Ende Oktober 2021 hat Amazon den Product Opportunity Explorer gelauncht. Dieser ermöglicht Einblicke in das, was Kunden suchen, anklicken und kaufen. Damit ist er besonders für die Evaluation neuer Produktideen geeignet.
Am 27.01.2022 war Torsten Willms, Head of Product Launch bei der BBG, zu Gast im Wissen-Talk zum Thema Internationalisierung auf Amazon. Dabei ging es auch um erste Erfahrungen mit dem Product Opportunity Explorer, wofür er sich eignet und wo die Grenzen liegen.
Er hat für uns seine Sicht zusammengefasst:
Brand Analytics versus Product Opportunity Explorer
Bisher hatten Händler im Amazon Seller Central die Möglichkeit, über Brand Analytics Suchbegriffe einzusehen. Allerdings zeigte Amazon lediglich den Search Frequency Rank (welche Begriffe oft von Kunden gesucht wurden). Wie hoch das Suchvolumen (die Anzahl der Suchen) ist, konnten Händler hier bisher nicht sehen.
Zusätzlich zeigt Brand Analytics die Top 3 ASINs inklusive Click Share und Conversion Share.
Die Frage nach dem Suchvolumen, der Absatzmenge oder allen Artikeln, die über die Top 3 ASINs hinausgehen, blieb offen. Aus diesem Grund greifen viele Händler zu Tools wie Helium10, Junglescout, uvm., die die entsprechenden Suchbegriffe besser aufschlüsseln und das Suchvolumen anhand von Algorithmen bestimmen können.
Durch den Product Opportunity Explorer ist nun die Performance der Top 80% der Artikel (basierend auf Klicks) zum jeweiligen Suchbegriff sichtbar. Die Performance konnten Drittanbieter bisher nicht mit Sicherheit bestimmen, sondern lediglich mit Hilfe von Algorithmen erahnen.
Das Tool eignet sich besonders zur Identifikation von neuen Produktideen
Den Product Opportunity Explorer bietet Amazon für die größten Märkte (US, DE, UK, FR, IT, ES) an. Dass er im Seller Central unter „Growth“ angesiedelt ist, ist kein Zufall. Es geht bei diesem Tool vor allem darum, neue Produkte identifizieren zu können.
Dabei gilt es aber im Blick zu behalten: Die Funktion ist sehr nützlich, stellt jedoch nur einen Teil des Evaluationsprozesses neuer Produktideen dar. Aspekte wie die Keyword Recherche, Business Case Vergleiche und Market Dynamics ersetzt er nicht. Auch Drittanbieter helfen, eine mögliche Opportunity weiter zu validieren.
Fallbeispiel: Die Trinkflasche für Kinder
Ist ein Händler auf der Suche nach einer lohnenden Nische, die über ein Produkt bisher noch nicht signifikant abgedeckt ist, gibt er über das Suchfeld einen beliebigen Suchbegriff ein. So findet der Nutzer Produktsegmente, die mit dem Suchbegriff zusammenhängen. Für dieses Beispiel geben wir „Trinkflasche Kinder“ ein.
Nun erscheinen auch Begriffe wie „Trinkflasche Kinder mit Strohhalm“, „Trinkflasche Kinder auslaufsicher“, etc. Aus diesen Ergänzungen zum Hauptsuchbegriff lässt sich ableiten, (i) welche Nischen mit dem Suchbegriff zusammenhängen und (ii) wo die Bedürfnisse der Kunden liegen. Diese Kriterien dienen anschließend als wichtige Aspekte bei der Produktentwicklung.
Schließlich ergeben sich 3 Unterkategorien, in denen die Suchbegriffe analysiert werden können: Produkte, Suchbegriffe und Insights.
Händler können nun anhand des Suchvolumens bewerten, wie hoch die Nachfrage nach einem Produkt ist, wie sich die Preise entwickeln und wie intensiv der Wettbewerb Sponsored Ads nutzt. Außerdem haben sie die Möglichkeit, Trends im Suchvolumen zu identifizieren (steigend oder fallend). Auch die Wettbewerbsintensität und die Markteintrittsschranken zeigt das Tool direkt im Seller Central an.
Produktexpansion: Welche Möglichkeiten haben Händler?
Wenn es um die Art der Expansion eines Produktportfolios geht, haben Händler verschiedene Möglichkeiten.
Die einfachste und vermutlich günstigste Option ist Variation. Gemeint ist damit das Angebot von Farb-, Form-, oder Größenvarianten. Oft können die bestehenden Hersteller diese Varianten ebenfalls anbieten. Die Produktvarianten bergen das geringste Risiko, sowohl in qualitativer als auch in finanzieller Hinsicht. Auch breitere Suchanfragen durch Long-Tail Keywords sind dadurch möglich. In den meisten Fällen lässt Amazon auch eine Übernahme der Kundenbewertungen von bestehenden Produkten zu.
Andere Optionen sind “Kunden kauften auch” (Complements), Line Extension oder auch Greenfield-Strategien.
Fazit:
Der Product Opportunity Explorer zeigt, was verkauft wird, nicht wie. Die BBG nutzt das Tool primär, um Produktideen zu identifizieren und evaluieren. Sie setzt es aber auch ein, um Daten von Drittanbietern zu validieren.