Wenn Hochstapelei zum Marketingtipp wird – und 3.900 Menschen applaudieren
Es ist ein Paradebeispiel für das, was in der Kommunikationsbranche schiefläuft:
Ein Berater prahlt öffentlich damit, seine Kunden bewusst getäuscht zu haben – und wird dafür gefeiert.
Hans Neubert, Consulting Director bei charles & charlotte und Vorstand der Bundesgesellschaft für Digitale Medien, gibt auf LinkedIn offen zu, sich eine fiktive Assistentin ausgedacht zu haben, um bis zu 28 % höhere Gagen zu verhandeln.
Das Problem:
Diese Praxis ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern nach anwaltlicher Einschätzung klar unlauter nach § 5 UWG und unter Umständen sogar strafrechtlich relevant (§ 263 StGB – Betrug). Auf eine Wortfilter Anfrage reagierte er nicht.
Was Neubert stolz als „Perspektivwechsel“ verkauft, ist in Wahrheit nichts anderes als Täuschung mit Bereicherungsabsicht.
Wer ist Hans Neubert?
Laut seiner eigenen OMR-Speaker-Introduction 2026 beschreibt sich Neubert so:
„Hans Neubert ist Digital Media Experte. Als Consulting Director bei charles & charlotte, Vorstandsvorsitzender der Bundesgesellschaft für Digitale Medien und Herausgeber des ‚Digital Media Award Germany‘ gestaltet er die Zukunft von Marken mit Strategie, Storytelling und Mut zur Innovation.
Er hat preisgekrönte Kampagnen für die größten Konsumgütermarken der Welt entwickelt, nicht nur Trends gesetzt, sondern digitale Ökosysteme geschaffen, die nachhaltig performen.
Sein Ziel: Marken nicht nur sichtbarer, sondern ikonisch zu machen mit Innovation, Emotion und einer Strategie, die nicht nur den Zeitgeist trifft, sondern ihn neu definiert.
2024 wurde er mit dem Titel ‚Marketing Talent 2024‘ der Absatzwirtschaft prämiert. 2025 zählt er zu den 30 unter 30 des PR Reports, zu den „20 besten digitalen Vermarktern“ Deutschlands laut Favikon, zu den Top U33 der Branche laut W&V und zu den Top 50 Young Leaders laut NewCom.
Als Autor, Podcast Host und Kolumnist bei OMR, Campaign Magazine, W&V und mehr hält er den Finger am Puls der Digital-Branche und liefert Insights in Social Media und die Zukunft der Markenkommunikation.“
Kurz gesagt:
Ein Mann mit beachtlicher Reichweite, glänzenden Auszeichnungen und bester Vernetzung.
Und genau deshalb ist sein Verhalten so brisant. Die Frage sei erlaubt: Wie viel davon ist Fake?
Die Täuschung: „Linda“, die erfundene Assistentin
In seinem viralen LinkedIn-Beitrag (3.935 Likes, 704 Kommentare, 15 Reposts) schreibt Neubert wörtlich:
„Ich hatte 2 Jahre lang eine Assistentin, die es gar nicht gab. Und sie hat mir bis zu 28 % mehr verhandelt. 🤝
Vor rund zwei Jahren habe ich mir eine fiktive Assistentin ausgedacht. Linda.
Ich richtete eine E-Mail-Adresse für sie ein, schrieb eine kleine, charmante Signatur und ließ sie meine Vortrags- und Panelanfragen managen. 🫰In Wahrheit war Linda natürlich ich. Ich war es, der die Mails schrieb, die Konditionen aushandelte, die Termine abstimmte. Aber ich tat es eben nicht als ich selbst.
Die Gagen stiegen teilweise um 28 %. 📈“
Das ist kein psychologisches Selbstexperiment, kein Rollenspiel und keine clevere Kommunikationsstrategie –
das ist eine bewusste Täuschung gegenüber Kunden, um höhere Preise durchzusetzen. Er hat Menschen geschädigt. Kunden gaben mehr Geld aus als nötig. Neubert auf der anderen Seite bereicherte sich.
