Wenn Gründer zum Risiko werden – der Fall Martin Sinner

Ein E-Commerce-Pionier demaskiert sich

Martin Sinner war einmal ein Vorbild in der deutschen Digitalwirtschaft: Internetunternehmer der ersten Stunde, Gründer von Idealo, einem der bekanntesten Preisvergleichsportale Europas. Doch was nun bekannt wurde, entlarvt nicht nur ihn.

Laut übereinstimmender Berichte, u. a. im Handelsblatt, soll Sinner bei einer Mitarbeiterversammlung bereits im Herbst 2024 offen Einwanderer und Bürgergeldempfänger für die sinkende Kaufkraft verantwortlich gemacht haben.

Die Kolonialisierung nannte er eine „positive Entwicklung“. Weitere Vorwürfe: Sexismus, Rechtsbeugung und ein fragwürdiges Machtverständnis. Wenige Tage nach der Veröffentlichung durch das Handelsblatt trat er zurück.

Doch der Schaden ist da – und er reicht über Idealo hinaus.

Das toxische Weltbild hinter der Gründermaske

Sinners Aussagen stehen für mehr als nur einen persönlichen Ausrutscher. Sie sind das Symptom eines tiefsitzenden Problems: Manche Gründer halten sich noch immer für unantastbar. Sie glauben, dass wirtschaftlicher Erfolg jede menschenverachtende Haltung überstrahlt – oder zumindest relativiert.

Aber wer so denkt, hat den Wandel nicht verstanden. Unternehmen sind heute mehr als Renditemaschinen. Sie sind Wertegemeinschaften, kulturelle Multiplikatoren – intern wie extern. Wer sie führt, trägt Verantwortung.

Und wer diese Verantwortung mit solchen Aussagen missbraucht, ist kein „Mini-Trump“, wie Sinner betitelt wurde – sondern schlicht ein Risiko für Belegschaft, Reputation und Business, er ist ein menschliches Arschloch.

Das Schweigen der Branche – wo bleibt die Abgrenzung?

Erschreckend ist nicht nur, was Sinner gesagt haben soll. Sondern auch, wie still es bisher geblieben ist. Wo sind die klaren Positionierungen anderer Gründer, CEOs und Plattformen?

Idealo selbst hat reagiert – aber mit einer verlogenen Pressemitteilung. Wer sie liest darf erschrocken sein: Sinner bleibt als Berater an Bord. Axel Springer, Mehrheitsinhaber und kein Unbekannter in Sachen fragwürdiger Personalpolitik, hielt sich auffallend zurück. Und auch aus der E-Commerce-Szene hört man wenig.

Dabei wäre jetzt der Moment für klare Worte:

🗣️ „So jemand repräsentiert uns nicht.“
🗣️ „Diese Haltung hat in unserer Branche keinen Platz.“

Das Ausbleiben dieser Signale wirkt wie stille Duldung. Und genau das beschädigt langfristig das Vertrauen in die Integrität unserer Branche.

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Was jetzt passieren muss – ein Appell an Händler und Plattformen

Der Fall Sinner ist ein Alarm – auch für kleinere Händler. Denn auch in kleinen Teams & Firmen kann toxisches Verhalten wachsen, wenn man nicht aktiv dagegenhält.

👉 Was wir jetzt brauchen:

  • Klare Werte – auch intern durchgesetzt.
  • Verantwortung statt Personenkult.
  • Eine neue Gründer-Generation, die Haltung zeigt.

Und: Plattformen und Branchenverbände sollten sich endlich auf verbindliche ethische Standards einigen. Dass ein CEO solche Aussagen offenbar über Monate treffen konnte, ohne Konsequenzen, ist ein strukturelles Versagen.

Fazit: Verantwortung ist keine Wahl, sondern Pflicht

Wir reden über Customer Journey, AI, Skalierung. Aber wie führen wir unsere Unternehmen? Welche Werte prägen unsere Arbeitskultur?

Martin Sinner hat mit seinen Aussagen nicht nur sich selbst disqualifiziert. Er hat uns vor Augen geführt, wie gefährlich es ist, wenn Macht und Einfluss ohne Haltung, Ethik und Werte ausgeübt werden.

👉 Wenn wir nicht wollen, dass unsere Branche in Zukunft von „Mini-Trumps“ regiert wird, dann müssen wir heute klare Linien ziehen. Ohne Relativierung. Ohne Schweigen.

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