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Karstadt-Mutter übernimmt den Marktplatz hood.de

Wie Jochen Krisch heute auf seinem Blog excitingcommerce.de zuerst berichtet, übernimmt die Karstadt-Mutter SIGNA 70% der Anteile an hood.de. Hierzu wurde die Karstadt Marktplatz GmbH gegründet. In dieser liegt nun die Beteiligung.

Der schöne Schein von Benkos Reich

So titelte die Wirtschaftswoche im März 2015 einen sehr ausführlichen Bericht über die SIGNA-Gruppe, die mehrheitlich zum Investor Rene Benko gehört. Zu SIGNA-Retail, einer Tochtergesellschaft, gehören unter anderem Outfitter, Dress-for-less, fahrrad.de, Tennis Point und Internetstores. Dort wird also ein bunter Blumenstrauß an Beteiligungen verwaltet. Mal mehr und mal weniger erfolgreich.

hood.de – ein Urgestein der Marktplatzlandschaft

Schon 1999 wurde der Marktplatz hood.de von Rayn Hood gegründet und startete damit fast zeitlich mit alando.de, dem Vorläufer von ebay.de. Im Gegensatz zu denen entwickelte sich Hood jedoch kaum und fristete immer ein Nischendasein. Eine wirkliche Relevanz in der Marktplatzlandschaft und bei Händlern schaffte Hood nie.

Medial beachtet wurde Hoods Prozess gegen Amazons Preisparität im Jahr 2012. Amazon zog das Preisdiktat zurück. Das kann als Sieg von Hood gewertet werden.

Vergangenes Jahr ermöglichte Hood in einem gemeinsamen Projekt mit Amazon, dass sich Kunden mit ihrem Amazon-Log-in auch bei Hood anmelden und mit Amazon Pay bezahlen können. Damit ist Hood erster Marktplatz außerhalb der USA, der diese Zahlweise ermöglicht. Auch hat Hood 2016 eine eigene App auf den Markt geworfen. Davon sind Rakuten und real.- noch ganz weit entfernt.

Oktober 2015 ist der Marktplatz stolze 15 Jahre alt geworden.

500.000€ Umsatz in 3 Monaten auf hood.de

Es gibt sie, die eine einzigartige und furiose Success Story auf hood.de. Julian Peters von PEWA-Solutions ist zweitgrößter Fischertechnik-Händler nach Amazon und er schaffte einen Umsatz von fast einer halben Mio.€ Umsatz im Weihnachtsgeschäft 2016.

hood.de ist hoch profitabel, seit 2005 schreibt die Plattform tiefschwarze Zahlen

(Quelle: Bundesanzeiger.de)

Wo liegt das Erfolgsgeheimnis?

Die Plattform ist still, macht bei den Händlern kaum Werbung, tritt selten bis gar nicht auf Messen auf und ist auch in den einschlägigen Medien wenig präsent. Wo also kommen die guten Zahlen her? Das GMV lag  2016 bei knapp unter 40 Mio.€. Das ist nicht viel im Gegensatz zu den anderen Hinterbänklern wie Rakuten, real.-, Yatego oder was sonst noch rumkriecht, wie z. B. allyouneed.de.

Ich bin der Meinung, dass Rayn Hood Google und die Preissuchmaschinen sehr gut versteht. Dort platziert er sehr erfolgreich die Angebote seiner Plattform. Hood ist ein richtiger Underdog.

Was sagt der Gründer & CEO Rayn Hood zur Übernahme?

Q: Wirst du noch die weiteren 30% halten?

A: Ja ich halte die 30% weiter und bleibe genau wie hood.de so, wie es jetzt aktuell ist.

Q: Nimmst du dir eine Auszeit?

A: Nein, ich nehme keine Auszeit. Wir haben noch viel vor.

Q: Kannst du etwas zum Preis sagen?

A: Nein, zum Preis darf ich nichts sagen.

Q: Wie geht es weiter?

A: Wir haben gemeinsam mit Karstadt noch viel vor. Es ist aber zu früh, um hier über Details zu sprechen. Du weißt schon … ungelegte Eier. Es gibt aber spannende Pläne.

Q: Kannst du etwas Exklusives mit auf den Weg geben?

A: Ich kann nur sagen, dass hood.de in den letzten Jahren stark gewachsen und hoch profitabel ist.

Fazit: Herzlichen Glückwunsch für den erfolgreichen Exit!

