Gerade als schwächerer Partner in einer Lieferkette ist es nicht immer ganz einfach sich zu behaupten. Geratet ihr jedoch in die amtsartigen Mühlen des ehemaligen Staatskonzern, dann kann das viel Leiden für betroffene Onlinehändler bedeuten. Eine wahre Geschichte:

Hier mal eine wahre Geschichte aus dem Leben eines Online-Händlers: Die Vernichtung mittelständischer Unternehmen durch Paketdienste

Seit 2010 betreibe ich ein Fachgeschäft. Wir sind ansässig an einer abschüssigen Straße. Die Zufahrt ist jedoch ebenerdig.

Im Jahre 2011 erweiterten wir das Geschäftsfeld auf das Internet. Seither haben wir jährlich steigende Verkaufszahlen und damit einher gehend steigende Paketmengen. Seit 2012 holt DHL bei uns diese Pakete ab. Bis 2015 hat der normale Zusteller die Pakete mitgenommen. Im Jahre 2015 wurde der geschlossene Vertrag erneuert und neue Paketmengen vereinbart. Die Abholung erfolgte seitdem durch einen LKW und zeitweilig durch einen Sprinter. Der LKW mit maximal 7,5t wird mittels Rollbehälter beladen. Der Ladevorgang hat in etwa 15 Minuten in Anspruch genommen. Für den Ladevorgang wurde der LKW rückwärts in unsere Einfahrt gefahren. Beim Ladevorgang war immer eine weitere Person anwesend, um den Fahrer beim Verladen zu unterstützen. Dies funktionierte immer einwandfrei. Bis zum Jahre 2019.

Am Dienstag, den 21.05.2019 erhielten wir gegen 15-15.30 Uhr einen Anruf einer Mitarbeiterin (Außendienst-Vertretung unseres normalen Ansprechpartners) des DHL. Sie teilte mit, dass ab dem 22.05.2019 keine Abholung erfolgen könne. Ich fragte die gute Dame, ob dies nur ein schlechter Scherz sein solle. Sie antwortet darauf, dass dies tatsächlich ihr Ernst sei. Man begründete dies folgendermaßen: Die Straße ist zu schräg. Die Verladung sei zu gefährlich.

(Das betroffene Gelände)

Ich übermittelte Fotos der Einfahrt und der Straße. Die Antwort von DHL kam dann gegen 16:06 Uhr „Habe die Fotos bekommen. Ich habe mir ehrlich gesagt, eine problematischere Anfahrtssituation vorgestellt. Ich spreche nochmal mit den Kollegen!“

Ein weiteres Telefonat erfolgte erst am Folgetag, jedoch ohne ein Ergebnis. Gegen Uhr 17.24 erhielt ich die folgende Nachricht eines „Arbeitssicherheitsbeauftragten“: „wie ihnen sicherlich bekannt ist, ist die Einfahrt auf der die Abholung stattfindet zu zwei Seiten stark geneigt. Die Abholung der zum Teil schwer beladenen Rbeh dadurch eine große Herausforderung für die Fahrer. Bis Anfang Mai wurde die Tour durch einen beauftragten Spediteur durchgeführt, der die Tour nun gekündigt hat. Daraufhin erfolgte die Abholung durch eigenes Personal, die eine Überprüfung der Abholmöglichkeiten forderten. Dem bin ich nachgekommen. Nach Rücksprache mit unserer Fachkraft für Arbeitssicherheit und Studium der Bedienungsanleitung der eingesetzten Rollbehälter konnte ich nur zu dem Schluss kommen, dass die Steigung an der Anfahrstelle ist zu groß, als dass ein arbeiten mit Rbeh sicher möglich ist.“

Auf meinen Vorschlag, die Abholung mit einem kleineren Fahrzeug (Sprinter) durchzuführen wurde fernmündlich mitgeteilt, dass dies ebenfalls zu gefährlich sei.

Zwischenzeitig kam der Stammzusteller von DHL, um Pakete anzuliefern. Ich erzählte ihm die Situation. Er war zunächst sprachlos und fand keine netten Worte zu diesem Vorfall. Der Zusteller frug nach der Anzahl der Pakete und nahm alle Pakete mit, ohne dabei einer Gefahr ausgesetzt worden zu sein. Einen Tag später erzählte der Zusteller, dass man ihm mitgeteilt habe, dass er bei uns nicht mehr abholen dürfe.

Der Eigentümer dieses Gebäudes bekam dies ebenfalls mit und auch ihm fehlten die Worte. Ich befragte viele Fahrer und Anlieger, was sie von diesem Fall halten. Alle waren ausnahmslose der Auffassung, dass die Vorgehensweise von DHL eine Farce ist.

Nun musste eine schnelle Lösung gefunden werden, damit unsere Kunden auf die aufgelaufenen Sendungen nicht noch länger warten müssen. Der DPD hat sich bereit erklärt, sofort einzuspringen, und seither die Pakete abgeholt. Doch leider ist dies keine optimale Lösung. Unsere Kunden waren seit Jahren gewohnt, Ihre Sendung zuverlässig mit DHL zu erhalten. Die Zustellqualität bei DPD ist leider als nicht gut zu bezeichnen. Somit haben wir seither einen großen Image-Verlust bei Kunden und auch auf Verkaufsplattformen zu erleiden. Dies ist ein Zustand, der Existenzbedrohend sein kann.

Auf Grund dieser Problematiken haben wir versucht Angebote der anderen Paketdienste zu erhalten. Doch leider liegen die Paketpreise trotz eines Jahresvolumens von über 28000 Pakete weit oberhalb des vertraglich festgelegten Preises der DHL und auch oberhalb dessen, was die Kunden bereit sind dafür zu bezahlen.

Ein Termin mit dem Niederlassungsleiter von DHL und dem Außendienstmitarbeiter blieb leider ergebnislos. Der Niederlassungsleiter entschuldigte sich für das Vorgehen. Er können dagegen jedoch nichts unternehmen. Ich kündigte im Laufe des Gespräches an, dass bisher ein nicht unerheblicher Schaden entstanden ist. Laut dem Niederlassungsleiter solle ich die Schadensaufstellung und die Belege einreichen. Man würde sich darum kümmern.

Auf Anraten unserer Anwältin haben wir DHL ein Schreiben übermittelt, in welchem wir die Fortführung der Abholung und einen Schadensersatz in Höhe von € 5385,05 gefordert haben.

Bei einem Telefonat teilte mir der Außendienstmitarbeiter mit, dass der Fall auf Grund unseres Anschreibens nun an die Rechtsabteilung übergeben werde. Auch bei diesem Gespräch bedauerte er die Vorgehensweise.

Die Geschichte ist leider noch nicht am Ende angelangt. Jetzt heißt es erst einmal warten.

(Quelle: https://www.facebook.com/groups/wortfilter/permalink/2223958117723735/ )