Bei Amazons Auszahlungsproblemen ist kein Ende in Sicht

Wenn’s um Geld geht, dann hört die Freundschaft auf. Nach mittlerweile einer Woche hat Amazon das Auszahlungsproblem immer noch nicht behoben. Das Unternehmen sendete Falschmeldungen an die Händler. Laut einigen Mitarbeitern  ist die Situation nachwievor katastrophal.

Was war passiert?

Seit über einer Woche zahlt Amazon kein Geld mehr an seine Händler aus. Einige Händler berichten, dass Umsätze, also Erlöse aus Verkäufen, nicht mehr auf deren Zahlungskonto gut geschrieben werden würden. Andere Seller berichten, dass sie zwar eine Auszahlung gestartet haben, ihr Konto jetzt auf ‘Null’ steht, aber das Geld komme nicht auf dem Bankkonto an. Die Probleme begannen am 30. Oktober.

Die deutschen und englischen Amazon Seller Foren sind voll mit Beschwerden:

Und auch in der Wortfilter Community auf Facebook gibt es bereits 5 große Diskussionsäste. Amazon scheint die Herausforderung nicht in den Griff zu bekommen.

Es werden ganz böse Stimmen laut

In nahezu allen Facebook Gruppen mehrt sich die Befürchtung, dass Amazon ein tatsächliches finanzielles Problem habe. 

Das ist natürlich Quatsch, Amazon wird die Beträge auszahlen, irgendwann. Unerquicklich ist aber auf jeden Fall die etwas sparsame Kommunikation gegenüber den Sellern. Diese sollten eigentlich gut informiert sein, denn die Beträge werden von den Händlern dringend benötigt. Einige Marketplace-Händler berichteten bereits von ausstehenden Zahlungen im sechsstelligen Bereich.

Da wird mit zweierlei Maß gemessen

Würden Händlern solche Bugs wiederholt passieren, würden sie vom Handel ausgeschlossen und die Accounts wären suspendiert. Klar, dass das so mit Amazon nicht gehen kann, aber ein Mindestmaß an Kommunikation und Erklärung wäre nötig.

Mit der jetzigen Haltung öffnet das Unternehmen Tür und Tor für wilde und unsubstantiierte Spekulationen. Das muss nicht sein.

Ist Amazon Schadenersatz pflichtig?

Da wäre erst einmal zu klären, welcher Schaden denn bei den Händlern entstanden ist. Ein Zinsschaden ist marginal, selbst wenn es um Sollzinsen geht. Dafür lohnt sich das Theater nicht.

Kritischer wird es schon dann, wenn der Händler Verbindlichkeiten nicht bedienen kann, er Kontokokrent-Kredite gekündigt bekommt oder er im Bonitätsindex fällt. Aber auch hier wird es schwierig sein, eine Kausalität gerichtsfest herzustellen.

Fazit: Dem Grunde nach ist Amazon verpflichtet, den Schaden zu ersetzen, aber wie schaut es in der Praxis aus?

Wer hat Angst vorm orangenen Mann?

Und da gilt: Wo kein Kläger, da kein Richter. Keiner von euch wird sich trauen, den entstandenen Schaden beim Riesen aus Seattle einzuklagen. Zumal der Prozess nicht in Deutschland, sondern wahrscheinlich in Luxemburg zu führen wäre.

Und am Ende heißt es…

…Abwarten und Kölsch trinken. Die Herausforderung ist verdammt ärgerlich, die Kommunikation hat ganz viel Luft nach oben, aber ihr ändert nichts.

Dieser Beitrag wurde am von unter Amazon veröffentlicht.

Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

11 Gedanken zu „Bei Amazons Auszahlungsproblemen ist kein Ende in Sicht

  1. Andreas

    Der Fehler ist *nicht* behoben, Zahlungen werden erneut nicht ausgeführt siondern bleiben im Status „In Verarbeitung“ hängen. Quelle: Sellerforum, Verkäuferforen Amazon UK und DE

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  2. Pingback: Presseschau KW44: Hellofresh startet an der Börse, Media-Saturn wächst online um fast 24 Prozent, Auszahlungsprobleme bei Amazon dauern weiter an » Blog für den Onlinehandel

  3. llamaz

    Möglicherweise hat Amazon doch Liquiditätsprobleme:
    Artikel vom Jahresanfang:
    The Red Flag That Amazon Investors Should Worry About
    https://seekingalpha.com/article/4039392-red-flag-amazon-investors-worry
    Zitat:
    “It seems to me that Amazon is hugely dependent on funds which were supposed to be paid to suppliers to maintain its growth.”(…)
    “If management continues in postponing payments to suppliers, and investing the cash in its business, Amazon will be facing short-term liquidity problems whenever the growth rate starts slowing down. “

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    1. MichaelZ

      Wenn das der Fall sein sollte – solte man Bezos ins Gefängnis stecken. Verdient er 133 Mio am Tag. Mehr als ein Quartalsgewinn! Hat Amazon 20 Jahre hier ruinösen Wettbewerb betreiben dürfen und überhaupt keine Gewinne erwirtschafteten müssen. Das wird uns in Deutschland nicht erlaubt. Im Ausland lacht man uns Deutschen aus. Weil man uns alles erzählen kann. Wie unterwürfig sind wir Amazon gegenüber! Lassen uns die Butter vom Brot nehmen. Knicken ein!

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  4. Max

    Mal im Ernst – ein Unternehmung das einen Löwenanteil seiner Umsätze mit datengetriebenen Services macht bekommt die Probleme nicht in den Griff ??? Wundern tuts mich nicht wenn man die vielen, augenfällig falschen Algorithmen wertet, die einem die Arbeit mit Amazon immer wieder erschweren. Da würde ich mir unter anderem als AWS Kunde schon mal nen Kopp machen.

    Ernsthaft – ganz persönlich wünsche ich diesem Verein die Pest an den Hals. Zu all dem, was sich Amazon, namentlich die Amazon eigene Stasi “Verkäufer Performance”, sonst noch so im Umgang mit seinen Geschäftspartnern leistet, jetzt auch noch – passend vor Weihnachten – diese Katastrophe. Ein Schelm der böses dabei denkt….

    Man sollte Bittbriefe an Alibaba schreiben und die auf Knien anflehen endlich in Europa tätig zu werden. Schlimmer als der Obermurksverein kann ja nun der Chinamann auch nicht werden.

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    1. MichaelZ

      Alibaba wäre gut! Das ist ja kein Erfolg was Amazon hier abgeliefert hat im Westen. Super Potential hier und wer beeindruckt mit Zahlen im Osten: Alibaba! Das ist doch nur ein selbstherrliches Verhalten von Amazon. Mir gefallen Deine Worte wie : Amazon eigene Stasi! Amazon ist eine ganz große Sauerei und deutsches Staatsversagen!

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  5. Ralf

    Wenn alle Händler ihre Account auf “Urlaub” stellen würden, bis wieder Geld kommt, dann würde das “Problem” sicher noch heute gelöst werden… 😉

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    1. MichaelZ

      Amazon brauch eine ganz gewaltige staatliche Regulierung! Wer kann schon so einfach mit der Arbeit aufhören? Das ist halt das große Problem. Die Händler wurden im Stich gelassen. Irgendwann wird Amazon die Rechnung bekommen. Soziale Ächtung!

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  6. Claudia

    Ich als Seller kriege so richtig die Krätze. Es müssen schließlich Verbindlichkeiten gezahlt werden. Vor allen Dingen kleine Händler wie ich haben kaum Puffer. Zum 2. läuft das Weihnachtsgeschäft an. Wir müssen Material nachordern, sind aber kaum handlungsfähig. Die Informationspolitik sieht so aus, dass wir seit einer Woche auf keine Anfrage mehr eine Antwort bekommen – egal zu welchem Thema. Der Support ist stumm geschaltet. Das Verhalten von Amazon ist derart grottig, dass ich mich wundere wieso die Medien sich noch nicht im großen Stil darauf gestürzt haben. Was zum Henker wird hier eigentlich verheimlicht?

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