Warum macht es Sinn, Wirtschaftskennzahlen zu beobachten und sie sogar für das eigene Business zu nutzen? Im Vergleich zum Vorjahr sind die Großhandelspreise um 2.6% gesunken. In einigen Branchen sogar deutlich mehr. Aber was bedeutet das für euch?

Die Unlust des Großhandels

Keiner eurer Hersteller oder Lieferanten (Großhändler) gibt freiwillig und vor allem ausreichend Preisreduktionen an seine Kunden – also an euch – weiter. Ihr wisst mitunter gar nicht, dass die Unternehmen in eurer Wertschöpfungskette mehr verdienen, ohne euch daran partizipieren zu lassen. Nachvollziehbar, denn jeder Teil der Kette möchte gerne seinen eigenen Profit maximieren. Das begründet die Unlust eurer Vorlieferanten oder Hersteller, eigene Ersparnisse weiterzugeben.

Ergo: Wer mit guten Argumenten kommt, der hat die Nase vorne und kann auch abseits existierender Preisvereinbarungen mitunter die eigenen Einkaufspreise reduzieren. Daher ist es wichtig, grundlegende Kennzahlen, wie z. B. die Großhandelsverkaufspreise, genauer zu betrachten.

Und da hilft das Statistische Bundesamt

Die Kernaussage, dass die Einkaufspreise des GH sinken, ist nur bedingt hilfreich. Auf die einzelnen Branchen zu schauen ist wichtig. Mineralölerzeugnisse sind um 17,9% gesunken. Was sind also Mineralölerzeugnisse und werden sie für eure eigenen Produkte wesentlich verwendet? Das solltet ihr wissen. Dann seid ihr in der Lage, euren Hersteller, Großhändler oder Lieferanten mit dem Wissen zu konfrontieren, dass er möglichweise 17,9 % einspart.

»Kräftige Preisrückgänge gegenüber dem Vorjahr gab es im Großhandel ebenfalls mit Altmaterial und Reststoffen. Insbesondere lagen die Preise für sortiertes gemischtes Altpapier (-43,4 %) sowie für Eisen- und Stahlschrott (-19,6 %) unter denen des Vorjahres. Auch im Großhandel mit lebenden Tieren (-8,6 %) sowie mit Datenverarbeitungsgeräten, peripheren Geräten und Software (-3,9 %) lagen die Preise deutlich unter dem Vorjahresniveau. Dagegen waren unter anderem die Preise für Tabakwaren auf Großhandelsebene höher als im Juli 2019 (+4,2 %)«, so die Behörde.

Fazit

Selbst wenn ihr solches Wissen nicht direkt für eigene Preisreduktionen einsetzen könnt, so hilft es auch aber bei Jahresgesprächen, wenn eure Partner versuchen neue Preise durchzusetzen. Es dürfte euren Lieferanten schwerfallen, höhere Preise zu erzielen, wenn ihr sie mir reduzierten Rohmaterial-Einkaufspreisen konfrontiert.

Es gehört also zum Grundwissen eines jeden Händlers, auch weit in die Wertschöpfungskette der eigenen Produkte und Dienstleistungen zu schauen. Nur so seid ihr in der Lage, fundiert und auf ordentlichem Niveau, an Preisverhandlungen teilzunehmen.