Insolvenzen im April 2025: Weiterer Anstieg bei Regelverfahren – besonders Transport, Zeitarbeit und Gastgewerbe betroffen

Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland ist im April 2025 erneut gestiegen – um 3,3 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) kürzlich mit. Auch die Zahlen für Februar 2025 zeigen deutliche Ausschläge: Unternehmensinsolvenzen stiegen um fast 16 %, Verbraucherinsolvenzen um knapp 5 %.


📈 Was bedeutet „beantragte Regelinsolvenz“?

Wenn ein Unternehmen oder eine wirtschaftlich tätige Person in Deutschland Insolvenz anmeldet, läuft das Verfahren in der Regel über das sogenannte Regelinsolvenzverfahren. Dazu zählen unter anderem:

  • GmbHs, AGs, Einzelunternehmen
  • Mehrheitsgesellschafter von Kapitalgesellschaften
  • ehemals Selbstständige mit komplexen Vermögensverhältnissen

Wichtig: Die Daten basieren nicht auf der Einreichung des Insolvenzantrags selbst, sondern erst auf der gerichtlichen Entscheidung, das Verfahren zu eröffnen – meist rund drei Monate nach Antragstellung. Das heißt: Die tatsächliche wirtschaftliche Schieflage tritt viel früher auf.


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🔍 Die aktuellen Zahlen im Überblick

📅 April 2025 (vorläufige Zahlen):

  • +3,3 % mehr beantragte Regelinsolvenzen als im April 2024
  • Damit ist der Anstieg deutlich geringer als in den Monaten Juli 2024 bis Januar 2025, wo teilweise zweistellige Zuwachsraten gemeldet wurden

📅 Februar 2025 (endgültige Zahlen):

  • 2.068 Unternehmensinsolvenzen = +15,9 % gegenüber Februar 2024
  • 6.075 Verbraucherinsolvenzen = +4,8 %

💥 Besonders bemerkenswert: Die Forderungen der Gläubiger aus den Februar-Verfahren summieren sich auf 9 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresmonat (4,1 Mrd. Euro).


🚨 Welche Branchen trifft es am härtesten?

Destatis nennt die Insolvenzhäufigkeit je 10.000 Unternehmen:

BrancheInsolvenzen je 10.000 Unternehmen
Verkehr und Lagerei (z. B. Speditionen, Kurierdienste)10,0
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (u. a. Zeitarbeit)9,3
Gastgewerbe (z. B. Gastronomie, Hotels)9,0

Zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 6,0 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.


📌 Methodischer Hinweis

Die hier genannten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf Insolvenzverfahren, nicht aber auf andere Geschäftsaufgaben (z. B. freiwillige Geschäftsaufgabe ohne Schulden, Liquidation nach Verkauf etc.).

Etwa 30 % aller Insolvenzverfahren sind Regelinsolvenzen – also solche, die hauptsächlich Unternehmen betreffen. In den restlichen 70 % handelt es sich vorwiegend um Verbraucherinsolvenzen, Nachlassverfahren oder Gesamtgutinsolvenzen.


🧮 Wie wird die „Insolvenzhäufigkeit“ berechnet?

Die Berechnungen basieren auf Daten aus dem statistischen Unternehmensregister. Als „Unternehmen“ gelten:

  • Juristische Personen (z. B. GmbH, AG)
  • Natürliche Personen (Einzelunternehmer, Freiberufler)
  • Personenhandelsgesellschaften (z. B. oHG)

Die gemeldete Insolvenzhäufigkeit gibt an, wie viele dieser Einheiten je 10.000 aktiv wirtschaftender Betriebe insolvent gingen.


📊 Ein Blick auf den Langzeittrend

Seit dem Jahr 2018 zeigt die Entwicklung der Regelinsolvenzen eine stark schwankende Bewegung:

  • 2020–2021: zeitweise Aussetzung der Insolvenzantragspflicht während der Corona-Krise
  • 2022–2024: Nachholeffekte mit zweistelligen Anstiegen
  • 2025: Entspannung – aber kein Rückgang: April mit +3,3 %, März mit +5,7 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahresmonat

Die aktuelle Lage zeigt also eine Konsolidierung auf hohem Niveau, aber keine Trendwende nach unten.


Händlerbund HB Capital GmbH Insolvenz

Einordnung: Die leisen Insolvenzen – und die, die jetzt wachsen

Von den großen Insolvenzen hören wir regelmäßig: Pressemitteilungen, Berichterstattung, öffentliche Debatten. Doch wenn kleine oder mittlere Händler verschwinden, passiert das meistens ohne jedes Geräusch. Kein Hinweis, kein Statement – einfach offline. Auf einmal ist der Shop weg. Und oft bleibt nur das, was sich in der Branche herumspricht.

Was wir aktuell hören: Die Lage ist angespannt – auch bei größeren KMU.
Aber: Es gibt auch positive Ausreißer. Händler, die den Druck der vergangenen Monate genutzt haben, um ihre Prozesse zu überdenken, Lagerhaltung zu straffen, Marge und Sortimente zu optimieren.

Und genau diese Händler erzählen etwas Erstaunliches:

„Wir wachsen wieder.“

Nicht trotz, sondern wegen der Krise. Weil sie sie als Anlass genommen haben, sich neu aufzustellen.

Das zeigt auch:
📌 Vorher wurde Potenzial verschenkt.
📌 Es wurden Wachstumschancen nicht genutzt – oft aus Routine oder Bequemlichkeit.

Und jetzt stellt sich die entscheidende Frage:

Lernt ihr daraus? Auch für die Zukunft?

Denn eines ist klar: Wer jetzt optimiert, wartet nicht auf die nächste Krise.
Er baut heute die Basis für stabiles Wachstum von morgen.


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