Preiserhöhungen begegnen uns derzeit an allen Stellen. Selbst meine Haushälterinnen beklagen steigende Preise für die Lebenshaltung und wollen entsprechende Anpassungen. Tatsächlich bestätigen das ja auch die objektiven wirtschaftlichen Daten.

Wie betrifft das den Onlinehandel?

Ihr werdet es sehen, von Stundensätzen bei Agenturen, externen Programmierern, über Gehälter für interne Mitarbeiter und bis hin zu Mietverträgen bei Büros und Lagerhallen. Alles wird erhöht. Und auch beim Thema Versand und Verpackung steigen die Preise. Das ist logisch bei einer erhöhten Inflation. Sie setzt Kettenreaktionen in Gang und bremst sich erst langsam wieder ab bzw. wird dies auch durch sinkende Zinsen in 2024/25 voraussichtlich wieder tun. So jedenfalls die einhelligen Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute.

Warum dann ERP ein Sonderfall?

Die ERP-Systeme in Deutschland waren historisch immer zu preiswert. Der Markt ist zu Mitte der 2000er mit Afterbuy und (damals) Auktionmaster gestartet. Beide haben die Latte (preislich) einfach tief gelegt. Alle Anbieter, die danach kamen, wie Billbee, Plentymarkets, Dreamrobot, JTL, mussten sich dem Markt anpassen. Plenty und JTL haben danach sukzessiv die Preise angepasst, Plenty recht transparent, JTL eher „durch die Hintertür“. Afterbuy erstmals in 2016. Im letzten Jahr dann auch Billbee zum ersten Mal. Einzig Dreamrobot hat für Bestandskunden noch nie die Preise erhöht. Übrigens: Auktionmaster, die durch einen Unternehmensverkauf heute Channeladvisor heißen, haben die Masse der Kunden aufgegeben und fokussieren sich durch Ihre US-Mutter nur auf (wenige) Premiumkunden und versuchen da ein Premium-Pricing durchzusetzen. Der Erfolg ist aber eher durchwachsen.

Was haben Private-Equity-Firmen daran geändert?

Genau solchen Märkte sind ein Einfallstor für Private-Equity-Unternehmen. Sie sehen in einem zu geringen Preisniveau eines Marktes eine Option, ohne großes Risiko Preiserhöhungen „durchzudrücken“. Beim Verkauf von JTL (ging an den PE Fonds HG Capital) hatte ich das ja bereits prognostiziert, auch Afterbuy (ging an Oakley Capital und wurde zu EcommerceOne) hat die Preise letztes Jahr angepasst. Billbee ging nach Preiserhöhung im letzten Jahr an den PE Fonds Bregal und passt gerade direkt noch einmal die Preise an. Channeladvisor macht das individuell durch sogenannte „Customer Success Manager“ (die weniger den Erfolg der Kunden im Auge haben, sondern eher das Geld für die Firma). Und es wird so weitergehen: Neben der Notwendigkeit durch steigende Kosten, werden die Anbieter sich immer mehr dem Preisniveau ähnlicher Softwareprodukte in anderen Märkten anpassen. Und, bitte festhalten: Das Preisniveau ist da durchaus bei 3000 – 5000 Euro bei Firmen mit 10-20 Angestellten im Monat zu sehen. Weil sie eben auch 5 – 10 Mitarbeiter sparen.

Was solltet ihr tun?

Nach meiner Erfahrung reagieren die meisten Händler sehr emotional bis unprofessionell auf Preiserhöhungen. Statt wie ein guter Kaufmann zu schauen, wie man mit dem (neuen) Pricing wirklich im Markt zu den Wettbewerbern steht (und welche Wechselkosten und -risiken man hat), will man aus dem Bauch alles beenden, auch wenn das meistens die schlechteste Option ist. Denn viel wichtiger: Frage Dich nicht, was es kostet, sondern was es Dir bringt. Und da sind ALLE ERP-Systeme noch massiv im Plus. Ein Großteil der Händler könnte ohne Software ihr Geschäft niemals kostendeckend betreiben. Die Systeme sparen jeden Tag viele viele Stunden Arbeitszeit.