Videos im Netz sind das dominierende Thema im Moment – große Bandbreiten und leistungsfähige Endgeräte machen es möglich. Der Mensch liebt Bewegtbild, das Unterbewusstsein wird aktiv angesprochen, Assoziationen mit Kino und großer Unterhaltung lassen uns Bewegtbild als aufregend erleben. Film emotionalisiert. Mit dem Auge sind wir einfach näher dran am Geschehen – der Mensch als visuell gesteuertes Wesen.

Und von „Eventisierung“ und Einkaufserlebnissen in Online ­ shops ist ja im Marketing auch schon einige Zeit die Rede. Die Shops sollen möglichst aufregend gestaltet sein. Video kann genau das bedienen. Wenn ich es richtig anstelle. YouTube ist die zweitgrößte Suchmaschine im Netz – gleich hinter Google, dem Mutterkonzern von YouTube. Viele Menschen – und vor allen Dingen die ganz jungen – nutzen das Videoportal als Quelle Nummer eins, um sich zu informieren. Über Bestehendes und vor allen Dingen: Brandneues. Rund zwei Drittel der Online -Kunden kaufen lieber in Shops, die Bewegtbilder anbieten. Das ist ein Pfund. Video scheint zu überzeugen.

Die Sinne des Menschen.

Lange Produktbeschreibungen sind langweilig. Und auch Bilder zeigen Produkte weniger detailliert und umfassend als Produktvideos. Ein gutes Video zeigt das Produkt in Aktion und von allen Seiten. Dabei entsteht ein Eindruck von Wirklichkeitsnähe. Außerdem bleiben Videos tendenziell besser in Erinnerung als Texte oder Fotos. Beim Schauen eines Videos werden mehrere Sinne angeregt und Emotionen geweckt. Diese mit dem Produkt verbundenen Emotionen sind der Hauptgrund, teure Markenprodukte zu kaufen. Der Mensch lernt am meisten, wenn er Bild & Ton gleichzeitig aufnehmen kann.

10 % des Inhalts memorisiert der Mensch durch Lesen, 20 % durch Hören, 30 % durch Sehen 50% durch Hören & Sehen

Die menschlichen Sinne unterliegen einem Ranking im Gehirn, der Schaltzentrale für unsere Ratio: 75% Auge, 12% Gehör, 7% Tastsinn, 3% Geschmack, 3% Geruch

Fakten zur Wirkung von Bewegtbild.

Die Integration von qualitativ hochwertigen Produktvideos macht Kunden zufriedener. Dies lässt sich am besten an der Konversionsrate erkennen: durch das Aufzeigen der Produktvorteile erleichtern Videos den potentiellen Kunden die Kaufentscheidung. Studien belegen das: Onlineshop-Besucher, die Videos angeschaut haben, kaufen durchschnittlich 71,3% häufiger als Kunden, die kein Video angeschaut haben. Analog dazu erhöht sich der durchschnittliche Warenkorbwert.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Content in Form von Bewegtbildern erhält bei Google größere Relevanz als reiner Text. Wenn auf Shop-Seiten Videos integriert sind, steigt die Chance auf ein höheres Ranking durch die Suchmaschine signifikant. Zudem werden Videos – bei richtiger Integration – als Rich Snippet mit Vorschau-Bild gelistet. Sie erhalten mehr Besucher durch verbesserte Page-Rankings und höhere Click-Through-Rates.

Nach einer Studie der IHK Köln geben rund zwei Drittel (genau: 62,3%) der Befragten an, dass eine ausführliche und informative Produktbeschreibung ein wichtiges Kriterium bei der Wahl ihres Onlineshops ist. Kein anderes Format eignet sich dafür besser als Produktvideos. Der Kunde hat die Möglichkeit, sich schon vor der Bestellung über alle Eigenschaften zu informieren und stellt die richtigen Erwartungen an das Produkt. Sie ersparen Ihren Kunden unfreiwillige Überraschungen und verringern so die Anzahl der Retouren.

Eigenproduktionen oder Herstellervideos?

