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Arbeitsagentur 2.0 – Wenn Roboter auf Stundenbasis arbeiten: Zeitarbeitsfirma mit humanoiden Robotern für Lager, Logistik, Pflege und Montage – Wer sich von diesem Pitch angesprochen fühlt, kann sich gerne beim Autor melden. Ein Business ist schnell gegründet. So viele Millionen sind dazu nicht nötig. Sei als erster mit dabei. Werde Marktführer. Der Autor feiert sich gerade voll für diese unfassbar smarte Idee ab.

2025. Wir wissen: Humanoide Roboter und KI werden Arbeitsplätze mit hoher Routine vernichten — Lager, einfache Montage, Pflege-Basistätigkeiten. Die Technik ist reif, die Preise purzeln, die Software passt sich per Szenarien an. Also warum nicht das Offensichtliche tun: eine Arbeitsvermittlungsagentur gründen, deren „Mitarbeitende“ Roboter sind—flexibel, nach Bedarf, auf Stundenbasis.

Die Idee ist trivial und radikal zugleich: Lagerpeak? Roboter hin. Montagespitze? Roboter hin. Pflege-Engpass? Roboter hin. Abgerechnet wird pro Stunde. Im Kern ist es Zeitarbeit—nur ohne Mensch.

Damit so ein Modell belastbar ist, müssen die Zahlen stimmen. Also einmal trocken durchrechnen.


1) Die Grundrechenart (vom Kundenhonorar rückwärts)

Vorgabe:

  • Abrechnungssatz: 18 € pro Stunde
  • Einsatzzeit: 8 h pro Tag, Montag bis Samstag
  • Zeitraum: ein volles Jahr

Jährlich fakturierbare Stunden
6 Tage/Woche × 52 Wochen × 8 h = 2.496 h/Jahr

Jahresumsatz pro Roboter
2.496 h × 18 €/h = 44.928 € Umsatz/Jahr

Zielmarge (reiner Kapitalgewinn): 30 %
Gewinn = 30 % von 44.928 € = 13.478,40 €
Somit bleibt für alle Kosten (Roboter + Software + Betrieb):
44.928 € − 13.478,40 € = 31.449,60 € pro Jahr

Merksatz (entscheidend):
Max. Gesamtkosten pro Einsatzstunde = 18 € × 70 % = 12,60 €/h.
In diese 12,60 € müssen alles hinein: Roboterfinanzierung/Leasing oder Abschreibung, Software(-anpassung), Wartung, Transport, Versicherung, usw.


2) Was darf der Roboter kosten?

Jetzt wird’s praktisch: Wie teuer darf Hardware + Software sein, damit deine 30 % Marge übrig bleibt?

A) Wenn du alles „in die Hardware“ gibst (ohne nennenswerte Opex (Betriebskosten))

  • Jährliches Kostenbudget: 31.449,60 €
  • Leasing-Deckel (pro Jahr): 31.449,60 €
  • Kauf-Deckel (bei 3 Jahren Amortisation/Abschreibung):
    31.449,60 € × 3 = 94.348,80 € maximaler Kaufpreis inkl. allem
    (Bei 4 Jahren: 125.798,40 €; bei 5 Jahren: 157.248,00 €)

B) Realistischer: mit Software & laufenden Kosten

Nimm z. B. Software einmalig 5.000 € (über 3 Jahre), plus 200 €/Monat laufend, plus 3.000 €/Jahr Sonstiges (Wartung/Energie/Transport/Versicherung geschätzt).

  • Jährliche Software-Belastung: 5.000 €/3 = 1.666,67 €
    • 200 € × 12 = 2.400 €
      4.066,67 € pro Jahr
  • Sonstige Opex: 3.000 € pro Jahr
  • Bleibt für Roboter-Leasing/Jahr:
    31.449,60 € − 4.066,67 € − 3.000 € = 24.382,93 €
  • Kauf-Deckel (3 Jahre Amortisation): 24.382,93 € × 3 = 73.148,80 €

Damit hast du eine robuste Preisleitplanke: Bei 18 €/h ist ein Komplettpaket aus Hardware+Software im Bereich ~70–95 T€ (je nach Opex und Amortisationsdauer) realistisch—und lässt deine 30 % Kapitalmarge stehen.