Ich mutmaße den Kaufpreis einmal im niedrigen 2-stelligen Millionenbereich. Damit dürfte Rayns Exit sehr erfolgreich sein, da seine Gesellschaft nahezu keine Verbindlichkeiten hat.

Ob und inwieweit der Zusammenschluss nun sinnvoll ist, wird die Zukunft recht schnell zeigen. Plattformen sind ja gerade richtig in Mode und jeder scheint auf den Zug noch schnell aufspringen zu wollen.

Aber Eines ist auch sicher: Einen erfolgreichen und vor allem relevanten Marktplatz zu etablieren ist eine Herausforderung. Und seien wir mal ehrlich: Dieser hat sich bislang nur Amazon und eBay erfolgreich gestellt. Alles andere, was sich auf dem Markt rumtreibt, kann kaum nennenswerte Erfolge vorweisen.

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Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

8 Gedanken zu „Karstadt-Mutter übernimmt den Marktplatz hood.de

  1. Matze

    Vielleicht klappts ja mit mehr Kapitalausstattung, und einer Auffrischung des Konzepts und der Kauf dient nicht nur zur Erhöhung der eigenen Reichweite, würde mich freuen.

    Hab mir immer gewünscht, dass Hood mal so richtig durchstartet und es zu mehr Konkurrenz bei den Marktplätzen kommt, leider hat sich die Konzentration bei den Marktplätzen aber m.E. noch weiter verstärkt. Ich denke da hat auch viel das recht attraktive Affiliate System von Amazon zu beigetragen.

    Ich google ein Produkt und was finde ich? Unzählige sogenannte “Produkttestseiten” die zu Amazon verlinken und die Amazon Bewertungen nutzen, und mit Shops um Rankingplätze konkurrieren und gerne mal besser abschneiden. Hm, kann ich auch gleich auf dem Marktplatz suchen. Ich finde da haben ebay und google etwas geschlafen. Ebay müsste m.E. mal sein Affiliate System attraktiver machen. War mal auf der Seite und wollte mir die Vergütungsstruktur ansehen – und wo führt der Link hin? Zur Ebay-Startseite, tolle Wurst. Google sollte mal etwas mehr bei den vielen “Produkttestseiten” aussieben.

    Klar wir brauchen mehr Konkurrenz bei den Marktplätzen, die Marktmacht der beiden ist einfach zu groß und der Händler wird dadurch noch kleiner, es schreien doch auch alle nach dem nächsten google, dass aus Euroland kommt.

    Was ich mir neben mehr Marktplatzkonkurrenz aber auch wünsche ist eine Shopsuchmaschine auf Provisions- und nicht auf Klickbasis mit Plugins für diverse Shops / Wawis (und nicht nur große handverlesene Anbieter). Naja, man wird ja noch träumen dürfen.

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  2. Aline

    Es ist immer eine Frage der Ressourcen: Wieviel Energie steckt man in so einen Marktplatz als Verkäufer. Ist es nicht sinnvoller, die gleiche Energie in einen eigenen Shop oder in die Verbesserung des Angebots auf Ebay oder Amazon zu stecken, lautet die Frage, die sich jeder Unternehmer, der etwas zu verkaufen hat, stellen sollte.

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    1. laserart24

      Ja und Nein. Es ist wie auf See, laufen deine 2 Schiffe nur ausgewählte Häfen an, fahren andere zu deinen nicht erreichten.
      Kümmerst du dich nicht um deine Mannschaft, wird die Leistung deiner etablierten schlechter und deine Kunden orientieren sich um.
      Ergo, sei bereit zur Expansion, sonst hast du auf allen Plattformen nichts zu suchen.

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  3. Christian Peter

    bevor man etwas bei hood.de verkaufen möchte sollte man es besser über Kleinanzeigen machen die Erfolgschance ist in jeden Fall sehr viel Grösser. Bei Hood.de verkauft im Monat bei ca. 500 Angeboten : 12 Stück. Die Zahlungsmoral ist aber sehr sehr schlecht. Von den 12 Kunden bezahlen drei nicht.

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  4. Pitti

    ja klar tiefschwarze Zahlen…. ist klar – sie leben von den Shop-Gebühren, ansonsten läuft ja nichts. Ein absolutes No-Go! Man bezahlt – verkauft aber nichts. Mir geht es auch so. Bin bald wieder raus!
    Kaufen kann man da auch nichts – ist ja so gut wie nichts drin, bzw, oft total überteuert! Da haben die Verkäufer ja keine andere Wahl, denn wie sollen Sie sonst die Kosten wieder einfahren?

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