Wer kennt nicht den Film Wall-E? Wo ein kleiner Roboter einst programmiert den Müll zu sortieren alleine seinen Job erledigt. Eine beängstigende Zukunft, die natürlich nicht wahr werden soll, denn Smartphones, Laptops, Fernseher oder Küchengeräte geben nach kurzer Zeit den Geist auf und landen auf dem Schrott. Um das zu ändern sollen Verbraucherinnen und Verbraucher  nach Plänen der Regierung defekte Produkte künftig leichter reparieren lassen können und ihnen ein Recht auf Reparatur einräumen.

Zu viel Schrott

Lebensdauer und Reparierbarkeit eines Produktes sollen nach Wunsch der Politik zu einem “erkennbaren Merkmal der Produkteigenschaft” werden. Mehr als zehn Kilo Elektroschrott pro Kopf sind zu viel. Hiervon werden gerade einmal 42 Prozent innerhalb der EU recycelt.

Auf EU-Ebene gibt es bereits Vorgaben für eine Reparatur. Für Produkte wie Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kühlschränken und andere Haushaltsgeräte müsse Ersatzteile sieben bis zehn Jahre lang verfügbar sein. Geräte sollen also so gebaut werden, dass ihre Einzelteile auf einfache Weise ausgetauscht werden können. Ein Smartphone soll zum Beispiel nicht mehr weg geschmissen werden, nur weil der Akku nicht mehr funktioniert.

Recht auf Reparatur

Das Europäische Parlament fordert ein Recht auf Reparatur. Die Abgeordneten wollen mehr Unterstützung für den Gebrauchtwarenmarkt und für nachhaltige Herstellungsverfahren. Die Lebensdauer von Produkten soll länger dauern. Schon zum wiederholten Male wird ein einheitliches System für Ladegeräte verlangt. Damit entsteht weniger Elektroabfall.

Das Parlament fordert mehr Nachhaltigkeit bei der Vergabe öffentlicher Aufträge sowie verantwortungsvolle Vermarktung und Werbung. Dem EU-Umweltzeichen soll außerdem mehr Bedeutung beigemessen werden. Auch für die Abfallbewirtschaftung soll es neue Regeln geben. damit noch mehr Rohstoffe durch Recycling gewonnen können.

Die Entschließung über einen nachhaltigeren Binnenmarkt wurde mit 395 zu 94 Stimmen bei 207 Enthaltungen angenommen..

Industrie offen für Pläne

Die Industrie reagiert hier offen auf die Pläne und sucht je nach Produkt differenzierte Lösungen. Bei großen Haushaltsgeräten sei es ökologisch sinnvoller, neue, energieeffiziente Produkte zu kaufen, als alte zu reparieren, so der Branchenverband BDI.

Im Koalitionsvertrag ist auch ein Zugang der Verbraucherinnen und Verbraucher zu Ersatzteilen und Reparaturanleitungen vorgesehen. Reparaturen sollen zudem finanziell attraktiver werden. Zudem müssen Hersteller während der Zeit stetig Updates bereitstellen.

Vor- und Nachteile für Händler

Neben den Rechten und Pflichten für Verbraucher und Hersteller müssen aber auch Händler hier einiges beachten. Besonders dann wenn sie Produkte aus z.B. China importieren und relabeln um sie als Eigenmarke zu verkaufen. Dann kommen sie als Inverkehrbringer einem Hersteller gleich und haben eben auch die gleichen Pflichten. Ersatzteile sollten dann für den Reparaturfall vorrätig sein, der Lebenszyklus muss verlängert werden.

Der in diesem Fall Händler muss sich mit den Produkten noch mehr auseinandersetzen, um diesen längeren Lebenszyklus auch gewährleisten zu können. Das bedeutet ihm obliegen die Prüf-, Ersatzteilversorungs- und möglicherweise Reparaturpflichten. In der Konsequenz kann das bedeutet, dass der Händler entweder eine eigene >Werkstatt< einrichten oder diesen Service auslagern muss.

Bei einer Reparatur führt man diese entweder dann selbst aus oder überlässt das einen externen Anbieter, was weitere Kosten bedeutet und den Preis des Produktes vielleicht für den Verbraucher am Ende unattraktiver macht.

Auch der bürokratische Aufwand wächst, wenn der Verbraucher sein Produkt weiterverkauft und das Produkt vom neuen Besitzer reklamiert wird.

Vorteil kann hier sein, dass der Händler auch am Gebrauchtmarkt teilnehmen kann um Refurbish-Produkte zu verkaufen oder aber auch für andere Firmen, sofern er eine eigene Reparatur-Werkstatt hat, diese durchführen kann. Und nicht zuletzt kann auch der Handel mit Ersatzteilen für die eigenen Produkte ja ein echtes Profitcenter werden.

Gerade bei Smartphones gibt es hier schon Unternehmen wie z.B. Swappie oder Refurbed. Aber auch Hersteller wie Apple verkaufen bereits seit länger Zeit refusbihed Geräte. Grössere Händler wie Saturn, Media Markt, Clevertronic oder Conrad verkaufen ebenfalls Kundenrückläufer günstiger im On- und Offline-Handel.

Schaut euch einmal an wie es Dyson z.B. auf eBay gelöst hat. Das Unternehmen bietet selbst wieder aufbereitete Produkte wirtschaftlich erfolgreich an. Damit werden fehlende Erträge durch verlängerte Produktlebenszyklen ausgeglichen. Ein Weg der auch für jeden Händler denkbar sein sollte.