💰 Aktuelle Kosten für humanoide Roboter (2025)

  • ⚙️ Industrie- und Lager-Roboter: ca. 120.000 – 150.000 US-$ (edge-ai-vision.com)
  • 🔩 Einfache Modelle / geringe Autonomie: ab ca. 20.000 US-$ (je nach Stückzahl und Ausstattung)
  • 🤖 Unitree R1 (Einstiegsmodell): ca. 6.000 US-$ — limitiert auf Demo- und Bewegungsaufgaben (nypost.com)
  • 🔬 Forschung / Hobby-Roboter: typischerweise 30.000 – 100.000 US-$ je nach Funktion und Ausstattung (qviro.com)
💡 Für den Einsatz in Lager, Logistik oder Montage gilt ein realistisch tragfähiger Preisbereich von etwa 60.000 – 90.000 € pro Einheit als wirtschaftlich sinnvoll – perfekt passend zu deinem kalkulierten Modell (18 €/h, 30 % Marge).

3) Sensitivität: Auslastung killt oder krönt das Modell

Die größte Stellschraube ist Auslastung. Kein Roboter läuft 365 Tage glatt. Wartung, Transport, Onboarding, Ledezeiten, Kundenwechsel—alles frisst Stunden. Deshalb immer mit Auslastungsszenarien rechnen:

Auslastung Jahresstunden Umsatz / Jahr Kostenbudget (70 %)
100 %2.49644.928 €31.449,60 €
90 %2.24640.435,20 €28.304,64 €
85 %2.12238.188,80 €26.732,16 €
80 %1.99735.942,40 €25.159,68 €
70 %1.74731.449,60 €22.014,72 €

Interpretation:
Fällt deine Auslastung von 100 % auf 85 %, schrumpft dein jährliches Kostenbudget um ~4.700 €. Das kann genau die Lücke sein, die über „passt“ vs. „rechnet sich nicht“ entscheidet.
Planungstipp: Kalkuliere konservativ mit 80–85 %; was darüber geht, ist Bonus.


4) Preisarchitektur: Wie du 18 €/h absicherst

18 €/h ist für viele Anwendungsfälle attraktiv, aber eng. So baust du den Satz stabil:

  1. Basissatz + Zuschläge
    • Basissatz (Regelbetrieb): 18 €/h
    • Zuschlag für: Nacht/WE, Notfalleinsatz (<48h), Spezial-Adapter/Greifer, Gefahrstoffzonen, enge Gangbreiten/Navi-Tuning, Betreiber-Schulungen.
      → Rechne +10–50 % je nach Komplexität.
      So bleibt der „18 €“-Claim im Marketing, aber die Realität wird sauber bepreist.
  2. Mindestabnahme & Anfahrt
    • Mindestabnahme z. B. 4–8 h je Einsatztag.
    • Anfahrt/Transport als Pauschale (z. B. 0,50–1,00 €/km + Rüstzeit 1–2 h pauschal).
  3. Standby-Option
    • Kunde hält einen Slot vor (z. B. Spitzenwoche Q4), zahlt dafür Standby-Gebühr (10–20 % der geplanten Stunden).
      → Sichert Auslastung und Kapazitätsplanung.
  4. Servicepakete
    • Bronze (inkl. Basis-Support), Silber (+24h-Tauschgerät), Gold (4h-Reaktionszeit, Remote-Ops, Backup-Bot).
      → Service bezahlt Ausfallrisiko.

💡 Roboter-Margen-Kalkulator

Berechne, wie teuer dein Roboter und die Software sein dürfen, wenn du mit 18 €/h abrechnest und 30 % Marge behalten willst.


