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- eBay Q3 2025: Wachstum, KI-Strategie und Europas Rolle im globalen Marktplatzgeschäft
- Finanzkennzahlen im Überblick
- eBay in Europa und Deutschland
- KI-Offensive: eBay setzt auf Agentic AI
- Analyse: Stabiles Wachstum – aber keine Euphorie
- Einordnung für Händler in Deutschland
- Meinung: eBay überrascht mit GMV, aber das war’s auch schon
eBay Q3 2025: Wachstum, KI-Strategie und Europas Rolle im globalen Marktplatzgeschäft
eBay hat im dritten Quartal 2025 solide Zahlen vorgelegt – mit steigenden Umsätzen, wachsendem Handelsvolumen (GMV) und einer strategischen Linie: Künstliche Intelligenz (KI), Kreislaufwirtschaft und Premium-Segmente sollen das Plattformgeschäft langfristig stabilisieren. Der Teufel steckt aber im Detail – insbesondere, wenn man auf Europa und Deutschland blickt.
Finanzkennzahlen im Überblick
| Kennzahl | Q3 2025 | Veränderung ggü. Vorjahr |
|---|---|---|
| Umsatz (Revenue) | 2,82 Mrd. USD | +9 % |
| GMV (Handelsvolumen) | 20,1 Mrd. USD | +10 % |
| Operatives Ergebnis (GAAP) | 576 Mio. USD | –3 % |
| Operative Marge (GAAP) | 20,4 % | –2,7 Pp |
| Operative Marge (non-GAAP) | 27,1 % | –0,1 Pp |
| Gewinn je Aktie (non-GAAP) | 1,36 USD | +14 % |
| Freier Cashflow | 803 Mio. USD | +24 % |
| Rückkäufe + Dividenden | 757 Mio. USD | –12 % |
Damit bleibt eBay finanziell stark, wenn auch mit leicht sinkender Marge. Vor allem das Werbegeschäft ist ein Treiber: Mit 525 Mio. USD Werbeumsatz (davon 496 Mio. USD aus eigenen Tools wie Promoted Listings) wächst dieser Bereich um +25 % und erreicht 2,6 % des gesamten GMV. Und das bedeutet: Händler zahlen mehr an Kosten für einen verkauften Euro.
eBay in Europa und Deutschland
Rund 48 % der Erlöse stammen aus internationalen Märkten. Europa ist dabei – neben den USA – der wichtigste Absatzraum.
🇪🇺 EU-Fokus:
- eBay investiert stark in Authentifizierung, Nachhaltigkeit und Premium-Segmente.
→ Großbritannien ist das erste Land mit „Head-to-Toe Luxury Authentication“ – Luxusartikel von Schuhen bis Schmuck werden durch eBay verifiziert. - Die Expansion des Endless Runway-Programms (Second-Hand-Mode-Events in London, Mailand, Paris) positioniert eBay als nachhaltige Modeplattform.
- Durch die Übernahme der norwegischen C2C-Plattform Tise stärkt eBay seine Stellung im europäischen Privatkundengeschäft – besonders bei GenZ und Millennials.
🇩🇪 Deutschland:
- eBay Deutschland: Neue Features wie AI-gestützte Nachrichtenfunktionen, automatisierte Preisangebote und bessere Verkäufer-Schutzmechanismen sollen die Plattform modernisieren.
- Live-Shopping bleibt ein Fokus: eBay Deutschland testet eBay Live mit Influencern, Sammlern und Marken.
- Die Kategorie „Motors“ wächst durch das neue Secure Purchase-Feature für Kfz-Transaktionen – hier ist Deutschland einer der Pilotmärkte. Klar, Motors ist auch eine der stärksten Kategorien.
KI-Offensive: eBay setzt auf Agentic AI
Laut CEO Jamie Iannone ist eBay mitten in einer „Agentic-AI-Transformation“.
Das Ziel: Eine KI-gestützte Such- und Einkaufsumgebung, die Nutzern aktiv Produkte vorschlägt oder sogar vollständig für sie einkauft.
- Die Integration von Apple Visual Intelligence erlaubt visuelle Produktsuche direkt über iPhone-Kameras.
- KI-Chatfunktionen werden im Messaging-System getestet („AI Shopping Agent“).
- Für Verkäufer verspricht eBay effizientere Kommunikation, schnellere Angebotsoptimierung und automatisierte Preisvorschläge.
