keinen Fall so bequem wären wie die Schlafanzüge, hervorragend beim Shoppen verwenden lassen. Das zählt natürlich ebenso für den Weg zur Bank, zum Essen oder einfach nur zum Spazieren gehen.
Weiterhin scheint der Pyjama auch sehr gut mit einem subtropischen Klima zu Recht zu kommen. In der Schlafanzug-Hochburg Shanghai könnte das auch heißen, dass es keinen Sinn macht sich umzuziehen, da die Kleidung durch die Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit doch sowieso sofort wieder verschwitzt ist.
Ein Nutznießer der sehr von diesem Langzeittrend profitieren könnte, ist natürlich die chinesische Textilindustrie. Ob diese sich allerdings daran angepasst hat und entsprechend modische Schlafanzüge produziert, sollte jeder bei einem Besuch vor Ort für sich selbst entscheiden.
(Mit Material von: chinanetz.info)