5) Operatives Setup (realistisch sauber)

  • Robotikflotte: 10–50 Einheiten (gemischt: humanoide Allrounder + spezialisierte Lager-AMR + kollaborative Armsysteme)
  • Softwarelayer: Flottensteuerung, Szenario-Profile (Kommissionieren, Paletten-Shuttle, Verpackung, Zählung), Low-Code-Adapter zu Kundensystemen (WMS/ERP/MES)
  • Dispo & Orchestrierung: zentrale Leitwarte, die Einsätze plant, Auslastung optimiert, Telemetrie überwacht und Remote-Diagnose kann
  • Deployment-Kits: mobile Lade-/Wechselstation, Rampen, Marker/Beacons, Regalsensoren, Standard-Greifer + kundenspezifische Endeffektoren
  • Training beim Kunden: 2–4 Std. Einweisung (Sicherheit/Stop, Freigabebereiche, Übergabeprozesse)
  • SLA-Backbone: Ersatzgerät in 24 h (Silber) oder 4 h (Gold), Remote-Fix <1 h bei Softwarethemen
  • Risikodeckung: Betriebshaftpflicht, Produkthaftpflicht, Cyber, Geräteversicherung (Diebstahl/Transportschaden), Datenschutzkonzept (nur prozessrelevante Bild-/Sensordaten, Edge-Verarbeitung bevorzugt)

6) Recht & Compliance (nur die Punkte, die wirklich wehtun)

  • AÜG / Arbeitnehmerüberlassung: Roboter sind keine Arbeitnehmer—aber ihr Operateureinsatz kann grenzwertig sein, wenn Personal vor Ort „geführt“ wird. Lösung: Werk-/Dienstvertrag mit klarer Leistungsbeschreibung (z. B. „x Paletten/h von A nach B“), eigene Einsatzleitung (remote reicht), eindeutige Sicherheits- und Betreiberrollen.
  • Maschinenrichtlinie / CE / DGUV: Nur Geräte mit vollständiger CE-Konformität, Risikobeurteilung, DGUV-konformer Einsatzumgebung. Abnahmeprotokoll beim Go-Live.
  • Haftung: Klare Grenze: Wir verantworten den Roboter & Prozess, der Kunde das Umfeld (Gänge frei, Bodenlast, Abschrankung).
  • Daten & KI: Kameras/Sensorik nur zweckgebunden. Edge-Processing bevorzugen, Logs pseudonymisieren, Data-Retention definieren (z. B. 30 Tage).

(Kein Rechtsrat, aber so hält’s auch die Praxis aus.)


7) Vertrieb: Wo 18 €/h sofort zieht

  • E-Commerce-Logistik (Peak Q4, Retouren, Inventur, Nachtschichten)
  • 3PL / Fulfillment (kundenübergreifender Peak-Glätter)
  • Lebensmittel-Distribution (hohe Taktung, viele Wiederholprozesse)
  • Montageinseln (Zulieferer, einfache Pick-&-Place, Verschraubung)
  • Krankenhaus/Pflege (nicht-pflegerische Tätigkeiten): Wäsche, Essenstransport, Material, Botengänge

ICP (Ideal Customer Profile):

100–500 MA, 5–30 % wiederkehrende Peaks, heterogene IT-Landschaft, Sicherheitsniveau vorhanden, geringe Toleranz für Personalausfall.


8) Beispielangebote (so klingen die realistisch)

„Peak-Kommissionierung Q4“ – 6 Wochen, 2 Roboter, Schichtbetrieb

  • Basissatz 18 €/h, 2 × 8 h/Tag, 6 Tage/Woche
  • Zuschlag „Peak + Wochenenden“: +25 %
  • Rüstpaket einmalig: 1.200 €
  • Erwartete Stückleistung: +18–25 % vs. manuell
  • KPI-Garantie: Mind. 95 % Picking-Genauigkeit, sonst 5 % Gutschrift

„Montage-Assistenz“ – 3 Monate, 1 Cobot-Zelle

  • Basissatz 18 €/h (Tag), +10 % (Spät), +30 % (Nacht)
  • Endeffektor-Anpassung: 3.500 € einmalig
  • Qualitätspaket (In-Line-Bildprüfung): 500 €/Monat
  • KPI-Ziel: Taktzeit −12 %, Ausschuss −8 %

So lassen sich 18 €/h halten—und trotzdem Marge sichern.


