Ein Blick hinter die Kulissen einer Plattformgruppe, die wieder mit Zahlungsschwierigkeiten auffällt.
Wer in der aktuellen Printausgabe des Manager Magazins blättert, stößt auf einen kurzen Beitrag über die The Platform Group (TPG). Die Journalisten Sarah Heuberger und Caspar Schlenk berichten dort über finanzielle Unregelmäßigkeiten innerhalb des Unternehmensgruppe – und der Beitrag hat es in sich: Es geht um eine offene Rechnung über 150.000 Euro, die angeblich nicht beglichen wurde. Der Gläubiger sah sich gezwungen, das Amtsgericht Hamburg-Altona einzuschalten und zu klagen.
Wiederkehrende Zahlungsprobleme bei der TPG?
Das allein wäre schon bemerkenswert. Doch der Beitrag geht noch weiter: Es ist von weiteren Zahlungsverzügen die Rede – wenn auch nur oberflächlich erwähnt. CEO Benner reagierte prompt und wies die Vorwürfe erwartungsgemäß zurück. Die Rede ist von einem „aktiven Working-Capital-Management“, das man bei TPG betreibe.
Ein Begriff, der im Unternehmenskontext oft bedeutet: Wir drehen jeden Euro zweimal um. Dass das mitunter auf dem Rücken von Gläubigern und Partnern geschieht, zeigt die Antwort des Amtsgerichts: Auf Anfrage des Manager Magazins bestätigte das Gericht, dass mehrere Vollstreckungsbescheide gegen die TPG-Tochter ViveLaCar – heute unter dem Namen x-Mobility – ergangen sind. Und das seit Anfang des Jahres.
Der Schuh drückt auch bei schuh24.de
Wer sich etwas länger mit der Plattformgruppe beschäftigt, dem sind solche Hinweise nicht neu. Schon 2023 und 2024 berichteten zahlreiche Händler von Auszahlungsverzögerungen bei schuh24.de, einer weiteren Marke unter dem TPG-Dach. Der Schuhkurier schrieb dazu wörtlich:
„Erneut mehren sich seit einigen Monaten die Beschwerden über verspätete Zahlungen durch Schuhe24.“
Für Händler bedeutet das: Unsicherheit. Und vor allem fehlende Liquidität, wenn Zahlungen nicht wie vereinbart eintreffen. Gerade kleinere Einzelhändler, die sich Plattformen wie schuh24.de angeschlossen haben, sind auf pünktliche Auszahlungen angewiesen. Für sie ist der Plattformpartner nicht nur Vertriebskanal, sondern Teil ihrer finanziellen Planung.
Der Podcast, der es früh ahnte
Bereits vor acht Monaten thematisierte der bekannte Doppelgänger-Podcast mögliche Liquiditätsprobleme bei TPG. In dieser Episode äußerten sich die Hosts kritisch über das Geschäftsmodell und die Finanzierung des Unternehmens:
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Sie beschrieben damals bereits, was nun offenbar durch Gerichte bestätigt wird: The Platform Group hat ein Liquiditätsproblem – ob temporär oder strukturell, bleibt offen.
The Platform Group – Ein System mit Ansage?
Der Gründer und Geschäftsführer von TPG, Dr. Dominik Benner, ist in der Branche kein Unbekannter. Er tritt regelmäßig in den Medien auf, sucht die Bühne, schreibt Gastbeiträge und positioniert sich als moderner Plattformunternehmer. Und bisher ist es ihm auch immer gelungen, kritische Stimmen kleinzuhalten.
Doch die aktuellen Entwicklungen könnten das ändern. Wenn ein Unternehmen – oder eine Unternehmensgruppe – in größerem Umfang Zahlungen verspätet leistet oder gar nicht zahlt, dann ist das kein Einzelfall, sondern ein Systemproblem. Und auch der Begriff „Working-Capital-Management“ verliert dann seinen beschönigenden Charakter und wird zur Chiffre für Zahlungsverzug auf Kosten anderer.
Was bedeutet das für Händler?
Für Händler, die aktuell mit Plattformen der TPG zusammenarbeiten – wie schuh24.de, sportmarken24.de, taschen24.de oder outfits24.de – stellt sich eine klare Frage:
Ist mein Geld dort sicher?
Die jüngsten Hinweise legen nahe: Vorsicht ist geboten. Wer über diese Plattformen verkauft, sollte seine Zahlungseingänge eng überwachen und sich bei Unregelmäßigkeiten schnell juristisch beraten lassen. Denn wenn ein Amtsgericht bereits mehrere Vollstreckungsbescheide ausstellt (gegen ein Tochterunternehmen), dann ist das kein Gerücht mehr – sondern justiziabler Fakt.
Fazit: The Platform Group – Die Fassade bröckelt
Ob die The Platform Group wirklich „klamm“ ist, lässt sich ohne Einblick in die Bücher nicht abschließend beurteilen. Aber: Der Eindruck entsteht. Und er wird durch Aussagen von Gerichten, betroffenen Händlern und Branchenbeobachtern untermauert.
Die Plattformstrategie von Dr. Benner steht auf dem Prüfstand. Und diesmal könnte es sein, dass sich die Vorwürfe nicht so einfach wegmoderieren lassen.