Die Intralogistik wächst oft schneller, als man sie planen kann. In vielen Lagern wird jeden Tag bares Geld verbrannt – nicht durch fehlende Aufträge, sondern durch ineffiziente Abläufe.
Die meisten Packprozesse sind historisch gewachsen. Regale wurden erweitert, Packplätze kamen dazu, Pickwege wurden länger, Übergaben komplizierter. Das ist normal – aber selten optimal. Und wer heute wettbewerbsfähig bleiben möchte, muss sich genau diese Strukturen ansehen und sich fragen: Ist meine Pick- und Packlogistik eigentlich noch zeitgemäß?
Ich habe mich mit dieser Frage schon 2008 und 2009 intensiv beschäftigt – damals entstand in meinem eigenen Unternehmen eine Packstraße, die bis heute in ihrer Grundidee funktioniert. 2023 und 2024 konnte ich sie im Rahmen eines Sanierungsprojekts sogar nahezu identisch erneut einsetzen. Das zeigt: Effizienz altert nicht. Tipp: Schaut euch diese Packstrasse doch einmal im Betrieb an. Meldet euch bei mir.
Fasse den Artikel im Bullet-Stil zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Packstraße für 20.000 Euro – ist Realität
- Die Grundidee: Picklisten, Vorsortierung, Vorpacken, Packen
- Single Orders vs. Multi Orders: enorme Effizienzgewinne
- Füllmaterial kostet mehr, als man denkt
- Kameras statt Bauchgefühl
- Performance: 2.800 Pakete – sechs Leute – 20.000 Euro
- Widerstand gehört dazu – ist aber kein Grund dagegen
- Fazit

Eine Packstraße für 20.000 Euro – ist Realität
Wenn man über Packstraßen nachdenkt, hat man schnell teure Industrieanlagen im Kopf. Fördertechnik, Automatisierung, Software, Sensorik – und Preise im sechsstelligen Bereich.
Aber das muss nicht sein.
Im Gegenteil: Mit rund 20.000 Euro lässt sich eine Packstraße bauen, die rund 2.800 Pakete am Tag schafft – mit sechs Mitarbeitenden.
Ja, die Fördertechnik war gebraucht, der Verschließer ein Vorführmodell. Gekauft wurde bewusst schlank und kostenoptimiert. Im Projekt lagen die Gesamtkosten der Packstraße bei rund 20.000 €.
| Position | Kosten |
|---|---|
| Förderbänder / Fördertechnik (gebraucht, ca. 3–4 k€; im Projekt über Konzern – faktisch 0 €) | ca. 3.000–4.000 € |
| Verschlussmaschine (SIAT, Vorführmodell) | 3.500 € |
| Kompressor (großes Volumen, leise – geringe Lärmemission) | 2.600 € |
| 4 bi-direktionale Scanner | 1.000 € |
| 4 Touch-Monitore | 800 € |
| 4 Mini-PC | 800 € |
| TV 55" für Dashboard | 400 € |
| 2 IP-Kameras (Prozess- und Weganalyse) | 600 € |
| IT-Installation inkl. Kleinmaterial | 2.800 € |
| Elektroinstallation | 3.500 € |
| 4 Zebra-Labeldrucker | 720 € |
| Summe Invest (ohne eigene Arbeitszeit & Aufbau) | ca. 20.000 € |
Zusätzlich: ca. 3 Tage Aufbau & Inbetriebnahme (interne/externe Leistung), abhängig von Team, Erfahrung und vorhandener Infrastruktur.
Das funktioniert, weil jede Komponente bewusst und pragmatisch gewählt wird.
Das Motto: Clever planen statt teuer kaufen.
Hier einige Grundprinzipien, die sich bewährt haben:
- Fördertechnik gebraucht kaufen: Rollenbänder sind massentauglich, robust und gebraucht extrem günstig. Auf eBay finden sich unzählige Angebote – viele nahezu neuwertig.
- Verschlussmaschine als Vorführmodell: Besonders empfehlenswert: SIAT. Zuverlässig, erprobt, erschwinglich.
- Manuelle Steuerung per Fußtaster: Mitarbeiter aktivieren das Band nur bei Bedarf. Einfach, sicher, effizient. Kann jeder Elektro-meisterbetrieb durchführen
So entsteht keine Hightech-Anlage, aber ein hochleistungsfähiges System.
Die Grundidee: Picklisten, Vorsortierung, Vorpacken, Packen
Eine Packstraße lebt nicht von Maschinen – sondern von Organisation.
Der Prozess sieht idealerweise so aus:
1️⃣ Picklisten mehrfach am Tag
Nicht Auftrag für Auftrag, sondern wegeoptimiert. Mitarbeiter gehen nur einmal an ein Fach, um alle benötigten Artikel mitzunehmen. Die Waren werden unauftragsbezogen gesammelt und zurückgebracht.
2️⃣ Vorsortierung nach Produkten
Die Ware wird nicht direkt verpackt, sondern zuerst sortiert – nach Produktgruppen oder Artikelnummern. Der Arbeitsplatz dafür ist eine lange Sortierfläche. (s. Palettenrollregal im Entwurf)
Bremsscheiben zu Bremsscheiben.
Auspuff zu Auspuff.
Kleinkram zu Kleinkram.