9) Das Narrativ (für die Website)

„Wir sind die erste Arbeitsagentur für Roboter.
Bei uns buchen Sie humanoide Mitarbeitende auf Stundenbasis: präzise, pünktlich, bezahlbar.
Lagerpeak? Wir schicken einen „Klaus“. Montagehilfe? Kommt. Nachtschicht? Läuft.
Wir integrieren in Ihre Prozesse, bringen unsere Geräte mit, kümmern uns um Sicherheit, Wartung und Performance.
Ab 18 € pro Stunde. Ohne Ausfall, ohne Kranktage—mit SLA.“


10) Die Quintessenz in einer Zahl

  • Break-even-Kostenobergrenze: 12,60 €/h
  • Das ist dein magischer Deckel. Bleibst du mit (Leasing/Abschreibung + Software + Opex) unter 12,60 €/h, erreichst du bei 18 €/h die gewünschte 30 % Kapitalmarge.
  • Bei 85 % Auslastung solltest du die Kalkulation erneut prüfen (Budget ~26,7 T€/Jahr). Alles darüber ist Bonus, alles darunter braucht Preis- oder Prozesshebel.

Bonus: Formeln zum Mitnehmen

  • Jahresumsatz / Roboter = Stundensatz × 8 h × 6 Tage × 52 Wochen
  • Ziel-Kostenbudget = Umsatz × (1 − Zielmarge)
  • Max. Kosten je Stunde = Stundensatz × (1 − Zielmarge)
  • Max. Kaufpreis (n Jahre) = (Ziel-Kostenbudget − jährliche Opex − jährliche Software) × n

🧠 Faktenbox: Begriffe & Erklärungen

  • KI (Künstliche Intelligenz): Software, die menschliches Denken, Lernen und Entscheiden simuliert.
  • LLM (Large Language Model): Sprachmodell, das Texte versteht und generiert – Grundlage vieler KI-Anwendungen.
  • OCR (Optical Character Recognition): Technik, die Text aus Bildern oder Scans erkennt.
  • SKR-Konto: Standardkontenrahmen, einheitliche Kontenstruktur in der Buchhaltung.
  • DMS (Dokumentenmanagementsystem): Software zur digitalen Archivierung und Verwaltung von Dokumenten.
  • Halluzination (bei KI): Falsche oder erfundene Information, die ein Sprachmodell als Fakt ausgibt.
  • Komfortzone: Psychologischer Bereich, in dem sich Menschen sicher fühlen und Veränderungen meiden.
  • Lernzone: Bereich, in dem Menschen Neues aufnehmen und sich entwickeln – zwischen Komfort- und Panikzone.
  • Panikzone: Zustand, in dem Überforderung oder Angst Veränderungen blockiert.
  • Humanoider Roboter: Roboter mit menschlicher Form und Bewegungsfähigkeit, entwickelt für Aufgaben im Alltag oder in Betrieben.
  • Opex: Laufende Betriebskosten wie Energie, Wartung, Software oder Transport.
  • Amortisation: Zeitraum, in dem sich eine Investition durch Nutzung oder Erträge bezahlt macht.
  • Auslastung: Anteil der tatsächlichen Einsatzzeit an der maximal möglichen Arbeitszeit eines Roboters.
  • SLA (Service Level Agreement): Vertragliche Regelung zu Verfügbarkeit, Reaktionszeiten und Qualität von Dienstleistungen.
  • AÜG (Arbeitnehmerüberlassungsgesetz): Deutsches Gesetz, das die gewerbliche Überlassung von Arbeitnehmern regelt.
  • DGUV: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – legt Sicherheitsstandards für den Betrieb von Maschinen fest.
  • CE-Kennzeichnung: EU-Konformitätszeichen für Produkte, die Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen erfüllen.
  • Edge-Processing: Datenverarbeitung direkt am Gerät statt in der Cloud, für mehr Datenschutz und geringere Latenz.
  • Robotikflotte: Gruppe von Robotern, die zentral gesteuert und koordiniert werden.
  • Werkvertrag: Vertrag über ein konkretes Arbeitsergebnis (z. B. „100 Paletten bewegen“), nicht über Arbeitszeit.
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