Steigende Paketmengen führen zu mehr Schlichtungsfällen, so Agenturchef Homann. Vor allem trifft das aber den (noch) Branchenprimus DHL. Gegenüber 2019 stieg die Anzahl der Schlichtungsanträge um 28%. Zu Beginn diesen Jahres hat sich die Zahl nochmals erhöht.

Im letzten Jahr waren vor allem Unklarheiten zu Haftungsfragen – wie Haftungseinschränkungen und Haftungsbegrenzung – Grund für einen Antrag bei der Schlichtungsstelle Post. Ebenso war die Schlichtung von Fragen über den zulässigen Sendungsinhalt sowie die Teilnahmeverweigerung der Postdienstleister geprägt.

»Fast 77 Prozent der Schlichtungsanträge betrafen die Deutsche Post DHL, auf Hermes entfielen gut 17 Prozent, auf DPD über drei Prozent und auf GLS nicht ganz zwei Prozent. UPS lag weit unter einem Prozent. Die Verteilung der Anträge spiegelt auch wider, dass die Deutsche Post DHL und Hermes stärker im Privatkundensegment tätig sind als die übrigen Paketdienstleister«, so die Bundesnetzagentur.

Dass das Schlichtungsverfahren nicht geeignet ist, verbraucherfreundlich Lösungen herbeizuführen, zeigt vor allen die durchschnittliche Bearbeitungszeit von circa vier (!) Monaten. Hier bedarf es einer dringenden Änderung der Verfahrensdauern. In Zeiten, in denen die Versanddaten digital verarbeitet werden, ist eine schnelle Lösung eines Schlichtungsverfahrens möglich.

Jedoch scheinen die KEP-Dienstleister wie auch die Behörde nicht die Bedürfnisse der Verbraucher zu erkennen und ihre Prozesse anpassen zu wollen. Betrachtet ihr zunächst die Voraussetzungen, bis ihr einen Schlichtungsantrag stellen könnt, dann erkennt ihr, dass zunächst der Versuch einer Klärung mit dem Versanddienstleister passiert sein muss. Diese Zeit ist noch auf die vier Monate draufzurechnen. Damit lägen wir dann bei einer Gesamtzeit von 5 bis 6 Monaten (!).

Jetzt darf man sich aber auch einmal fragen, wie es denn mit der Unabhängigkeit einer staatlichen Behörde ist, vor dem Hintergrund, dass der Staat größter Anteilseigner der Post ist. Mit jeweils 24,89 Prozent sind die Bundesrepublik Deutschland und die Kreditanstalt für Wideraufbau Anteilseigner der Post.