Es gibt kaum einen Beschwerdegrund über Kunden, der häufiger zu sehen ist: Kunden lesen keine Artikelbeschreibungen. Viele Händler regen sich darüber auf, dass eigentlich alle Angaben in der Beschreibung stehen, aber diese nicht beachtet werden. Diesen ›Nicht-Lese-Willen‹ führen Händler oftmals auf den Bildungsgrad der Verbraucher zurück. Aber sind es tatsächlich die Kunden, die ›zu dumm zum Lesen‹ sind?

Nein, dem ist nicht so, wie ein wunderbares Beispiel zeigt. Auch Händler neigen dazu, sich nicht ausreichend zu belesen. Das ist faszinierend, denn oftmals gerieren sie sich als die überlegene Spezies in der Onlinewelt. Weit gefehlt! Sie sind weder klüger noch dümmer als ihre Kunden. Damit sind wir auch beim wesentlichen Punkt: Dem Menschen fällt es schwer, lange aufmerksam zu sein und viele Informationen aufzunehmen. Lernen wir daraus!

Als Beispiel, vor welchen unüberbrückbaren Hindernissen auch Händler stehen, bitte ich euch einmal, anzuschauen, wie viele Händler eine einfache Anleitung nicht verstehen:

Bei der ersten Geschenkaktion waren es weit über 200 Händler, die den Artikel nicht richtig gelesen haben und bei der zweiten Aktion sind es in der Summe immer noch über 100. Und das, obwohl der Artikel noch einmal überarbeitet worden ist.

Was bleibt, ist die ganz nüchterne Feststellung, dass auch Händler nicht in der Lage sind, einfachste Informationen zu antizipieren. Sie sind nicht in der Lage, zu reflektieren, dass das, was sie an den eigenen Kunden kritisieren, auch auf sie selbst zutrifft. Zunächst solltet ihr erkennen, dass ihr jahrelang die Dinge aus einer falschen Perspektive betrachtet habt. Bewertet mal eure Auftritte und Artikelbeschreibungen durch die Augen der Kunden. Wenn diese sie nicht verstehen, dann liegt das in den meisten Fällen nicht an euren Kunden, sondern schlicht und ergreifend an euch. Ihr seid nicht in der Lage, die Informationen richtig zu transportieren.

Nehmt es einfach mal hin, dass immer ein Bodensatz übrigbleiben wird, der unnötige Fragen – eurer Meinung nach – stellen wird. Lernt daraus und verbessert euren Weg, Informationen zu ›verpacken‹.

Was hat das nun für Konsequenzen?

  • Überdenkt bitte eure Haltung zu euren Kunden. Nicht sie machen etwas falsch, sondern ihr
  • Passt eure Artikelbeschreibungen an
  • Achtet darauf, dass ihr lernt, Dinge aus Kundenperspektive zu bewerten
  • Legt eure Unreflektiertheit ab

Artikelbeschreibungen sind wichtig und der Kern eures Erfolgs. Wenn Kunden sie nicht verstehen oder wichtige Dinge nicht gelesen werden, dann liegt das nicht am geistigen Vermögen der Kunden, sondern nahezu ausschließlich am Mangel eurer Beschreibungsversuche oder eures Storrytellings. Genauso ist das auch mit der Geschenkaktion der Kartonagen. Hier bin ich dazu aufgefordert, es besser zu machen. Wenn die Erkenntnis ist, dass ich es Vortanzen oder Zeichnen muss, dann ist das eben die Handlungsaufforderung, welche sich aus euren Reaktionen ableiten lässt.

Mal was anderes!

Auch beschwert ihr euch oft über die Art eurer Kunden. Sie seien egoistisch. Nörgler. Sie bewerten euch nicht. Auch hier: Ihr seid kein Stück besser. Das, was ich aus der Aktion gelernt habe – und das möchte ich euch in aller Offenheit sagen –, ist: Ihr seid keine guten Menschen. Jedenfalls viele von euch nicht. Das ist kein Vorwurf, ich bin es auch nicht, erkennt doch einmal, wie ihr euch gegenüber euren Kunden, über die ihr lästert, verhaltet.

Bei einer Beitragsreichweite von 5.239 (Stand Sonntag 7:48 Uhr) gibt es 859 Kommentare aber gerade einmal 136 Likes. Ein Danke aus der ersten Aktion kam von weit weniger als der Hälfte der Teilnehmer. Euch scheint nicht klar zu sein, dass auch ich hier ›Werbung‹ mache und für Aktionen, wie diese, Geld ausgeben muss. Wenn also ihr kein Dankeschön geben mögt, wieso sollten es dann die Käufer eurer Artikel tun? Und ihr bekommt zumindest eure Ware bezahlt, oder?

(Stand: 08:34 Uhr, Sonntag 18. April 2021)

Es gibt hier etwas kostenlos, doch es finden sich immer wieder einzelne Nutzer, die fragen, ob es sich dabei um einen ›Fake‹ handelt. Über Nacht (also von 22:00 bis 7:00 Uhr) kommt kein Code und schon wird gemeckert. Trotz zigfacher Hinweise, was zu tun ist, wenn der Code nicht angekommen ist. Selbst wenn ihr ihn erhalten habt, kommen Beschwerden. Auch unzählige Posts, wie dann vorzugehen ist, halfen nicht.

Aus meiner Perspektive müsste ich euch hassen für so viel Ignoranz. Aber nein, ich bin kein Stück anders. Wir alle sind kaum besser und handeln genauso. Nur ganz wenige bekommen es hin, zunächst Fehler bei sich selbst zu suchen und ihr eigenes Handeln zu hinterfragen. Auch ich tue mich da schwer.

Bitte denkt darüber nach. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ein anderes Mindset euer Unternehmertum beeinflussen wird.