Amazons Preisparität ist viel diskutiert. In den USA ist sie unter anderem Anlass einer Klage der amerikanischen Wettbewerbsbehörde FTC. Aber es gibt zwei Seiten der Medaille: Amazons Sichtweise und die Meinung Betroffener.

Was bedeutet die Preisparität?

Amazon möchte gegenüber anderen Vertriebskanälen gleiche Preise auf der eigenen Plattform dargestellt wissen. Das nennt sich Preisparität. Dazu bedient sich das Unternehmen bestimmter Werkzeuge. Seller bekommen im Seller Central den Hinweis, dass sie Preise reduzieren sollen, weil außerhalb von Amazon die Produkte günstiger angeboten werden. Kommen Seller diesem Wunsch nicht nach, dann verlieren sie die Buybox.

Kritik: Ohne grundsätzlich Amazons Preisparitäts-Wunsch in Frage zu stellen, gibt es trotzdem Kritik. Das System funktioniert oft nicht, weil z.B. Versandkosten beim Vergleichspreis übersehen werden und daher ein Vergleich nicht möglich ist.

Amazons Sichtweise

Mit der Preisparität möchte Amazon den Wettbewerb fördern. Das sei gut für Verbraucher, denn diese erhalten dadurch Zugang zu günstigeren Preisen. Soweit verständlich: Seller werden animiert ihre Preise auf Amazon zu senken, wenn identische Produkte irgendwo im Netz günstiger angeboten werden. Das macht für Verbraucher die Plattform Amazon attraktiver, so Amazons Sichtweise.

Das ist die Meinung der Kritiker

Amazons Preisparität führt unter Umständen zu einer Verteuerung der Produkte. Das Unternehmen unterbinde fairen Wettbewerb und missbrauche seine beherrschende Stellung im Markt.

Szenario 1: Amazon ist auf Grund seiner Gebührenstruktur einer der >teuersten< Plattformen. eBay z.B. hat deutlich niedrigere Kosten, so dass Händler  je nach Vertriebskanal andere, also günstigere Preise, anbieten können. Geben Seller der von Amazon gewünschten Preisparität nach und passen ihre Preise auf dem Amazon Marketplace an setzen sie ihre wirtschaftliche Existenz aufs Spiel.

Szenario 2: Die Onlinehändler verteuern ihre Produkte auf alternativen Plattformen um die Preisparität zu erfüllen. Verbraucher werden also durch diese Verhaltensweise geschädigt, denn seitens der Seller wäre es auf Grund der günstigeren Gebühren von alternativen Marktplätzen möglich die Artikel auf anderen Plattformen günstiger anzubieten.

Szenario 3: Auf Grund der Fehleranfälligkeit des Amazon-Systems zur Ermittlung von Vergleichspreisen werden Äpfel mit Birnen verglichen, zum Beispiel werden fehlende Versandkosten nicht berücksichtigt, welche jedoch in der ASIN bereits eingepreist sind.

Kommentar

Amazons Preisparität entstammt sicherlich einem Verbraucher zugewandten Denkansatz. Aber in der Praxis lässt sie sich nicht umsetzen. Solange es alternative Marktplätze gibt, die günstigere Gebührenstrukturen den Sellern offerieren, wird die geforderte Preisparität zum Nachteil der Verbraucher wirken. Händler werden eigene Produkte auf anderen Vertriebskanälen für Verbraucher verteuern, weil sie ihren Preis auf Amazon Marketplace nicht mehr herabsetzen können ohne unzureichende Ergebnisse zu erwirtschaften. Denn Amazon stellt nun einmal in dem meisten Verticals den umsatzstärksten Absatzkanal dar.

Es gäbe aber auch eine Lösung: Amazon weiß auf welchem Vertriebskanal das Produkt günstiger angeboten wird. Die Gebühren sind bekannt. Das Unternehmen müsste sich jetzt an der Herausforderung beteiligen: “Lieber Seller für diese ASIN reduzieren wir die Gebühren um x %, damit du diesen Preis y € erfüllen kannst”.