Jetzt entsteht Transparenz und Übersicht.
3️⃣ Vorpacker bilden Aufträge
Aus der sortierten Ware entstehen fertig vorbereitete Aufträge – idealerweise in einer logischen Reihenfolge. Besonders clever ist es, gleiche Kartongrößen zu bündeln. Die Reihenfolge bestimmt ihr durch die Druckreihenfolge der Aufträge:
Wer 200 Pakete in gleicher Kartonage verarbeitet, spart an der Verschlussmaschine Sekunden pro Paket – und Stunden im Tagesverlauf.
4️⃣ Einpacker übernehmen klar strukturierte Prozesse
Hier entscheidet sich, ob eine Packstraße läuft oder wackelt. Micropressmanagement ist wichtig.
Perfekte Abläufe bestehen aus Mikroschritten:
- Auftrag scannen
- Label drucken autom. lassen
- Karton greifen
- Label kleben
- Karton aufrichten
- Ware scannen
- Ware einlegen
- Karton abgeben
Keine Diskussion, keine Varianten.
Ein Prozess – fünf Mitarbeiter = fünf gleiche Wege.
Das erhöht Tempo, Qualität und Sicherheit.

Single Orders vs. Multi Orders: enorme Effizienzgewinne
Ein oft unterschätztes Thema: Auftragsstruktur.
Wenn ein Auftrag aus nur einem Artikel besteht, wird kein Vorpacker benötigt. Dann kann die Ware ohne Auftrag direkt auf die Bahn – fertig. Ware einscannen, Label wird gedruckt, Label auf Karton, Ware rein, Karton weg.
Wer seine Aufträge trennt, gewinnt massiv:
- Vormittags Multi Orders
- Kurz vor Cut-off Single Orders
Single-Order-Packlisten können selbst große Mengen in Rekordzeit abarbeiten.
Wer das noch nie getan hat, sollte es testen.
Wer es getan hat, macht es nie wieder anders.
Füllmaterial kostet mehr, als man denkt
Viele Händler packen Füllmaterial in Kartons , ohne zu überlegen, was das bedeutet.
Zwei Faktoren:
- Materialkosten
- Zeitverlust
An der Verschlussmaschine dauern 10–20 Sekunden pro Paket länger – und das jeden Tag, jedes Paket, jeden Mitarbeiter, jede Woche, jedes Jahr. In vielen Fällen reicht ein stabilerer Karton – und das Problem verschwindet.
Dieses Video zeigt eine vollautomatisierte Pack- und Logistiklösung – technologisch auf höchstem Niveau. Solche Anlagen liegen erfahrungsgemäß bei einer Investition von weit über 1 Million Euro. Spannend im Vergleich zu pragmatischen Lösungen, die sich für rund 20.000 Euro umsetzen lassen – und technologisch trotzdem nah dran sind.
Kameras statt Bauchgefühl
Ein weiterer Faktor, der den Unterschied macht: Bewegungsanalyse.
Ich habe Packstraßen immer per Video beobachtet und optimiert.
Warum?
Weil Mitarbeiterwege selten logisch sind. Und weil man echte Probleme erst erkennt, wenn man sie sieht.
- Wo stehen Ameisen?
- Wo liegen Kartons?
- Wo entstehen Staus?
- Wo entstehen Wartezeiten?
Eine einzige Kamera kann täglich Stunden sparen.
Performance: 2.800 Pakete – sechs Leute – 20.000 Euro
Das Ergebnis lässt sich messen:
Die Packstraße aus dem genannten Beispiel schafft 2.800 Pakete pro Tag – mit sechs Mitarbeitenden.
Und wer kleiner denkt, gewinnt ebenfalls:
Ab ca. 100 Paketen am Tag lohnt sich eine Verschlussmaschine bereits.
Ab ca. 10.000 Euro lässt sich ein funktionierendes Grundsystem bauen.
Als ich selbst meinen Betrieb abgewickelt habe, habe ich allein gepackt:
100–200 Pakete – in rund zwei Stunden – inklusive Pick, Vorpacken, Packen und Abliefern.
Das zeigt:
Nicht die Menschen machen schnell – der Prozess macht schnell.
Widerstand gehört dazu – ist aber kein Grund dagegen
Ein wichtiger Punkt: Mitarbeitende lieben individuelle Abläufe.
Sie hassen Standardisierung.
Wer Prozesse neu strukturiert, trifft am Anfang auf Widerstände.
Das ist normal.
Deshalb braucht jede neue Packstraße:
- einen Ansprechpartner
- eine klare Führung
- eine Entscheidungskompetenz
- einen Prozesswächter
Mindestens eine Woche lang. Danach läuft alles wie von allein.
Fazit
Wer eine Packstraße neu denkt, spart Geld, Zeit, Fläche und Personal.
Er schafft schnellere Abläufe, stabilere Prozesse und bessere Qualität.
Und das alles ohne Millioneninvestition.
Mit Gebrauchttechnik, Standardkomponenten und klarem Prozessdesign.
Die Frage ist deshalb nicht, ob man sich mit dem Thema beschäftigen sollte.
Sondern: Warum hat man es nicht längst getan?
Wenn ihr Fragen habt, dann könnt ihr euch gerne auch an mich wenden. ich helfe.
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