Die Kölner Samwer-Brüder tauchten 1998 mit einer Copycat von ebay.com in Deutschland auf. Ihre Plattform alando.de wurde in kürzester Zeit so erfolgreich, dass die damalige amerikanische eBay-Chefin Meg Withman den deutschen Klon kurzerhand aufkaufte. Schon 1999 wurde aus Alando schließlich ebay.de mit Sitz in Berlin.

Damit begann eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte. Wirklich? Ja, wirklich! Natürlich gab und gibt es unterschiedliche Phasen. Mal lief es glänzend, mal etwas weniger glänzend. Erwiesenermaßen aber gehört der Plattformbetreiber zu den ganz wenigen Unternehmen, die auch heute noch erfolgreich am Markt platziert sind.

20 Jahre in Deutschland und bisher unerreicht

Nach wie vor dominiert eBay den E-Commerce. Die Plattform-Webseiten vereinnahmen 42% der gesamten digitalen Shoppingzeit der Deutschen. Kein anderes Unternehmen konnte sich im Online Business so sehr etablieren, wie das ehemalige ›Auktionshaus‹ und nie zuvor schuf ein Internetunternehmen so viele Arbeitsplätze. Aktuell handeln über 150.000 gewerbliche Händler auf dem Marktplatz. Damit verdeutlicht das amerikanische Unternehmen, wie wichtig der Marktplatz für kleine und mittlere Unternehmen ist.

eBay schafft Arbeits- und Ausbildungsplätze

Alleine die aus 20 KMU-Händlern bestehende Frankfurter Gruppe steht für über 2.000 geschaffene Stellen im E-Commerce. Betrachtet man den gesamten deutschen Marktplatz, dürften es deutlich über 500.000 Arbeitsplätze sein, die eBay direkt und indirekt geschaffen hat.

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(Glückwunsch Video der Frankfurter Gruppe)

eBay war ebenfalls der Grundstein, damit Marktplatzriesen wie ATP Autoteile, Chal-Tec und Avides entstehen konnten, um nur Einige zu nennen, welche die 100-Millionen-Marke teils deutlich überschritten haben.

Wortfilter durfte in einem exklusivem Interview Oliver Klinck, Vice President Commercial Operations befragen.

Oliver, du bist ja erst vergangenes Jahr zu eBay gestoßen. Wie hast du den Marktplatz in den vergangenen zwei Jahrzenten erlebt?

»eBay empfand ich schon immer als sehr warm, sehr menschlich. Allerdings sah ich zu Beginn auch vorwiegend den C2C-Sektor, wofür eBay ja auch ursprünglich stand. Der konsequente Wandel hin zu einer vorwiegend B2C gelagerten Plattform hat mich zunächst sehr überrascht«

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Innerhalb deiner Stationen bei OTTO und Office Depot war eBay ein Wettbewerber? Wie habt ihr eBay beurteilt?

»Für OTTO war und ist der Marktplatzgedanke natürlich sehr relevant. Allerdings haben wir, auch ich, eBays Größe und Sortimentvielfalt anfangs unterschätzt, konnten aber auch sehr viel von eBay lernen.«

Mein Eindruck von eBay: Erst der Star, dann tief gefallen und nun der Hidden Champion? Meinst du, dass diese Phrasen passen, um die 20 Jahre von eBay treffend zu beschreiben?

»Nein«, lacht er, »die passen mit Sicherheit nicht, auch wenn gerade ich das wohl schlecht reflektieren kann. Da gibt es bestimmt bessere Kritiker. Dennoch fände ich es ungerecht, eBay mit diesen kurzen Sätzen zu beschreiben. Auch finde ich nicht, dass eBay tief gefallen ist. Sicher sind wir nicht immer so stark gewachsen wie manch Wettbewerber. Aber wir sind die klare Nummer zwei im Markt und bieten mit dem Mix aus B2C und C2C eine Auswahl, die ihresgleichen sucht. Richtig ist dabei sicher, dass wir noch deutlicher machen müssen, wofür eBay heute steht und die Einzigartigkeit unseres Angebots noch besser für uns nutzen können.«

(Mein erster eBay Account)
Was waren in deinen Augen die größten Fehler und Versäumnisse, die eBay in den vergangenen 20 Jahren begleitet haben?