Videos bieten eine zeitgemäße Möglichkeit, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Gleichzeitig zeugen sie von einem besonderen Qualitätsanspruch. Bereiten Sie Ihren Kunden ein Shopping-Erlebnis durch visuell aufbereitete Produktpräsentationen. Denn mehr als die Hälfte der Kunden (genau: 52%) verweilen länger in Onlineshops mit Videos. Ein eindeutiges Zeichen dafür, dass diese Art des Einkaufserlebnisses wertgeschätzt wird. Onlineshops, die auf Videos und Content setzen, wandeln sich weg vom reinen Ort der Kauftransaktion hin zu einem Ort, an dem sich Ihre Kunden gerne informieren – und entsprechend auch verweilen. Dies führt zu einer geringeren Abhängigkeit vom harten Preiskampf im Online-Handel, da andere Qualitäten in den Vordergrund rücken. Die meisten großen Marken haben bereits professionelle Videos zu den eigenen Produkten. Dies können Sie sich zu Nutzen machen! Sparen Sie sich hohe Videoproduktionkosten und setzten Sie eigene Videos nur gezielt für margenstarke Eigenprodukte oder absolute Neuheiten ein.

Equipment – was brauche ich?

Smartphone oder 4K-Kamera? Oder etwas dazwischen? Finden Sie adäquat zu Ihrem Anspruch an Ihren Shop und die Produkte den Stil, mit dem Ihr Video wirken soll. Hoch ­ wertige Produkte sollten möglichst hochwertig dargestellt werden im Film. Und andersrum: eher „trashige“ Produkte können auch in einem Amateur -Style gut wirken. Aber Vorsicht: Trash -Style nur einsetzen, wenn Sie das kleine Einmal -Eins bereits beherrschen! Das ist Grundvoraussetzung. Das Wichtigste ist: die Authentizität. Glaubwürdigkeit erreichen Sie in Ihren Filmen in erster Linie über die Dimension: passt der Film zum Produkt, oder nicht?

Musikinstrumente beispielsweise will man sehen und hören – und nicht unbedingt nur hören was der Mensch im Film erzählt, der das Instrument demonstriert. Kleidung an Models will der Konsument in 360 -Grad -Ansichten betrachten können. Größenverhält ­ nisse können wichtig werden – wie stellt sich ein Beistelltisch dar, wenn z.B. eine Vase darauf zu sehen ist. Der Zuschauer kann die Verhältnisse so mit seinen Gewohnheiten abgleichen und relativieren. Und: Sorgen Sie unbedingt für ein ruhiges Bild. Stative helfen und sollten nicht als erstes auf die Streichliste kommen. In der Ruhe liegt die Kraft, das gilt insbesondere für Videos, die nicht verwackelt sind. Ein altes britisches TV -Sprichwort sagt: „Let it happen in the picture!”

Kosten – Minimalausstattung oder Luxusvariante?

Im Rahmen von 1000€ bis „Ende offen“ ist alles möglich. Schon mit einem ganz kleinen Budget können Sie große Wirkung erzielen. Denn wie bei Musikern gilt: es ist nicht das Instrument, das spielt. Know-How, Routine, Erfahrung und Talent sind die wesentlichen Parameter, die über das Gelingen entscheiden. Wenn man weiß „wie“, kann man auch mit einem Smartphone gute Videos erstellen. Idee und Produkt spielen dabei eine tragende Rolle. Also: Kosten sind nicht entscheidend für den Erfolg. Investitionen können sich nur dann auszahlen, wenn mit der Technik richtig umgegangen wird. Haben Sie den Anspruch, ein richtiges Videostudio einzurichten, dann machen Sie das. Aber schöpfen Sie dann auch Ihre Möglichkeiten richtig ab und produzieren Sie “high-class” – wenn das die Produkte Ihres Shops besser in Szene setzt.

Wenn Sie ein Freund von Low-Budget sind, lassen Sie die kreativsten Köpfe verrückte Sachen machen mit GoPro´s oder Smartphones. Generell gilt: versuchen Sie adäquate Lösungen anszustreben. Das Produkt und seine Bestimmung sollte dabei immer im Mittelpunkt stehen.

Licht richtig setzen!

