Umfrage: Jeder Zweite behält Online-Bestellung – Rückgabe oft zu kompliziert

Rücksendung? Lieber nicht. Fast die Hälfte der deutschen Online-Shopper verzichtet auf die Rückgabe bestellter Produkte, wenn der Retourenprozess zu aufwendig ist. Das zeigt eine aktuelle, repräsentative Bitkom-Umfrage. Auch wenn rechtlich alles klar geregelt ist: In der Praxis scheitert die Rückgabe oft an Hürden wie fehlenden Retourenscheinen, umständlichem Etikettendruck oder langen Wegen zum Paketshop.


📉 Die Zahlen im Überblick:

  • 49 % der Online-Shopper haben schon einmal auf eine Rücksendung verzichtet – weil es zu kompliziert war
  • 56 % finden die Rückgabe im Online-Shop einfacher als im stationären Handel

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🛍️ Was ist den Kundinnen und Kunden wichtig?

Die wichtigsten Aspekte bei der Rückgabe sind:

  • 94 %: Kostenlose Rücksendung
  • 94 %: Schnelle Rückerstattung
  • 77 %: Wahl des Versanddienstleisters (für kürzere Wege)
  • 68 %: Längerer Rückgabezeitraum als gesetzlich vorgeschrieben
  • 62 %: Rückgabe in stationären Filialen
  • 62 %: Nachhaltige Versandoptionen

🇨🇳 Kritik an außereuropäischen Plattformen

Bitkom-Expertin Nastassja Hofmann sieht insbesondere bei chinesischen Plattformen wie Temu oder Shein Nachholbedarf:

„Verbraucher suchen dort oft vergeblich nach Rückgabeinformationen. Bei sehr niedrigen Preisen lohnt sich die Rücksendung schlicht nicht. Hier müssen auch Nicht-EU-Händler zur Einhaltung der Regeln verpflichtet werden.“


🧭 Einordnung: Wettbewerbsvorteil durch Retourenvermeidung?

Die Studienergebnisse bestätigen, was viele Händler schon lange vermuten: China-Händler kämpfen mit deutlich weniger Retouren – ein struktureller Vorteil gegenüber europäischen Wettbewerbern, insbesondere im hart umkämpften Fashion-Segment. Weniger Rücksendungen bedeuten niedrigere Kosten und höhere Margen – ein echter Wettbewerbsvorteil.

Daraus ergibt sich eine unbequeme Frage: Sollen sich europäische Händler anpassen und Rückgaben gezielt verkomplizieren? Auf Plattformen, die das zulassen, wäre das technisch machbar. Und: Die schlechte Kundenerfahrung fällt oft nicht auf den Händler zurück – sondern auf die Plattform selbst (Stichwort: Plattform-Amnesie).

Doch diese Strategie birgt Risiken. Einzelne Händler schädigen mit solchem Verhalten das Vertrauen in die gesamte Plattform. Die Folge: langfristiger Kundenabfluss. Außerdem eignet sich diese Taktik – falls überhaupt – nur für günstige Artikel mit geringem Retourenwert.

Viele Händler stehen damit in der Zwickmühle: Kurzfristiger Vorteil durch Retourenvermeidung oder langfristige Kundenbindung durch Serviceorientierung?

Die ehrliche Antwort: Es sollte keine Zwickmühle sein. Der smarte Move ist eine kundenfreundliche Rückgabe – und das offensiv in der Kommunikation herauszustellen. So wird aus der Retourenfrage ein echter Conversion-Hebel.


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