Vom Shop zum Marktplatz oder ganz modisch: Plattform. Jedenfalls  vermeldet dasder Onlineshop babymarkt.de in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung. Und wie immer ist es Ziel der Plattformbetreiber, mit der Integration eines Marktplatzmodells die eigenen Sortimentslücken zu schließen. Wie der Marktplatz nun funktionieren soll, wird in der PM nicht erklärt. Warum auch? Die Marktplatzpartner sind wohl nicht wichtig genug. 😉

Hier die Pressemitteilung

Bochum, 18. November 2021. +++ Mit einem eigenen Marktplatz und einem Update der babymarkt-App startet babymarkt die Weiterentwicklung von einem Onlineshop zu einer Plattform für junge Familien.

Mit aktuell rund 100.000 Artikeln bietet babymarkt.de bereits jetzt das größte Sortiment der Branche für Baby- und Kinderartikel. Mit dem neuen Marktplatz möchte das Unternehmen das Angebot innerhalb der kommenden zwei Jahre mindestens verdoppeln. Wir sind mit vier Partnern und über 10.000 Artikeln im Marktplatz gestartet. Bis Jahresende 2021 möchten wir das Gesamtsortiment mit zusätzlich 25.000 Artikeln um etwa 25 Prozent ausbauen“, erklärt Bastian Siebers, CEO von babymarkt. Dabei ergänzen Partner wie Green Cotton insbesondere das Angebot nachhaltiger Mode. „Wir runden unser Angebot damit weiter ab“, so Siebers. Neben Mode kommen neue Themenbereiche, unter anderem im Segment Spielwaren, hinzu.

Ziel ist es, mehrere hundert Marktplatz-Partner bei babymarkt einzubinden und damit noch mehr Auswahlmöglichkeiten zu bieten. Bei einem Stamm von 1,6 Millionen Kund:innen und bis zu zehn Millionen Visits monatlich lohnt sich das auch für die Geschäftspartner selbst, die so von der Reichweite und der exklusiven Zielgruppe von babymarkt profitieren.

Interview BastianWir möchten bis zu 30 Prozent unseres Umsatzes in den nächsten Jahren über den Marktplatz erzielen“, lautet die wirtschaftliche Perspektive des CEO.

Mitentscheidend für diese wirtschaftliche Entwicklung wird die Wahl der Partner sein, bei deren Auswahl großer Wert auf hohe Qualitätsstandards gelegt wird. Nach dem erfolgreichen Start in Deutschland lautet das Ziel, den Sortimentsausbau über den Marktplatz auch in den internationalen Märkten von babymarkt voranzutreiben und in den nächsten Jahren sukzessive alle europäischen Onlineshops zum Marktplatz weiterzuentwickeln.

Während das Angebot bisher auf Babys und die Altersgruppe Kleinkinder bis zu zwei Jahren ausgerichtet ist, erweitert der neue Marktplatz das Altersspektrum – von der Erstausstattung über die ersten eigenen Schritte, den Erstbesuch in Kita oder Kindergarten bis hin zum ersten Schultag. Die Vision: „Wir möchten ein Teil der Familie sein.“ Mit dem neuen Marktplatz investiert babymarkt in das Sortiment – in der Breite und in der Tiefe. „Wir möchten junge Familien vom ersten Moment an mit unserem Wissen begleiten und praktisch mit den Kindern gemeinsam aufwachsen“, zeichnet Bastian Siebers ein Bild vom Onlineshop zur Plattform.

Ein Team von aktuell fünf Mitarbeiter:innen arbeitet bei babymarkt intensiv an der Integration der neuen Partner in den Marktplatz. Geleitet wird das Team von Friederike Lütgenau, die babymarkt als Tochter des Unternehmensgründers und Prokuristin seit knapp 20 Jahren mitgestaltet. „Für unsere Kund:innen heißt das noch mehr Auswahl, das Shoppen bleibt dabei gewohnt einfach“, erklärt sie. Wie bisher legen Eltern die ausgewählten Artikel in den Warenkorb – ob aus dem klassischen Shop oder dem Marktplatz. Ganz transparent sehen die Kund:innen, ob es sich um ein Partnerprodukt handelt und die Lieferung sowie die mögliche Retoure direkt über den Marktplatzpartner abgewickelt wird.

Unser eigener hoher Anspruch an unseren Service in puncto schnelle Lieferzeit und einfache Abwicklung, auch bei der Rückgabe, ändert sich dadurch ebenso nicht“, betont Friederike Lütgenau.

 

Einordnung

Was sehr bitter aufstößt, ist der Umstand, dass das Unternehmen nicht erwähnt, wie und mit welchen Schnittstellen eine Integration der Handelspartner möglich werden soll. Ohne Schnittstellen zu den bekannten ERP- und Wawi-Systemen ist das Unterfangen aus einem Shop eine Plattform bzw. einen Marktplatz zu machen zum Scheitern verurteilt.

Denken wir doch einmal darüber nach, was es bedeutet, Sortimentslücken zu schließen. Damit ist nahezu jeder Händler dazu verdonnert, Nischenprodukte anzubieten. Oder es sollen ganz neue Kategorien erschlossen werden. Ist dann der Verkaufspartner nicht einfach nur ein günstiger >Proof of Concept<? Wir wissen es nicht und können auch dazu nichts in der PM lesen. Schade.

Oder doch nicht schade? Vielleicht reflektieren eben genau diese fehlenden Informationen aber auch einfach nur die Ahnungslosigkeit des Shopbetreibers der ein Marktplatz sein will. Es wird wohl nicht viele Quartale dauern und wir hören Händlerstimmen, welche uns den (ausbleibenden) Erfolg berichten werden.

Zum Schluss: Nach eigenen Angaben versendet das Unternehmen mit 502 Mitarbeitern gerade einmal 4.719 Pakete am Tag. Das ist nicht viel. Ein Blick in die Bilanz zeigt demnach auch auf, dass zum Stichtag 31.12.2019 110 Lagermitarbeiter beschäftigt waren. Das ist für diese Versandleistung zu viel. Seit Jahren erwirtschaftet babymarkt.de negative Erträge. Wäre da nicht der starke Partner Tengelmann im Hintergrund wäre wohl ein solch ineffizienter Betrieb bereits eingestellt worden.