»Ich denke, ich würde meinen Vorgängern Unrecht tun, hier das eine oder andere zu spezifizieren. Das steht mir nicht zu. Dass wir aber nach 20 Jahren mehr als 18 Millionen aktive Käufer und über 3,3 Millionen Verkäufer zählen, sollte genug Beweiskraft besitzen, dass eBay mehr richtig als falsch gemacht hat.«

Wie sieht in deinen Augen die Gegenwart aus? eBay ist allgemein anerkannt die Nr2. Ist das okay? Ein Ansporn? Wie ordnest du das deutsche eBay ein? Welche Bedeutung, denkst du, hat der deutsche eBay-Marktplatz für den nationalen E-Commerce?

»Natürlich, und da nehmen wir uns nicht zurück, hat man den Ehrgeiz, die Nummer 1 sein. Nummer 2 ist allerdings ja auch schon mal nicht schlecht, oder? Man könnte sagen, wir sind zufrieden, aber mit einem Jucken in den Fingern. Ein Ansporn ist der intensive Wettbewerb mit Sicherheit. Er trägt dazu, dass wir uns ständig weiterentwickeln und das ist wichtig. Eins bleibt allerdings gleich: Wir sind und bleiben Partner der Händler auf unserer Plattform, darunter viele kleine und mittlere Unternehmen, und treten nicht in den Wettbewerb mit ihnen.«

eBay Daten, Zahlen & Fakten
In nahezu jeder Händlerumfrage schneidet eBay hervorragend ab, wenn es um die Zufriedenheit der Händler geht. Woran liegt das?

»Dazu trägt sicher unsere Maxime, nur Marktplatz und damit reiner Partner zu sein, bei. Wir sind dann erfolgreich, wenn die Händler auf unserem Marktplatz erfolgreich sind. Wir leben einen familiären Gedanken, nach innen und außen, im Umgang mit den Kunden und Händlern. Wir wollen nahbar und serviceorientiert sein. Für alle, die sich auf eBay tummeln.

Wenn Amazon sagt, wir gehen jetzt nach rechts, dann folgen dem die Händler meistens klaglos. Sagt eBay, wir gehen nach links, gibt es erst einmal einen großen Aufschrei. Was denkst du, woran liegt das? Ist das ein Widerspruch zur vorangegangenen Frage?

»Ganz und gar nicht. Wie in jeder Familie gibt es auch einmal Streit. Jeder macht doch Fehler. Wichtig ist einzig, dass wir aus diesen lernen. Wenn du also fragst, woran das liegt, dann doch wohl daran, dass die Händler bei uns auf offene Ohren stoßen und wir eben nicht unnahbar sind oder von uns behaupten, die einzig richtige Lösung für alles parat zu haben.«

Die eBay Open kommt nach Deutschland. Großartig! Ist das auch der Erkenntnis geschuldet, dass ihr es wichtig Findet, den Händlern mehr Schulungsmöglichkeit zu bieten?

»Absolut! Das ist ja der Kerngrund dieser Veranstaltung. Es geht aber nicht nur um Schulung, auch um Austausch und Networking. Wir haben verstanden, dass wir zu den Händlern gehen müssen. Ohne die Händler wären wir nicht die Nummer 2 im Markt und ohne sie könnten wir nicht einmal davon träumen, eBay einmal an erster Stelle zu sehen.«

(Großartiges Marketing von Limal)
Alibaba, Wish aber auch Amazon. Denkt ihr, dass ihr bereits ausreichend gewappnet seid?

»Nein, es gibt immer Dinge, die besser werden können. Mit Catch haben wir einen großen Schritt getan, um neue junge Zielgruppen anzusprechen. Aber da dürfen wir nicht stehenbleiben. Gleichzeitig ist uns der Weg hin zu einem ‚Managed Marketplace‘ wichtig, hier spielen Initiativen wie eBay Fulfillment und die neue Zahlungsabwicklung eine zentrale Rolle«

Gerade erst hat Devin Wenig eine tiefgreifende Umstrukturierung im Konzern gemacht. Viele nehmen – oder besser nahmen – eBay Deutschland als eher behäbig wahr. Werdet ihr mehr Gas geben?

»Wir werden auf jeden Fall nicht langsamer und ich glaube man hat gerade in den vergangenen Monaten gesehen, dass viele neue Initiativen gestartet wurden. Es ist unser Ziel, auch intern in der eBay-Organisation ein Innovationsmotor zu sein.«

(Top 100 Händler aus 2018)
Was sind für dich die wichtigsten Fragen, auf die eBay antworten muss?

» Wir müssen den Marktplatz eBay immer weiterentwickeln, dabei keine relevanten Trends im Markt verpassen und den richtigen Zeitpunkt für die Umsetzung von Neuerungen finden. Dabei wird es wichtig sein, eine gute Balance zwischen Global Player und lokalem Marktplatz zu finden.«

Schauen wir einmal in die Zukunft. Quo vadis, eBay?

