Quadratur des Kreises: Händler können keinen guten Shop aufsetzen

Shopsystemanbieter und Agenturen gibt es wie Sand am Meer, aber wer liefert den Händlern ein wirklich gutes und anpassbares Shopsystem? Und wer sagt den Händlern, was sie anzupassen haben? Die Agenturen oder die Systemlieferanten? Weshalb es für die meisten Händler unmöglich ist, einen guten Shop zu launchen, erfahrt ihr in diesem Artikel.

Die Story hinter der Story

Katharina Stapel schrieb in einem Gastbeitrag, wie wichtig es sei, auch die Menüstrukturen des eigenen Shops oder der eigenen Webseite anzupassen. Sofort monierte ein Leser, dass sie doch erst einmal ihre eigene Seite optimieren solle, bevor sie Tipps weitergebe.

War das eine berechtigte Kritik oder aber deutet diese auf eine tiefer sitzende Herausforderung hin? Warum also ist Katharinas Seite nicht optimiert? Krude zu glauben, dass sie nicht wisse, was zu tun sei, ABER ermöglicht ihre verwendete Plattform überhaupt solche Änderungen? Und da nähern wir uns dem PUNKT!

Viele kaum lösbare Herausforderungen

Tatsächlich gibt es drei Herausforderungskomplexe, die sich gegenseitig beeinflussen und die euch Probleme bereiten:

  1. Euch fehlt wesentliches Wissen
  2. Den Agenturen fehlt Wissen & sie beraten schlecht
  3. Die Shopsysteme sind nicht ausreichend [einfach] individualisierbar

Um bei dem obigen Beispiel zu bleiben: Der Seitenbetreiberin ist es nicht möglich, ihr eigenes Wissen einfach umzusetzen. Das Template ist für ihre Zwecke nicht ausreichend [einfach] individualisierbar. Punkt. So einfach ist das.

Bei den meisten von euch wird ein Zusammenspiel aus den drei Punkten wirken, denn es gibt ja tatsächlich keinen vernünftigen Grund, warum ihr euren Shop nicht optimal konfiguriert, oder?

Wer ist schuld?

Na ja, für euer eigenes Wissen seid ihr selbst verantwortlich. Fehlt es euch, dann tragt auch ihr die Verantwortung für euren schlechten Shop. ABER: Da sind ja noch die Shopanbieter und Agenturen. Die sollten ja eigentlich wissen, wo der Hase lang läuft. Eigentlich. Fangen wir mal bei den KMU-Agenturen an: Diese verstehen sich meist als Dienstleister nach dem Motto: ›Sag mir, was ich machen soll und ich mache es.‹ Kompetenz, Beratungsgeschick und vor allem Wissen haben die meisten nicht. Leider.

Und die Shopsystem-Anbieter? Sie sind auch nicht wirklich besser. Den meisten Systemen oder Templates fehlt es an [einfachen] Anpassungsmöglichkeiten. Trotzdem glauben alle Systeme, sie seien gerade ›das Beste‹ und versuchen euch so zu ködern. Es wird spannend einmal zu schauen, welche Systeme es erlauben, die Menüstruktur einfach anzupassen!

Lösungen in Sicht?

Bringen wir es auf den Punkt. Eine vernünftige Lösung ist nicht in Reichweite. Selbst wenn die Agenturen euch gut beraten würden, selbst wenn ihr euch das Wissen aneignet, es scheitert direkt an den Möglichkeiten, die euch eure Shopsysteme vorschreiben. Zwar gibt es viele Anbieter, die grundsätzlich eine Anpassungsfähigkeit haben, ABER es wird unbezahlbar teuer, wenn ihr tatsächlich davon Gebrauch machen wollt.

Was euch bleibt, ist in den meisten Fällen ein Kompromiss. Schade. Denn er kostet euch Ertrag und Einzigartigkeit. Wie wollen Kunden euch in Erinnerung behalten, wenn ihr nichts Besonderes – Erinnerungswürdiges bietet?

Was wir alle aus diesen Herausforderungen lernen sollten?

Zwar sind wir alle mehr oder weniger gute Händler, aber tiefes technisches Verständnis, CX- oder UX-Wissen fehlt fast allen. Noch schlimmer, wir können uns kaum selbst helfen, also die Aufgaben delegieren, weil wir noch nicht einmal eine vernünftige Projektplanung bzw. -beschreibung beherrschen. Oder wer hat zuletzt einmal ein Lastenheft geschrieben?