Diese Richtung folgt einem Trend: eBay will nicht mehr nur Marktplatz sein, sondern ein handelnder Assistent – ähnlich wie Amazons „Rufus“ oder Shopify Magic. Und so lange ebay nicht in den großen LMMs präsent ist, ist das problematisch. Besonders fällt ebay auf die Füße, dass die Plattform auch nach Jahrzehnten immer noch keine strukturierten Daten bereit hält. Ein Nachteil für die Sichtbarkeit bei ChatGPT & Co..
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Analyse: Stabiles Wachstum – aber keine Euphorie
1️⃣ Umsatz und GMV steigen:
eBay wächst mit rund 9–10 % – ordentlich, aber kein Sprung. Das Wachstum basiert überwiegend auf bestehenden Kunden, nicht auf neuen Käufern (aktive Käufer: 134 Mio., +1 %).
2️⃣ Marge sinkt leicht:
Die GAAP-Marge fällt auf 20,4 % (–2,7 Punkte). Grund sind höhere Investitionen in KI, Marketing und Produktentwicklung.
3️⃣ Werbung als Goldesel:
Das Werbegeschäft wächst deutlich schneller als der Marktplatz selbst. eBay ist längst ein Advertising-Business mit Marktplatz-Frontend – ähnlich wie Amazon. Händler werden bis zum geht nicht mehr gemolken.
4️⃣ Rückkäufe & Dividenden:
eBay hat in Q3 625 Mio. USD Aktien zurückgekauft und 132 Mio. USD Dividenden gezahlt – also fast 100 % des freien Cashflows wieder ausgeschüttet. eBay setzt auf Shareholder-Value statt aggressivem Plattform-Ausbau. Und das ist nicht nur schade, dass ich ein Tritt in den Allerwertesten der Händler. Wer langfristig erfolgreich sein möchte, der muss in seine Plattform, aber nicht in die mistigen Shareholder investieren!
Einordnung für Händler in Deutschland
Für deutsche Händler bedeutet eBays Q3-Strategie:
- Mehr Schutz und Tools: Neue Verkäufer-Features sollen Rückgaben, Versand und Kommunikation automatisieren.
- Live-Commerce und KI-Tools werden Teil der Plattformstrategie – Händler müssen sich auf mehr Interaktion vorbereiten.
- Resale- und Nachhaltigkeits-Trends stärken Second-Hand-Händler. eBay wird zur Plattform für Circular Commerce.
- Preisdruck bleibt hoch: eBay investiert kaum in Neukundengewinnung in Europa, der Wettbewerb mit Amazon, Temu und Zalando bleibt intensiv.
Besonders spannend: Mit der Integration von Tise könnte eBay Deutschland künftig Social-C2C-Features (Stories, Likes, Chats) bekommen – also wieder mehr Privatverkäufer anziehen.
Meinung: eBay überrascht mit GMV, aber das war’s auch schon
eBay liefert auf dem Papier ab – keine Frage. Umsatz und Handelsvolumen steigen, das Unternehmen bleibt profitabel. Aber: Das eigentliche Problem bleibt unangetastet.
Wie schon in den letzten Quartalen gelingt es eBay nicht, neue Käufer auf die Plattform zu holen. Das Wachstum kommt nicht aus einem größeren Kundenstamm. Und das ist gefährlich.
Das GMV-Wachstum ist ok, davon profitieren Händler direkt. Da kann man wirklich sagen: Chapeau, eBay!
Während Wettbewerber in Kundengewinnung, Reichweite und KI-Integration investieren, spielt eBay den Dividendenzahler. Rückkäufe, Ausschüttungen, Shareholder-Happiness – das ist schön für Investoren, aber tödlich für eine Plattform, die vom Handel lebt.
Besonders enttäuschend: CEO Jamie Iannone hat offenbar immer noch nicht verstanden, dass eBay in den großen LLMs (ChatGPT, Gemini, Claude, Perplexity & Co.) sichtbar sein muss. Diese Systeme werden der neue Einstiegspunkt für den Onlinekauf.
Dafür braucht man strukturierte, maschinenlesbare Produktdaten – und genau davon liest man in eBays Unterlagen: nichts.
Das ist kein kleines Versäumnis, das ist ein strategischer Blindflug.
Wenn eBay sich nicht radikal öffnet und Daten in die großen KI-Systeme einspeist, wird die Plattform schneller unsichtbar, als sie denkt.
Fazit in einem Satz:
Solide Zahlen, starkes GMV – aber strategisch fährt eBay mit angezogener Handbremse in die Zukunft oder gegen die Wand.
Quelle: https://investors.ebayinc.com/financial-information/financial-summary/default.aspx