»Wir müssen am Ball bleiben. Die Konkurrenz schläft nicht. Unsere Nähe zum Kunden und den Händlern wird uns da sicher hilfreich sein. Durch ihr Feedback erkennen wir Entwicklungen hoffentlich früh und können entsprechend darauf reagieren. Nachbessern müssen wir natürlich auch. Zahlungsmanagement, Datenstrukturen, Oberflächenperformance etc. sind nur einige Punkte, ebenso die Fokussierung auf das Kauferlebnis oder eine bessere Individualisierung innerhalb unserer Angebotspalette. Wir müssen Mehrwert schaffen, bei den Preisen, Varianten, eben bei all unseren Angeboten von unseren Top-Verkäufern bis zu Gebrauchtwaren. Das kann eBay wie kein zweiter Anbieter. Nur eins dürfen wir nie vergessen: ein Marktplatz für alle, Käufer und Verkäufer, zu bleiben.«

Danke Oliver für das großartige Interview!

Auch das gehört zu eBay: Scheitern

Kaum ein E-Commerce-Unternehmen hat es jemals geschafft, so zielsicher und erfolgreich falsche Entscheidungen zu treffen. Manch ursprüngliche Strategie war immer ihrer Zeit leider oft viel zu weit voraus! Hier einmal die Liste der größten Fehler:

  • Verkauf von Skype
  • Verkauf von eBay Enterprise – dem Fulfillment-Anbieter
  • Verkauf von Magento
  • Einstampfen der eigenen zentralen Payment-Lösung
  • Abkehr vom Produktkatalog im Jahr 2009
  • Trennung von PayPal

Viele dieser Fehler, eigentlich alle, hat der ehemalige CEO John Donahoe zu verantworten. Mit Devin Wenig als CEO und Eben Sermon ist jedoch aktuell ein Gespann am Start, das durch seine Entscheidungsfreude brilliert. In den letzten 20 Jahren gab es keine Phase, in der so viele Innovationen gelauncht wurden. Es ist zwar 1 vor 12, aber die Aussichten sind positiv.

Platzierung aus dem eBay Powerseller Magazin Q1/2010

Auch ich, jetzt als Wortfilter-Betreiber und damals Händler, habe euch, eBay und dem deutschen Team alles zu verdanken. Ohne euch stünde ich nicht da, wo ich jetzt bin. Herzlichen Glückwunsch zum 20-Jährigen und ich wünsche euch von Herzen alles Gute für die nächsten 20 Jahre.

Unterm Strich

eBay bleibt trotz aller berechtigter Kritiken und Fehler das Beste, was dem kleinen und mittleren Unternehmertum passieren konnte und kann. Kein Unternehmen hilft Händlern so sehr zu nachhaltigem Erfolg, wie es eBay mit seiner deutschen und internationalen Mannschaft macht. Punkt. Ausrufezeichen!

Zum guten Schluss, das sagen die Händler über eBay

atp-autoteile: „eBay war schon damals für unseren Bereich technisch sehr gut aufgestellt und hat uns beste Voraussetzungen für den Handel mit Autoteilen geboten”, blickt Anna Schreglmann, Abteilungsleiterin für den Vertrieb, zurück. „Mit eBay konnten wir in das damalige Nischensegment Autoteile einsteigen und uns zu einem Vorreiter in einer mittlerweile etablierten Branche entwickeln. Anfang dieses Jahres haben wir als erstes Unternehmen die vier Millionen Bewertungspunkte bei eBay geknackt und führen insgesamt über 800.000 Produkte in unserem Sortiment”, erzählt Schreglmann. Von der Garage aus angefangen, verschickt ATP Auto-Teile heute jährlich allein über eBay mehr als eine Million Pakete.

Avides Media AG: „Unser Online-Geschäft ist ein wesentlicher Faktor unseres unternehmerischen Erfolges. Von Anfang an haben wir uns den Vertriebsweg über das Internet gewählt. eBay war da aufgrund der weitreichenden Kundschaft die logische Konsequenz“, sagt Christoph Burmester, Geschäftsführer der Avides Media AG.

TAURO: „Wir wollten unser Baby weiter wachsen sehen und eine erfolgreiche Firma aufbauen. Während wir in den ersten Jahren fast ausschließlich auf Marktplätzen verkauft haben, nimmt unser eigener Webshop eine immer größere Bedeutung ein. Im Laufe der Jahre sind weitere Geschäftsaktivitäten dazu gekommen, die wir aber in eigenen Firmen ausgegliedert haben“, so Rosenau, X-Trade GmbH (TAURO).