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Weitere InformationenJuristisch klar: Das ist unlauter
Ein Fachanwalt für Wettbewerbsrecht bewertet das unmissverständlich:
“ Vor einigen Jahren gab es eine Welle von Abmahnungen, weil sich Einzelunternehmer im Rahmen des Impressums als Geschäftsführer bezeichnet haben.
Die Gerichte gehen mehrheitlich davon aus, dass damit das Vorliegen einer juristischen Person suggeriert wird und dritte darüber getäuscht werden, wie groß der Geschäftspartner wirklich ist.
Eine vergleichbare Fehlvorstellung wird erzeugt, wenn der Einzelunternehmer ohne Angestellte eine fiktive Assistentin vorschickt.“, so Rechtsanwalt Robert Meyen von der Kanzlei marken.legal in Düsseldorf gegenüber Wortfilter.
Hier geht es um einen Menschen, der vorgibt, jemand anders zu sein, um sich selbst zu bereichern.
Das ist nicht clever, das ist Hochstapelei.

Moralisch verkommen – aber gefeiert
Und was macht die Branche?
Sie applaudiert.
Über 3.900 Likes, Kommentare voller Bewunderung – und kein kritischer Widerspruch.
„Wenn ich das lesen würde und betroffen wäre, ginge das direkt zu meinem Anwalt – der soll die 28 % zurückfordern.“, sagte ein E-Commerce Consultant gegenüber Wortfilter.
Wir müssen uns fragen:
Wollen wir wirklich in einer Branche arbeiten, die Täuschung und Schauspielerei als Erfolgsfaktor feiert?
In der Marketingverantwortliche stolz erzählen, wie sie ihre Kunden abzocken?
Das hat nichts mit Mut oder Kreativität zu tun.
Das ist Selbstinszenierung und Bereicherung auf Kosten anderer, die den Ruf der gesamten Branche beschädigt.
Täuschung als Businessmodell
Wer sich eine fiktive Mitarbeiterin erfindet, um professioneller zu wirken oder eine bessere Verhandlungsposition zu generieren, täuscht nicht nur über die Größe seiner Unternehmung, sondern über seine eigene Integrität.
Das ist, als würde sich ein Hausmeister als Innenarchitekt ausgeben – oder eine Ein-Mann-Agentur sich als 100-köpfiges Unternehmen verkaufen.
„Wollen wir wirklich, dass so Geschäfte gemacht werden? Der Typ hat ganz konkret Partner geschädigt, sich bereichert und andere dazu gebracht, mehr zu zahlen, als sie wollten.“, schrieb eine Branchen-Teilnehmerin & Tipp-Geberin an Wortfilter.
Man erhöht den eigenen Wert durch Vorspiegelung falscher Tatsachen.
Und das ist kein „Marketing“, sondern Hochstapelei, Blenderei und Schwindel.
So etwas darf in unserer Branche nicht Hingenommen werden.
Denn wenn Täuschung und Manipulation gefeiert werden, verliert das ehrliche Unternehmertum und das handwerklich gute Marketing seine Glaubwürdigkeit.
Mein Fazit
Hans Neubert mag stolz darauf sein, seine Kunden erfolgreich getäuscht und abgezockt zu haben.
Ich bin es nicht.
Dieses Verhalten ist juristisch fragwürdig, moralisch indiskutabel und unternehmerisch gefährlich.
Denn wer Vertrauen als Werkzeug missbraucht, zerstört es langfristig – bei seinen Kunden, seinen Partnern und in seiner Branche.
3.900 Likes ändern nichts daran:
Das ist kein Mut zur Ehrlichkeit.
Das ist ein Marketing-Gau.
Und wer so etwas öffentlich feiert, sollte sich nicht „Digital Media Experte“ nennen –
sondern schlicht: Schauspieler oder Hochstapler.




