Die jüngste Entscheidung des United States Postal Service (USPS), die Annahme von Paketen aus China und Hongkong vorübergehend auszusetzen, wirft jedoch erhebliche Fragen auf und könnte weitreichende Konsequenzen für den Onlinehandel haben.
Hintergrund des Beförderungsstopps
Am 4. Februar 2025 kündigte der USPS an, die Annahme internationaler Pakete aus China und Hongkong bis auf Weiteres einzustellen. Diese Maßnahme folgte unmittelbar auf die Einführung zusätzlicher Zölle in Höhe von 10 % auf chinesische Waren durch die US-Regierung sowie der Aufhebung der sogenannten De-Minimis-Regelung, die zuvor zollfreie Einfuhren für Sendungen unter 800 US-Dollar ermöglichte.
Die De-Minimis-Regelung im Detail
Die De-Minimis-Regelung erlaubte es, Warensendungen mit einem Wert von bis zu 800 US-Dollar ohne Zollabfertigung und -gebühren in die USA einzuführen. Diese Schwelle wurde 2016 von zuvor 200 US-Dollar auf 800 US-Dollar angehoben, um den Handel zu erleichtern und Verwaltungskosten zu senken. Insbesondere chinesische E-Commerce-Giganten wie Shein und Temu nutzten diese Regelung, um kostengünstig Waren direkt an US-Verbraucher zu liefern.
Mögliche Gründe für den Beförderungsstopp
Es stellt sich die Frage, ob der USPS den Beförderungsstopp aufgrund logistischer Herausforderungen bei der Umsetzung der neuen Zollbestimmungen verhängt hat. Mit der Aufhebung der De-Minimis-Regelung müssen nun alle Pakete, unabhängig von ihrem Wert, durch den Zollprozess, was zu einem erheblichen Anstieg des Prüfaufwands führt. Es ist denkbar, dass der USPS kurzfristig nicht in der Lage war, die notwendigen Kontrollen durchzuführen und potenziell für die Einfuhr unverzollter Waren haftbar gemacht werden könnte.
Umfang des Paketaufkommens aus China
Die Dimension des Problems wird deutlich, wenn man die Anzahl der Pakete betrachtet, die täglich aus China in den USA ankommen. Schätzungen zufolge wurden 2024 über 1,36 Milliarden Pakete aus China in die USA versendet, was durchschnittlich etwa 3,7 Millionen Paketen pro Tag entspricht. Ein Großteil dieser Sendungen profitierte von der De-Minimis-Regelung.
Rolle des USPS im US-Postsystem
Der USPS spielt eine zentrale Rolle im US-amerikanischen Postwesen und ist für die Zustellung eines Großteils der Pakete im Inland verantwortlich. Ein plötzlicher Stopp der Paketannahme aus China führt daher zu erheblichen Störungen in den Lieferketten und beeinträchtigt sowohl Händler als auch Verbraucher.
Strategien chinesischer Händler und potenzielle Auswirkungen auf den Onlinehandel
Einige größere chinesische Händler hatten diese Entwicklung vorausgesehen und bereits Lager in den USA eingerichtet oder nutzen die Fulfillment-Dienste von Amazon (FBA), um ihre Waren näher am Endkunden zu positionieren. Dennoch könnten kleinere Händler, die direkt aus China versenden, vor erheblichen Herausforderungen stehen. Die strikte Politik der US-Regierung könnte den Onlinehandel in den USA nachhaltig verändern, indem sie die Wettbewerbsbedingungen zugunsten inländischer Anbieter verschiebt.
Chancen für deutsche Händler
Für deutsche Onlinehändler eröffnet sich hier eine potenzielle Chance. Mit der möglichen Reduzierung chinesischer Konkurrenz auf dem US-Markt könnten sich neue Absatzmöglichkeiten ergeben. Allerdings ist zu beachten, dass auch deutsche Händler von den geänderten Zollbestimmungen betroffen sind und ihre Lieferketten entsprechend anpassen müssen.
Fazit
Der Beförderungsstopp des USPS für Pakete aus China und Hongkong ist ein deutliches Signal für die zunehmende Regulierung des internationalen Onlinehandels. Händler weltweit müssen ihre Strategien überdenken und sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.