Leuchten Sie das Objekt gut aus. Nichts ist ärgerlicher, als wenn Sie nach dem Dreh feststellen müssen, das wenig bis gar nichts zu erkennen ist. Farbechtheit ist hier auch ein Thema. Kunstlicht hat eine andere Farbtemperatur (3400 Kelvin) als Tageslicht (5500 Kelvin). Tageslicht bildet die Farben authentisch ab – bei richtiger Belichtung. Zum besseren Verständnis: Die internationale Norm für mittleres Sonnenlicht beträgt 5500 Kelvin. Das entspricht in etwa dem Ton eines Sonnentages bei klarem Himmel am Vor- oder Nachmittag. Um andere Farbtemperaturen zu erreichen, werden Filter vor das Objektiv gesetzt. In der Fotografie wird oft automatisch ein Weißabgleich vorgenommen. Eine Nachbearbeitung unkorrekter Farben in der Postproduktion ist in gewissen Grenzen möglich, mindert aber stets die Qualität der Abbildung. Auch Gesichter von Menschen sollten nicht vor dem Hintergrund „absaufen“, d.h. ich erkenne Gesichter nicht, weil der Hintergrund z.B. alles überstrahlt. Und wenn ich ein Vertrauen erweckendes Element wie ein menschliches Gesicht nicht richtig zu erkennen gebe, ist mehr als die halbe Miete für ein glaubwürdiges und überzeugendes Video schon verschenkt. Deshalb: unterschätzen Sie nie die Wichtigkeit der Ausleuchtung!

Ton richtig aufnehmen.

Wie wichtig ein guter Ton ist, wird gern unterschätzt. Dabei ist er gleichzusetzen mit der Qualität des Bildes. Sorgen Sie für den richtigen Ton, denn wenn die Sprachverständlichkeit leidet, schwindet auch die Überzeugungskraft des Films. In einem Erklärvideo z. B. muss es dem Betrachter extrem leicht gemacht werden, den Dingen zu folgen. Ist der Ton schlecht, bedeutet das Stress. Und Stress hält Menschen fern von Ihrem Shop. Wenn die Kamera keine gute Aufnahmemöglichkeit für den Ton hat, nutzen Sie ein spezielles Gerät für die Tonaufnahme parallel. In der Postproduktion muss dann nur der Ton mit dem Bild synchronisiert werden, was ein wenig mehr Aufwand bedeuten kann. Für einen ausgebildeten Mediengestalter stellt das allerdings keinerlei Problem dar.

Ein Einstieg: „Unboxing“ – Denn Auspacken kann so sexy sein.

Ein Trend der letzten Jahre ist das sogenannte „Unboxing“, also das mit Spannung erwartete Auspacken eines lang erwarteten Objektes der Begierde. Das neueste iPhone beispielsweise wird feierlich aus dem Karton geholt – die Vorfreude wird so nachfühlbar gemacht, das Produkt wird zelebriert, der Aspekt des „Brandneuen“ so untermalt. Hier können Sie wirklich Punkte machen bei der Kundschaft und sich ganz nebenbei als aktueller Shop präsentieren, der die aktuellsten Produkte im Sortiment führt und sich dessen auch bewusst ist. Weil er die Neugier der Kundschaft auf das Neuste vom Neuen mit Unboxing-Videos bedient. Fühlt der Kunde sich „abgeholt“ mit seinen Bedürfnissen, wird er stets wiederkehren. Und auch initiativ dort vorbeischauen, weil er vielleicht eine Überraschung vorfinden kann – ein neues Video.

Welche Produkte eignen sich für Video?

Grundsätzlich neue Produkte, die man vor dem offiziellen Erscheinen schon einmal in einem Video vorstellen kann. So nutzen Sie den dramaturgischen Vorteil der Vorfreude. Und die kann bekanntlich die Schönste sein. Produkte sollten ihrer Bestimmung folgend „in action“ gezeigt werden, also im wirklichen Betrieb oder Kontext, der Sinn macht. So, dass der Betrachter einen Mehrwert hat, wie er den Artikel auch einsetzen könnte – das steigert den Wunsch, das Produkt auch zu besitzen. Auch die Retourenquote wird signifikant sinken, weil der Kunde viel zielsicherer die Produkte auswählt, die er auch tatsächlich braucht. Oder regen Sie die Phantasie Ihrer Betrachter an, steigern Sie den Kaufwunsch, indem Sie die Produkte in einem humoristischen oder fachfremden Kontext zeigen. So provozieren Sie, heben sich ab vom inhaltlichen Mainstream – je nachdem, welche Zielgruppen Sie bedienen wollen, kann das Abschweifen in anderer Gefilde förderlich sein für den Zweck. Probieren Sie etwas aus, experimentieren Sie, lassen Sie Ihre kreativen Mitarbeiter schalten und walten.

