In 2018, so teilt die EU mit, haben Zollbeamte Waren im Wert von nahezu 740 Mio € beschlagnahmt. Dabei handelte es sich um Fälschungen und potential gefährliche Ware. Das entspricht einem Anstieg von 20%. Dieser ist auf die großen Mengen an kleinen, per Express- oder Postversand verschickten Pakete zu begründen.

Pierre Moscovici, EU-Kommissar für Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten, Steuern und Zoll, erklärte: „Zollbeamte in der EU haben gefälschte Waren, die für die Verbraucher häufig gefährlich sind, erfolgreich aufgespürt und beschlagnahmt. Ihre Aufgabe wird dadurch erschwert, dass immer mehr kleine Pakete im Wege von Online-Verkäufen in die EU kommen. Zu unseren anderen Prioritäten zählen die Integrität des Binnenmarkts und der Zollunion sowie die wirksame Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums innerhalb der internationalen Lieferkette. Wir müssen die Anstrengungen zur Bekämpfung von Nachahmungen und Produktpiraterie weiter intensivieren.“

Die Zahl der abgefangenen Sendungen stieg von 57.433 im Jahr 2017 auf 69.354 im Jahr 2018 an, obwohl die Gesamtmenge an beschlagnahmten Artikeln im Vergleich zu den Vorjahren zurückging. In Deutschland stieg die Zahl der abgefangenen Sendungen von 18.888 im Jahr 2017 auf 33.421 im Jahr 2018. Die Zahl der Artikel stieg von knapp 3 Millionen auf rund 4,7 Millionen. 

2018 wurden knapp 27 Millionen Artikel beschlagnahmt, die Rechte des geistigen Eigentums verletzten. Insgesamt hatten sie einen Marktwert von fast 740 Mio. Euro. 

Zigaretten stellen mit 15 Prozent der Gesamtmenge an beschlagnahmten Waren die wichtigste Warenkategorie dar. Es folgen Spielwaren (14 Prozent), Verpackungsmaterial (9 Prozent), Labels, Etiketten und Aufkleber (9 Prozent) sowie Kleidung (8 Prozent). Produkte für den täglichen persönlichen Gebrauch, wie Körperpflegeprodukte, Medikamente, Spielwaren und elektrische Haushaltsgeräte, machten fast 37 Prozent der beschlagnahmten Artikel aus.

Waren, die Rechte des geistigen Eigentums verletzen, kamen nach wie vor hauptsächlich aus China. Gefälschte alkoholische Getränke stammten vorwiegend aus Nordmazedonien. Die Türkei war das wichtigste Herkunftsland für andere Getränke, Parfüme und Kosmetikprodukte. 

Die EU-Zollbehörden entdeckten eine große Zahl von gefälschten Uhren, Mobiltelefonen und Zubehör, Tintenpatronen und Tonern, CDs/DVDs, Labels, Etiketten und Aufklebern aus Hongkong (China). Computerausrüstung stammte hauptsächlich aus Indien, Zigaretten aus Kambodscha und Verpackungsmaterial aus Bosnien und Herzegowina.

Nur 33.421 Sendungen in Deutschland

Verlässlichen Schätzungen nach erreichten alleine aus China circa 70 Millionen Sendungen deutsche Haushalte. Jedoch sind lediglich etwas über 33.000 Sendungen abgefangen worden. Damit belegt Deutschland zwar den Platz 1 innerhalb der EU, jedoch erscheint der Anteil immer noch sehr gering.

Leider wird in der Pressemitteilung der EU Kommission nicht die Anzahl der geprüften Sendungen angegeben. Dadurch lassen sich die Zahlen nicht klar interpretieren und sie öffnen Raum für Spekulationen. Tatsächlich erscheint die Anzahl der beanstandeten Sendungen, gemessen am Gesamtvolumen, sehr gering. Es stellst sich die Frage: Wie hoch ist die Dunkelziffer der nicht gefundenen Fälschungen und gefährlichen Artikel?