Whatnot, vielleicht hast du schon davon gehört. Es ist eine Plattform, die Livestream-Shopping auf ein neues Level hebt. Stell dir das so vor: Du gehst live, zeigst deine Produkte vor laufender Kamera und interagierst direkt mit deinen Zuschauern. Das Besondere: Es fühlt sich ein bisschen wie eine Mischung aus Social-Media-Stream und Home-Shopping-Show an. Dabei steht die Interaktivität im Vordergrund – du kannst Fragen beantworten, Feedback einholen und deine Produkte in Echtzeit verkaufen. Klingt easy, oder? Aber wie so oft im Leben steckt der Teufel im Detail, besonders wenn du als gewerblicher Verkäufer unterwegs bist.
Was genau ist Whatnot und warum ist es so angesagt?
Whatnot ist ursprünglich in den USA gestartet und hat sich schnell als Go-to-Plattform für Livestream-Auktionen und den Verkauf von Sammlerartikeln etabliert. Von Trading Cards über limitierte Sneaker bis hin zu seltenen Comics – Whatnot verbindet Verkäufer und Käufer in einer Umgebung, die stark auf Community und Live-Interaktion setzt. Die Käufer sehen nicht nur ein Produktbild, sondern erleben das Produkt „live“, fast so, als würden sie auf einem Flohmarkt oder einer Messe direkt am Stand stehen. Und genau das macht den Reiz aus: Man kauft nicht einfach nur ein Produkt, sondern wird Teil einer kleinen Show.
Wie funktioniert das konkret?
- Du startest einen Livestream:
Einfach die App auf dein Handy ziehen, Livestream starten und loslegen. Du präsentierst dein Produkt, beschreibst es ausführlich und gehst auf Fragen der Zuschauer ein. - Auktionen und Sofortkäufe:
Während des Streams können deine Zuschauer entweder direkt auf Artikel bieten oder sie sofort kaufen. Die Plattform wickelt die Transaktionen ab, was dir ein bisschen den organisatorischen Stress abnimmt. - Community-Feeling:
Weil alles live ist, fühlt sich das Ganze sehr persönlich an. Du baust eine Community auf, die immer wiederkommt, weil sie nicht nur an deinen Produkten, sondern auch an deiner Art interessiert ist.
Rechtliche Stolpersteine: Warum ein gewerblicher Verkauf auf Whatnot tricky sein kann
Jetzt zur weniger glamourösen Seite: Sobald du deine Artikel gewerblich vertickst, stehen dir in Deutschland einige rechtliche Hürden im Weg. Auch wenn die Plattform dir den technischen Ablauf erleichtert, musst du dich immer noch an alle gesetzlichen Vorgaben halten – und genau da wird’s kompliziert.
- Impressumspflicht und Angaben zum Verkäufer:
Nach deutschem Recht müssen gewerbliche Händler klar erkennbar sein. Das bedeutet, dass du ein Impressum brauchst, in dem dein Name, deine Adresse und deine Kontaktdaten stehen. In einem klassischen Online-Shop oder auf Plattformen wie eBay ist das meist kein Problem, weil du die Infos einfach einträgst. In einem Livestream dagegen kannst du dein Impressum nicht so leicht unterbringen, und genau da beginnt die Grauzone. - Widerrufsrecht und Rückgaberecht:
Ein weiteres Thema ist das Widerrufsrecht. In Deutschland haben Verbraucher das Recht, ihre Meinung zu ändern und die Ware innerhalb einer Frist zurückzugeben. Auf einer Plattform wie Whatnot, die stark auf spontane Käufe setzt, ist das kaum umzusetzen. Wie stellst du sicher, dass der Käufer vor dem Kauf über sein Widerrufsrecht informiert wird? Und wie dokumentierst du das Ganze rechtssicher? - Transparenzpflichten:
Ob Preise, Versandkosten oder Informationen zur Produktbeschaffenheit – du bist gesetzlich verpflichtet, all diese Angaben klar und verständlich zu machen. Bei einem Livestream, in dem du schnell mehrere Produkte präsentierst und nebenbei Fragen beantwortest, kann es leicht passieren, dass du nicht alle Infos vollständig rüberbringst. Das öffnet die Tür für Abmahnungen. - Steuerliche Pflichten und Rechnungsstellung:
Wenn du gewerblich verkaufst, musst du natürlich auch Steuern abführen. Das heißt, jede Transaktion muss korrekt dokumentiert und versteuert werden. Plattformen wie eBay oder Amazon haben eingebaute Systeme, die dir dabei helfen. Bei Whatnot musst du selbst darauf achten, dass alles ordentlich läuft. Das erfordert nicht nur Zeit, sondern auch ein gutes Verständnis für steuerliche Vorgaben.
Kurze Anleitung: So startest du auf Whatnot (und worauf du achten musst)
- Erstelle ein ansprechendes Profil:
Melde dich bei Whatnot an, wähle einen coolen Namen und lade ein Profilbild hoch. Sei klar darüber, was du verkaufen möchtest, damit die richtigen Leute auf dich aufmerksam werden. - Bereite deine Artikel vor:
Stelle sicher, dass du hochwertige Produkte hast. Mach dir vorab Gedanken über Preisvorstellungen und überprüfe, ob alle Artikel legal in Deutschland verkauft werden dürfen (Stichwort: Produktsicherheit und Markenrechte). - Informiere dich über rechtliche Anforderungen:
Wenn du gewerblich verkaufst, sorge dafür, dass du ein Impressum hast, alle rechtlich vorgeschriebenen Informationen bereitstellst und deine Rückgaberechte klärst. Überlege dir, wie du diese Infos transparent machen kannst, ohne dass sie in der Live-Show untergehen. - Plane deinen Livestream:
Lege einen Termin fest, kündige ihn in sozialen Netzwerken an und bereite dich darauf vor, die Produkte anschaulich und ehrlich zu präsentieren. Sei bereit, Fragen zu beantworten und authentisch rüberzukommen. - Führe Buch über Verkäufe und Einnahmen:
Nutze eine einfache Excel-Tabelle oder ein Buchhaltungsprogramm, um jede Transaktion zu dokumentieren. Das hilft dir nicht nur bei der Steuer, sondern auch, falls es mal rechtliche Fragen gibt.
Fazit: Livestream-Shopping auf Whatnot – eine coole Chance mit rechtlichen Tücken
Whatnot ist eine Plattform, die dir die Möglichkeit gibt, auf innovative Weise mit deinen Kunden zu interagieren und Verkäufe zu generieren. Aber: Wenn du in Deutschland gewerblich verkaufst, kannst du dich nicht einfach zurücklehnen. Die rechtlichen Anforderungen sind komplex, und die Plattform bietet (noch) keine einfachen Lösungen, um diese zu erfüllen.
Wenn du darüber nachdenkst, auf Whatnot loszulegen, solltest du die rechtlichen Stolpersteine kennen und von Anfang an professionell angehen. Nur so kannst du langfristig erfolgreich sein, ohne später böse Überraschungen zu erleben.