Bereits in den vergangenen Tagen war viel von den Händlern über DHL zu hören. Verträge wurden telefonisch gekündigt, DHL holte Sendungen nicht ab oder versuchte eure Paketmengen zu reduzieren. DHL ist kollabiert. »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass wir morgen keine Abholung Ihrer Pakete durchführen werden, um die gewonnene Zeit und Kapazität für eine dauerhafte Stabilisierung unserer Produktion zu nutzen«, so DHL in einer Rundmail an Hänlder.

Die vollständige Mail

Diese Mail erhielten gestern große DHL-Versender in unterschiedlichen Bundesländern. Betroffen sind verschiedenste Depots an unterschiedlichen Standorten. Ob alle Niederlassungen betroffen sind, konnte noch nicht recherchiert werden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

bisher konnten wir gemeinsam mit unserem Team im Paketzentrum XXXX auch in Zeiten der aktuellen Corona Krise und dramatisch hoher Paketmengen für Ihre und unsere Kunden einen stabilen Betrieb aufrecht sichern und somit Ihre und unsere Kunden auch in dieser Krise mit allen Gütern versorgen.

Leider müssen wir Ihnen heute aber mitteilen, dass wir trotz erheblicher Kapazitätssteigerungen nun für den morgigen Tag zu einer drastischen Maßnahmen greifen müssen, um sicherzustellen, dass wir unseren Betrieb im Paketzentrum Feucht nicht längerfristig gefährden.

Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass wir morgen keine Abholung Ihrer Pakete durchführen werden, um die gewonnene Zeit und Kapazität für eine dauerhafte Stabilisierung unserer Produktion zu nutzen.

Weiterhin möchten wir Sie informieren, dass wir auch in den kommenden Tagen nur Ihre üblichen Versandmengen abholen können und darüber hinausgehende Zusatzfahrten nach aktuellem Sachstand auch für die kommende Woche nicht zugesagt werden können.

Wir sichern Ihnen aber zu, dass wir die weitere Entwicklung sehr genau managen und bei Entspannung der Lage in unserem Paketzentrum auch wieder zusätzliche Mengen in der gewohnten Form bei Ihnen abholen werden.

Uns ist bewusst, dass wir Ihnen als unserem Kunden mit diesem Vorgehen viel abverlangen, bauen hier aber in dieser für uns alle herausfordernden Lage auf  Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Niederlassungsleiter

DHL Vertrieb Paket

Bankrotterklärung von DHL

Anders sind die Maßnahmen des Carriers nicht zu beschreiben. Offensichtlich hat sich der Dienstleister verkalkuliert und in Folge sind massive Managementfehler passiert. Wie aus dem DHL-Umfeld zu hören ist, sind zu Beginn der Pandemie sogar Mitarbeiter in den Urlaub geschickt worden. Erst kürzlich äußerte sich DHL, dass man zunächst im März gleichbleibende Paketzahlen beobachtet hätte, diese im April aber drastisch angestiegen sind. Öffentlich ist die aktuelle Sittuationsbeschreibung des Paketversender so: »Momentan sei aber noch nicht damit zu rechnen, dass die Post ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann«, so Tobias Meyer, Vorstandsmitglied des Unternehmens für das deutsche Brief- und Paketgeschäft im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Jedoch liest sich die an die Händler gerichtete Mail anders. DHL schafft es faktisch nicht, seinem Auftrag nachzukommen und ist kollabiert.

Händlerstimmen

In zahlreichen Nachrichten, die Wortfilter gestern erreichten, äußerten sich Händler sehr irritiert über das wenig kooperative Vorgehen von DHL. Ein Händler sagte: »Das ist ja wie Planwirtschaft. DHL kann offensichtlich nur Weihnachten planen«. Ein anderer schrieb: »Was für ein Planungsfehler und wir müssen den nun ausbaden. Warum kann das nicht kooperativer passieren? Jeder versteht die Situation, aber wir müssen zusammenstehen und nicht gegeneinander arbeiten.« – »Und wer bezahlt mir jetzt den ganzen Kundensupport? Auch wir arbeiten an unseren Grenzen«, beschrieb ein Seller die eigene Situation.

Nahezu jeder Händler zeigt zwar grundsätzliches Verständnis, aber die meisten fühlen sich durch die Art und Weise der Zusammenarbeit und Kommunikation überrumpelt. Nicht wenige empfinden das Verhalten DHLs als arrogant, unverschämt oder bestenfalls nicht partnerschaftlich.

Was ist nun zu tun?

Sofern ihr Kündigungen erhaltet, solltet ihr euch sofort an euren Anwalt wenden. Dieser kann als Mediator mit DHL verhandeln. Wortfilter ist ein Fall bekannt, in dem eine solche Verhandlung zur Wiederaufnahme der Abholung führte. Tatsächlich habt ihr gute Chancen, dass DHL zurückrudert. Das Stickwort ist ›Kündigung zur Unzeit‹. Bisher hat DHL auch die Kündigungen nicht schriftlich (wie erforderlich), sondern nur mündlich ausgesprochen. Damit ist dann auch die Türe für ein Zurückrudern offen!