Protagonisten oder Moderatoren?

Wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Neuromarketing haben gezeigt: Produkte verkaufen sich mit symphatischen Menschen, die sie vorstellen oder präsentieren, besser. Der Mensch agiert hier als sogenanntes Vertrauenselement. Archaische Impulse werden aktiviert. Wir Menschen trauen eher einem Produkt, dass uns von einem Artgenossen empfohlen worden ist. Diesen Fakt können Sie nutzen, indem Sie einen Moderator oder Presenter einsetzen, der das Produkt zeigt und auch seine Funktionen erklärt. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass der Moderator auch zu ihrem Sortiment oder Ihrer Hausphilosophie passt. Also: eher rustikal, der sprichwörtliche „Typ von nebenan“ oder eher ein „SchickiMicki“, ein sportlicher Typ oder einer der Marke „ultraseriös“. Passen Sie diesen Aspekt unbedingt an die Produkte und an Ihre Zielgruppe an. Wen wollen Sie ansprechen? Wie kann ich den USP (Unique Selling Point) des Produktes am besten herausstellen? Welche Produkt -Features bedürfen einer ergänzenden Erklärung? Seit dem Durchbruch von Marylin Monroe als Werbeikone gilt es als Konsens in der westlichen Welt: Sex sells! Das zu ignorieren, hiesse einen entscheidenen Vorteil ad acta zu legen. Wenn Sie also attraktive Moderatoren (respektive Moderatorinnen) zur Verfügung haben – setzen Sie sie ein!

Size matters! Je länger, desto besser?

Nein. In der Kürze liegt die Würze. Die neuesten Zahlen von YouTube beispielsweise belegen, dass viele Zuschauer ab Minute 01:30 aussteigen. Das entspricht den gelernten Sehgewohnheiten der Konsumenten. Die Tendenz der letzten Jahre zeigt auch, dass das Interesse weiter abnimmt, je länger die Filme dauern. Deshalb liegt die durchschnittliche Sehdauer bei Web-Videos auch bei ca. 02:30 Minuten. Das sind Durchschnittswerte. Wenn Sie der Meinung sind, ein Produkt verträgt ganz sicher ein längeres Video, dann produzieren Sie es auch so. Sie werden sehen, dass die kürzeren Filme besser geklickt werden. Denn Zeit ist Geld. Zur Erklärung: die Aufmerksamkeitsspanne des Menschen hat generell abgenommen. Wissenschaftliche Studien zeigen: Im Jahr 1985 hatte eine Mensch im Schnitt rund 12 Sekunden Zeit, sein Gegenüber von etwas zu überzeugen, bevor dieser die grundsätzliche Entscheidung getroffen hat, ob er weiter zuhört oder nicht. 30 Jahre später, im Jahr 2015, waren es nur noch 8 Sekunden. Das sind nur noch zwei Drittel der Zeit. Eine Entwicklung, die Sie unbedingt bei Ihren Produktionen berücksichtigen sollten. Deshalb: Konzeptionieren Sie den Film im Vorfeld – denn dann sehen Sie am deutlichsten, wo Zeit gespart werden kann. Eine gute Vorbereitung hilft wesentlich, Ihr Ziel zu erreichen. Mehr verkaufen mit guten Produktvideos.

Über den Autor:

Alexander Meyer -Köring, nach Stationen als TV -Producer bei der Nachrichtenagentur Reuters, als Redakteur, Filmchef und Chef vom Dienst beim Nachrichtensender n -tv, PR -Redakteur bei Palmer Hargreaves nun seit April 2016 als Content Editor Sales bei Trusted Shops auf das Gebiet E -Commerce spezialisiert