Konsumklima: Sinkende Einkommensaussichten sorgen für erneute Abkühlung

Die deutsche Verbraucherstimmung bleibt angespannt. Der Abwärtstrend beim Konsumklima setzt sich fort, und verantwortlich dafür sind vor allem die deutlich gesunkenen Einkommenserwartungen der Verbraucher.

Während die Konjunkturerwartungen und die Anschaffungsneigung leicht zulegen konnten, bleiben die Deutschen beim Geldausgeben zurückhaltend. Der Konsumklima-Indikator für November 2025 fällt um 1,6 Zähler auf –24,1 Punkte (nach –22,5 im Vormonat). Das zeigt die aktuelle Auswertung des GfK Konsumklima Index.


Einkommenserwartung bricht ein

Der Hauptgrund für die Eintrübung ist der deutliche Einbruch bei den Einkommenserwartungen.
Im Oktober verliert der Indikator fast 13 Punkte und fällt auf 2,3 Punkte – den niedrigsten Wert seit März 2025.

Laut Rolf Bürkl, Head of Consumer Climate beim NIM, zeigen sich die Verbraucher zunehmend verunsichert:

„Die anhaltend angespannte geopolitische Lage, wieder zunehmende Inflationsängste und wachsende Sorgen um den Arbeitsplatz lassen die Hoffnung auf eine kurzfristige Erholung schwinden.“

Damit sind die Zugewinne aus dem Vormonat – ein Plus von 11 Punkten – vollständig wieder verloren.

💡 Was du als kleiner Händler konkret aus den beiden Indizes ableiten kannst

🛒 1. Das GfK-Konsumklima zeigt dir die Kaufbereitschaft deiner Kunden

Der GfK-Konsumklimaindex misst, wie die Verbraucher gerade denken – also ob sie bereit sind, Geld auszugeben oder lieber sparen. Wenn der Wert fällt (wie aktuell auf –24,1 Punkte), heißt das:

  • Kunden sind verunsichert.
  • Große Anschaffungen werden verschoben.
  • Preisaktionen oder Rabatte wirken besser als emotionale Markenkommunikation.

Was du tun solltest:

  • Setze auf preispsychologisch clevere Angebote („2 zum Preis von 1“, „versandkostenfrei bis Sonntag“).
  • Biete Zahlungsoptionen mit Vertrauenseffekt an (z. B. Rechnungskauf, PayPal).
  • Kommuniziere Sicherheit, Fairness und Transparenz statt Luxus und Exklusivität.
  • Optimiere dein Messaging: Statt „Neu & Premium“ lieber „Zuverlässig, langlebig, preiswert“.

📉 Wenn das Konsumklima sinkt, ist Vertrauen wichtiger als Innovation.

🏭 2. Der ifo-Geschäftsklimaindex zeigt dir die Stimmung deiner Lieferanten

Der ifo-Index basiert auf Befragungen von 9.000 Unternehmen in Industrie, Handel, Bau und Dienstleistungen. Er ist der beste Frühindikator dafür, wie deine Lieferkette und Einkaufspreise sich entwickeln könnten.

Aktuell (88,4 Punkte) signalisiert er:

  • Unternehmen sind vorsichtig optimistisch, aber nicht euphorisch.
  • Es gibt leichte Entspannung bei den Beschaffungskosten.
  • Gleichzeitig bleiben Finanzierung und Baupreise hoch.

Was du tun solltest:

  • Verhandle frühzeitig neue Einkaufspreise, bevor mögliche Preisanstiege 2026 wieder durchschlagen.
  • Sichere dir Lagerbestände, falls du mit stabiler Nachfrage rechnest – Lieferzeiten könnten sich erneut verlängern.
  • Prüfe, ob sich kleine Investitionen (z. B. in Lagertechnik, Onlinemarketing, Tools) jetzt lohnen – bevor Kredite teurer werden.
  • Wenn du Dienstleistungen oder B2B-Kunden hast: plane deine Preisstrategie antizyklisch.

📈 Wenn der ifo-Index steigt, kannst du dich langsam aus der Defensive bewegen.

🔄 3. Kombiniere beide Indizes für deinen Handlungsplan

SituationGfK-Konsumklimaifo-GeschäftsklimaHändlerstrategie
Beide fallenKaufzurückhaltung, sinkende UmsätzeLieferkettenprobleme, KostenrisikenKosten runter, Liquidität sichern, Lager abbauen
GfK fällt, ifo steigtKunden sparen, aber Wirtschaft zieht anFrühzeitig Marketing planen, Einkaufspreise sichernAktionen & Frühkäufer-Kampagnen vorbereiten
GfK steigt, ifo fälltKonsumenten wollen kaufen, Lieferanten zögernLager aufbauen, Sortiment optimierenSchnell reagieren, Warenverfügbarkeit sichern
Beide steigenOptimismus, steigende NachfragePreise anpassen, Marketing ausbauenInvestieren, Sortiment erweitern, Marktanteile sichern

💬 Wortfilter-Fazit

Für dich als Händler gilt: 👉 Nutze GfK und ifo wie ein Frühwarnsystem.

