Recommerce Abo-Modelle: Recommerce wird zum Türöffner für Abo-Modelle – still, leise und mit viel Potenzial

Ein gut messbarer und effizient auswertbarer Recommerce – also der Wiederverkauf und das Refurbishment gebrauchter Produkte – sowie die gesellschaftliche Akzeptanz von generalüberholter Ware eröffnen neue Geschäftsmodelle. Große Unternehmen haben diesen Wandel längst erkannt und testen neue Ansätze bereits – allerdings ganz still und klammheimlich: Das Abo-Modell für physische Produkte.

Vom Produkt zum Service: Das Abo als Zukunftsmodell

Was bislang vor allem in der digitalen Welt gängig war – also das Abonnieren von Software, Streamingdiensten oder Cloudspeicher – findet seinen Weg in die Welt physischer Konsumgüter. Produkte werden nicht mehr verkauft, sondern geliehen oder im Abo bereitgestellt. Der Kunde zahlt eine monatliche Pauschale und erhält dafür Zugang zum Produkt, oft inklusive Wartung, Updates und sogar Rücknahme nach Ende der Nutzungsdauer.

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Ikea: Möbel im Abo

Ein prominentes Beispiel ist Ikea. Das Unternehmen testete bereits 2019 erste Mietmodelle für Möbel, u. a. in der Schweiz und den Niederlanden. Die Idee: Kunden können beispielsweise Büromöbel oder Küchen temporär nutzen – ideal für Studierende, Projektbüros oder Menschen in Übergangssituationen. Nach Ablauf der Mietzeit werden die Produkte zurückgegeben, überarbeitet (refurbished) und erneut vermietet oder verkauft. Das verlängert den Produktlebenszyklus erheblich – und passt perfekt zur Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.

Ikea plant, diesen Ansatz weiter auszubauen und ihn in das eigene Geschäftsmodell zu integrieren. Besonders spannend: Im Hintergrund steht ein durchdachtes Finanzierungskonzept, das die monatliche Belastung für Kunden niedrig hält – ähnlich wie bei Leasingmodellen aus der Automobilbranche.

Weitere Branchen ziehen nach

Auch andere Hersteller denken inzwischen um. Besonders in der Elektronikbranche (s. aktuell Coolblue) sind solche Modelle schon erprobt: Viele Mobilfunkanbieter bieten Smartphones längst nicht mehr zum klassischen Kaufpreis an, sondern als monatliches Abo mit inkludierten Austausch- oder Upgrade-Optionen. Auch Anbieter von Küchengeräten, E-Bikes oder Werkzeugen entdecken das Subscription-Modell für sich. Die Vorteile liegen auf der Hand: planbare Umsätze, stärkere Kundenbindung und eine nachhaltigere Nutzung der Produkte.

Aber es fehlt an Infrastruktur für Recommerce Abo-Modelle

Diese Entwicklung eröffnet nicht nur Konzernen neue Geschäftsfelder, sondern auch dem KMU-Händlern. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) könnten stark davon profitieren, wenn sie ihre Produkte im Miet- oder Abo-Modell anbieten – etwa spezialisierte Maschinen, hochwertige Werkzeuge, saisonale Waren oder sogar Modeartikel.

Was bislang allerdings fehlt, ist eine geeignete Infrastruktur. Es mangelt an:

  • Plattformen, die Abo-Produkte einfach und rechtssicher abbilden können
  • Shopsystemen, die Miet- statt Kaufprozesse abbilden – inkl. Rückgabe-Logik und Wiederaufbereitung
  • Marktplätzen, auf denen Abo-Modelle und gebrauchte Produkte Hand in Hand funktionieren

Ebenso fehlt ein weiterer zentraler Baustein: belastbare Preisindizes für gebrauchte und refurbished Produkte. Händler brauchen nachvollziehbare Marktpreise, um langfristige und nachhaltige Kalkulationen zu ermöglichen. Denn nur wenn sich der Restwert und die Wertentwicklung eines Produkts verlässlich prognostizieren lassen, können niederschwellige Finanzierungsinstrumente – etwa Mietkauf, Leasing oder revolvierende Kredite – sinnvoll angeboten und genutzt werden.

Fazit: Jetzt ist die Zeit für Plattformanbieter, Shopsysteme und Daten-Dienstleister

Die Bereitschaft der Kunden, Produkte zu leihen oder im Abo zu nutzen, wächst. Die Akzeptanz für refurbished Ware ist so hoch wie nie. Was jetzt fehlt, sind digitale Lösungen und fundierte Preisdaten, die den KMU helfen, mit überschaubarem Aufwand solche Modelle umzusetzen.

Plattformbetreiber, Shopsystemhersteller, Marktplätze und datenbasierte Preis-Tools sind nun gefragt, diese Lücke zu schließen – und damit einem ganzen Marktsegment neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Wer hier früh passende Tools und Preismodelle anbietet, könnte sich als First Mover positionieren und eine zentrale Rolle im zukünftigen Abo-Recommerce-Ökosystem spielen.


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