Wenn die linke Hand nicht weiß was die rechte tut, dann kann das schon einmal zu interessanten Daten-Leaks führen. Im aktuellen Fall möchte Amazon seine Händler für das Amerika-Geschäft begeistern. Dazu versenden sie eine Mail an Seller, die sich für das Early-Reviewer-Programm in den USA angemeldet haben. In dieser Mail nennt Amazon Zahlen, aus denen recht einfach der deutsche Marketplace-Umsatz (GMV) errechnet werden kann. Dazu wird lediglich eine weitere Zahl aus dem letzten >Letter to shareholder< von Jeff Bezos benötigt.
Der deutsche Händlerumsatz: 8,57 Mrd. €
Auf dem deutschen Marktplatz erwirtschaften alle Händler einen Bruttoumsatz von 11,42 Milliarden US-Dollar oder 10,20 Milliarden Euro. Das entspricht einem Nettoumsatz von 8,57 Milliarden Euro vor Retouren und Storno.
Und die Rechnung ist so einfach
In der an die Seller gesendeten Mail schreibt Amazon folgendes:
Gründe für eine Expansion in die USA (reduzierte Betrachtung)
amazon.com ist Amazons weltweit größter Markplatz: 50% des Amazon-Umsatzes wird auf amazon.com generiert & amazon.com ist größer als alle europäischen Marktplätze zusammen
-> Kundenreichweite erhöht sich enorm (Erschließung neuer Kundengruppen), was potenziell mehr Umsatz bedeutet
Auf amazon.com wird 7-mal so viel Umsatz generiert wie auf amazon.de, mit nur halb so vielen Händlern
-> Sehr großes Potenzial
(Quelle: Mail von Amazon an den Seller)
Jetzt noch die Zahl auf Jeff Bezos Brief an die Anteilshalter: „Und es ist auch ein hoher Wert, denn unser First-Party-Geschäft ist in diesem Zeitraum dramatisch gewachsen, von 1,6 Milliarden Dollar im Jahr 1999 auf 117 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate für unser First-Party Geschäft in diesem Zeitraum beträgt 25%. Aber in der gleichen Zeit sind die Drittverkäufe von 0,1 Milliarden Dollar auf 160 Milliarden Dollar gestiegen – eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 52%. Um ein externes Benchmarking zu ermöglichen, ist der Brutto-Warenumsatz von eBay in diesem Zeitraum um 20% von 2,8 Milliarden Dollar auf 95 Milliarden Dollar gestiegen.“
50% des Umsatzes werden über amazon.com generiert = 80 Mrd. US$; der Umsatz auf amazon.com ist 7-mal so hoch wie der auf amazon.de = 11,42 Mrd US$. Fertig!
Das war sicher keine Absicht
Da hat die linke Hand nicht gewusst, was die rechte macht. Nunmehr sind auch die deutschen Marktplatzumsätze, das GMV (Gross Merchandise Volume), bekannt. Eine Zahl, an der sich viele Experten in der Vergangenheit mit teils skurrilen Ausprägungen versucht haben.
Dieser Artikel ist sehr zum Nachdenken anregend. Es ist klar, dass Sie viel über jeden Punkt nachgedacht haben.
Hallo,
das englische Wort “gross” kann man nicht mit brutto – im Sinne von Steuer – uebersetzen. D.h. Sie muessen auch nicht die 19% abziehen um auf den “Nettoumsatz” zu kommen.
VG
“Aus dem Englischen übersetzt-Das Bruttowarenvolumen ist ein Begriff, der im Online-Handel verwendet wird, um einen Gesamtumsatz in US-Dollar für Waren anzuzeigen, die über einen bestimmten Markt in einem bestimmten Zeitraum verkauft wurden. Die Site-Einnahmen stammen aus Gebühren und unterscheiden sich vom Dollarbetrag der verkauften Artikel.” (Quelle: Wikipedia)
“Diese Zahlen sind in keiner Weise korrekt. Die Person, die diese Informationen zusammengestellt hat, hat Zahlen benutzt, die nichts mit den Verkäufen von Drittanbietern bei Amazon zu tun haben. Dies ist allein auf einen menschlichen Fehler zurückzuführen”, sagte Amazon-Sprecherin Franziska Helmetsberger. Es sei falsch anzunehmen, dass diese Zahlen etwas über das Geschäft von Amazon in Deutschland oder auf der ganzen Welt aussagen würden.
Liest du einmal hier -> https://wortfilter.de/amazon-aeussert-sich-zu-dem-zahlenleak-aber/ 🙂 😉
Vielleicht irre ich mich ja: ich kenne den genauen Wortlaut der Amazon-Email nicht, aber wenn hier von “7x so viel Umsatz” die Rede ist, müsste die Rechnung dann nicht lauten:
USD80Mrd / “8” = USD10Mrd, da dann:
Amazon.de: USD10Mrd
Amazon.com: 7x USD10Mrd = USD70Mrd
Gesamt: Amazon.de (USD10Mrd) + Amazon.com (USD70Mrd) = USD80Mrd
Oder ist der Amazon.de-Umsatz bereits im Amazon.com-Umsatz enthalten?
Unterstellt diese Rechnung nicht, dass die Verhältnisse von 1st party und Händlerumsatz in USA und Deutschland gleich ist?
Nein, dieses Verhältnis wird nicht benötigt. Du hast ja den Faktor genannt: “Auf amazon.com wird 7-mal so viel Umsatz generiert wie auf amazon.de, mit nur halb so vielen Händlern” plus “Amazon.com ist amazons weltweit größter Markplatz:
50% des Amazon Umsatzes wird auf amazon.com generiert” – Die Zahlen sind ja direkt auf den Marktplatz und Händlerumsatz reduziert. Das 1st-Party Geschäft benötigst du zur Errechnung des nationalen Umsatzes nicht. Denn auch den Marktplazumsatz ist als aboslute Zahl im Letter to shareholder von Jeff Bezos genannt -> 160 Mrd. US$ 🙂
Hab auch Rechnungen erhalten und war im Minen zog Stuttgart mfg Frank Jung