  • Der GfK-Index sagt dir, wie sich deine Kunden verhalten.
  • Der ifo-Index sagt dir, wie sich deine Lieferanten verhalten.

Wenn du beide regelmäßig verfolgst, kannst du:

  • deine Aktionen und Kampagnen timen,
  • dein Lager smarter planen,
  • und finanzielle Engpässe vermeiden.

Ein Händler, der die Stimmung seiner Kunden und seiner Lieferanten versteht, hat in Krisenzeiten einen echten Vorteil. Denn während andere reagieren, kannst du agieren.

Anschaffungsneigung bleibt im Keller

Zwar legte die Anschaffungsneigung im Oktober um 2,3 Zähler auf –9,3 Punkte zu, doch die Kauflaune der Deutschen bleibt gedämpft.

Die Verbraucher spüren die anhaltend hohen Preise für Lebensmittel und Energie, was die Bereitschaft zu größeren Ausgaben weiter dämpft.
Im Jahresvergleich liegt der Wert 4,6 Punkte unter Vorjahresniveau.

Kurz gesagt: Die Menschen wollen – aber sie können nicht.


Konjunkturerwartungen stabilisieren sich

Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick. Nach drei Rückgängen in Folge legte der Konjunkturindikator um 2,2 Punkte auf 0,8 Punkte zu.

Damit liegt die Konjunkturstimmung wieder fast auf dem Niveau des Vorjahres.
Eine durchgreifende Erholung der Wirtschaft erwarten die Experten aber noch nicht.

Laut Prognosen soll das Wachstum 2026 bei etwa einem Prozent liegen, während 2025 eher stagnativ verläuft.


Was bedeutet das für Händler?

Für den Handel bedeutet das eine weiterhin schwierige Phase.
Während Verbraucher ihre Ausgaben bremsen, steigen für Händler die Kosten – etwa durch Peak-Zuschläge bei Paketdienstleistern oder hohe Finanzierungskosten für Lagerbestände.

Wer Umsatz halten will, muss stärker auf Rabatte, flexible Zahlungsoptionen (z. B. BNPL) und zielgerichtetes Marketing setzen.
Impulse durch Sonderaktionen, Live-Shopping oder Social-Commerce-Formate können helfen, kurzfristig Nachfrage zu schaffen.

📊 Konsumklima & Wirtschaftsdaten – Oktober 2025

GfK-Konsumklima (Nov 2025)−24,1 Punkte (−1,6 gegenüber Vormonat)
Einkommenserwartung2,3 Punkte (−13 gegenüber September)
Anschaffungsneigung−9,3 Punkte (+2,3 gegenüber Vormonat)
Konjunkturerwartung0,8 Punkte (+2,2 gegenüber September)
Sparneigungnahezu unverändert
ifo Geschäftsklimaindex88,4 Punkte (+0,7 gegenüber September)
Kapazitätsauslastung Industrie78,2 % (Langfristmittel: 83,3 %)
HaupttreiberOptimistischere Erwartungen in Industrie & Dienstleistung
HerausforderungenHohe Preise, schwache Aufträge, geopolitische Unsicherheiten
Prognose 2026Wirtschaftswachstum ca. +1 %
Quelle: GfK/NIM, ifo Institut, wortfilter.de Analyse

Blick auf die Gesamtwirtschaft: ifo Geschäftsklimaindex leicht verbessert

Ein etwas anderes Bild zeichnet der ifo Geschäftsklimaindex:
Im Oktober 2025 steigt er leicht auf 88,4 Punkte (nach 87,7 im September).

Der Zuwachs ist vor allem auf optimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen – die aktuelle Lage wird jedoch nach wie vor zurückhaltend bewertet.

  • Industrie: vorsichtig optimistisch, Auftragsrückgänge scheinen gestoppt
  • Dienstleister: spüren leichte Belebung, besonders in IT und Tourismus
  • Handel: weniger pessimistische Erwartungen, aber verhaltene Lage
  • Bau: weiter schwach, hohe Finanzierungskosten und fehlende Aufträge

ifo-Präsident Clemens Fuest ordnet ein:

„Die deutsche Wirtschaft hofft auf eine moderate Belebung im kommenden Jahr – die Risiken bleiben aber hoch.“


Fazit: Konsumklima unter Druck – Stabilisierung frühestens 2026

Die Deutschen bleiben vorsichtig, der Konsum stagniert, und die Erwartungen an Einkommen und Wirtschaft bleiben verhalten.

Während der ifo-Index leichte Hoffnung macht, zeigt das GfK-Konsumklima klar:
Der private Konsum bleibt ein Unsicherheitsfaktor – gerade für Händler im E-Commerce.

Der Schlüssel liegt in Vertrauen und Preissensibilität.
Wer den Kunden Sicherheit, Transparenz und faire Konditionen bietet, kann auch in schwierigen Zeiten Marktanteile gewinnen.

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