Die Learnings sind also:

  1. Wir brauchen mehr Wissen
  2. Shopsystemanbieter müssen händlerfreundlichere Shops bauen
  3. Agenturen müssen den Händlern bessere Unterstützung bieten

Tatsächlich schlecht empfinde ich, dass Agenturen und auch die meisten System- bzw. Template-Anbieter so weit von ihrer Zielgruppe entfernt sind. Das sollte nicht sein.

Dieser Beitrag wurde am von unter Onlinehandel veröffentlicht.

Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

5 Gedanken zu „Quadratur des Kreises: Händler können keinen guten Shop aufsetzen

  1. Andreas Hell

    Steile These aber der Dreiklang bringt es dennoch auf den Punkt. Ich stelle mir immer wieder die Frage, wieso jeder Händler und jede Marke da immer wieder eigene Wege gehen. Wieso nutzen Marken und Händler, die nicht im Wettbewerb stehen, nicht gemeinschaftliche Ressourcen? Mit B-Leuten intern, B-Agentur und B-Shopsystem werde ich im besten Fall B-Lage im Internet. Kreativität ist gefragt und die fehlt aus meiner Sicht an vielen Ecken. Viele Themen in einem Shop System sind einfach nicht wettbewerbsrelevant. Auch im Frontend muss man Schritte in Erwägung erziehen, wie Marc O‘Polo mit der AboutYou Cloud sie im Backend schon vollzogen hat.

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  2. Alex Schönberg

    Shopsysteme schlecht, Agenturen schlecht und die Händler zu dumm. Sehr steile These! In der Realität sieht es doch oft anders aus:

    Aus Kostengründen wird oft ein einfaches Shopsystem gewählt. Das dieses nicht bis ins letzte Detail (einfach) anzupassen ist, sollte klar sein. Ein Baukastensystem ist eben nicht auf ein hohen Grad an Individualisierungen ausgelegt. Andre Shopsysteme wie Shopware oder Magento lassen sich entsprechen individualisieren, wenn vielleicht auch nicht einfach aber dann muss der Händler eben die Hilfe einer Agentur in Anspruch nehmen.

    Und da sind wir dann auch schon bei den Agenturen. Sicher gibt es auch Agenturen, die nur das machen was der Kunde haben will. ABER viele Händler sind auch oft beratungsresistent und lehnen nahe zu alle Vorschläge ab. Oft spielen auch die Kosten eine Rolle. Wenn der Stundensatz in der Autowerkstatt höher sein darf als der Stundensatz eines Programmierers einer Agentur wird es schwierig ein hoch individuellen Shop zu bekommen. Auch oft gesehen: Ein Shop wird erstellt und geht online, und in der Folge wird er vom Händler im Laufe der Zeit immer weiter verschlimmbessert.

    Und zu sagen, dass die Händler nicht genügend Wissen haben, ist mir auch zu pauschal! Wir haben in unserer Kundschaft Händler, die sehr genau wissen, was sie tun. Die erfolgreiche Shops mit Millionen-Umsatz betreiben, ohne ein großer Marken-Player oder Konzern zu sein.

    Also sicher gibt es auch Fälle bei denen das zutrift, was Sie in Ihrem Artikel beschreiben. Vielleicht sogar bei denen alle Ihre Argumente zusammen kommen. ABER das so pauschal zu formulieren finde ich sehr bedenklich!

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  3. n. n.

    Der verlinkte Ponyhof-Artikel enthält bisher keine Kommentare. Die dort verrissene Verzeichnisstruktur schätze ich in Shopsystemen, da sie mir Zugriff auf alle in der Kategorie vorhandenen Artikel ermöglicht. Das ist gerade beim Stöbern recht hilfreich. Ich bin ein Freund einer leistungsfähigen Suchfunktion, aber die scheitert meist an den schlecht gepflegten Artikeldaten, die aus unterschiedlichen Quellen importiert werden. In meinen Augen sind die Filterfunktionen von Mindfactory gelungen, mit denen die Produktauswahl schnell geht und viel Spaß macht.

    Eine Lösung für das Dilemma ist ein kleines, sorgfältig ausgewähltes Produktsortiment, daß vom Kunden verstanden wird.

    Zu Frau Stapels Website: Als erstes fällt auf, daß die Seite nicht unter Stapelfux.de zu erreichen ist. Das eingesetzte Template erinnert an schlimmste Powerpoint-Sünden des vorigen Jahrtausends. Dazu paßt dann, daß die Textinhalte eher oberflächlich bis nebensächlich wirken, ich für mich keinen Nutzen entdecke und keinen Will-haben-Effekt auslösen. Zappelnde Elemente erschweren das Lesen deutlich. Wenn man regelmäßig erklärt, wie man Websites besser machen kann, dann sollte die eigene Seite schon eine Referenz sein.

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