DSGVO Urteile

IDO unterliegt: DSGVO-VerstĂ¶ĂŸe sind nicht abmahnbar

Nach Ansicht des LG Stuttgart sind VerstĂ¶ĂŸe gegen die DSGVO keine Wettbewerbsverletzungen und somit gerichtlich nicht verfolgbar (Urt. v. 20.05.2019 – Az.: 35 0 68/18 KfH).

KlĂ€ger war der IDO-Verband. Der Beklagte verĂ€ußerte ĂŒber eBay  gewerblich KfZ-Teile, informierte dabei jedoch die Nutzer nicht ĂŒber Art, Umfang und Zweck der Erhebung und Verwendung personenbezogener Daten. In dem DSGVO-Verstoß sah der IDO-Verband  eine Wettbewerbsverletzung und klagte.

Das LG Stuttgart wies die Klage ab, da Verletzungen der DSGVO nicht wettbewerbsrechtlich geahndet werden könnten. Nach Meinung des Gerichts sei die DSGVO abschließend:

“Die Frage, ob die Datenschutzgrundverordnung eine abschließende Regelung der Sanktionen enthĂ€lt, ist streitig und höchstrichterlich noch nicht geklĂ€rt (dafĂŒr insbesondere LG Magdeburg v. 18.01.2019 – 36 O 48/18; LG Wiesbaden v. 05.11.2018 – 5 O 214/18; Köhler in: Köhler/Bornkamm/Feddersen, UWG, 37. Aufl., § 3a UWG Rn. 1.40a; Lettl, WRP 2019, 289, dagegen insbesondere OLG Hamburg v. 25.10.2018 – 3 U 66/17, ohne dass es allerdings auf die  Frage ankam; vgl. auch Schmidt, WRP 2019, 27).

b) Das Gericht schließt sich der Auffassung an, dass die Datenschutzgrundverordnung abschließend ist.

aa) HierfĂŒr spricht, dass die Datenschutzgrundverordnung eine detaillierte Regelung der Sanktionen enthĂ€lt. Nach Art. 57 VO (EU) 2016/679 ist die Durchsetzung Aufgabe der Aufsichtsbehörden. Hinzukommen in den Art. 77 ff. VO (EU) 2016/679 Regelungen ĂŒber Rechtsbehelfe. Nach Art. 79 VO (EU) 2016/679 hat jede betroffene Person, also die Person, in deren Datenschutzrechte vermeintlich eingegriffen wurde, das Recht auf einen wirksamen gerichtlichen Rechtsbehelf. Die Vertretung der Betroffenen ist in Art. 80 VO (EU) 2016/679 geregelt. 

Nach dem Absatz 1 kann die betroffene Person bestimmte Einrichtungen mit der Durchsetzung ihrer Rechte beauftragen. DarĂŒber hinaus können die Mitgliedsstaaten nach dem Absatz 2 vorsehen, dass bestimmte Einrichtungen die Rechte auch ohne einen Auftrag im Sinne von Absatz 1 durchsetzen. Hierdurch kommt zum Ausdruck, dass der europĂ€ische Gesetzgeber eine eigenmĂ€chtige Verfolgung von VerstĂ¶ĂŸen durch Dritte nur zulassen will, wenn die in der Norm genannten Voraussetzungen erfĂŒllt sind und der nationale Gesetzgeber dies geregelt hat. Mit Blick auf diese konkrete Regelung kann man auch nicht annehmen, dass die Klagebefugnis Dritter aus den Bestimmungen des Art. 82 bzw. Art. 84 VO (EU) 2016/679 folgt (so auch Köhler in: Köhler/Bornkamm/Feddersen, UWG, 37. Aufl., § 3a UWG Rn. 1.40e). Wenn der europĂ€ische Gesetzgeber mit den Vorschriften eine weitergehende Klagebefugnis Dritter hĂ€tte regeln wollen, dann hĂ€tte es der Regelung in Art. 80 Abs. 2 VO (EU) 2016/679 nicht bedurft.

bb) Wenn aber in der Datenschutzgrundverordnung eine abschließende Regelung erfolgt ist, so kann man eine Durchsetzung ĂŒber das UWG auch nicht mit einer anderen Zielrichtung des Wettbewerbsrechts begrĂŒnden (BGH v. 07.02.2006 – KZR 33/04 – Probeabonnement; so aber OLG Hamburg v. 25.10.2018 – 3 U 66/17). Andernfalls wĂŒrde die differenzierte Regelung in der Datenschutzgrundverordnung konterkariert werden, was mit dem Vorrang europĂ€ischen Rechts nicht in Einklang gebracht werden kann. Dies gilt umso mehr, als die Datenschutzgrundverordnung gar keine wettbewerbsschĂŒtzende Zielrichtung hat. Zwar dient sie nach Art. 1 Abs. 1 VO (EU) 2016/679 dem Schutz natĂŒrlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten. Der Schutz erfolgt aber nicht aufgrund der Eigenschaft als Verbraucher sondern unabhĂ€ngig davon.

c) Der deutsche Gesetzgeber hat von der ErmĂ€chtigung in Art. 80 Abs. 2 VO (EU) 2016/679 keinen Gebrauch gemacht (vgl. auch Köhler in: Köhler/Bornkamm/Feddersen, UWG, 37. Aufl., § 2 UklaG Rn. 29e). DafĂŒr, dass es dem Willen des Gesetzgebers entspricht, die Bestimmung des § 8 Abs. 3 Nr. 2 UWG als Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung anzusehen, gibt es keine Anhaltspunkte. Das Gesetz zur Anpassung des Datenschutzrechts an die Verordnung (BGBl. I 2017, 2097) enthĂ€lt hierzu keine AusfĂŒhrungen. Zudem ist die ErmĂ€chtigung in Art. 80 Abs. 2 VO (EU) 2016/679 auch enger als § 8 Abs. 3 Nr. 2 UWG. Nach der europĂ€ischen Bestimmung muss die Einrichtung im Bereich des Schutzes der Rechte und Freiheiten von betroffenen Personen in Bezug auf den Schutz ihrer personenbezogenen Daten tĂ€tig sein. Diese Voraussetzung kennt § 8 Abs. 3 Nr. 2 UWG nicht.”

Anmerkung von RA Dr. Bahr:
Die Frage, ob DSGVO-Verletzungen wettbewerbsrechtlich geahndet werden können, wird derzeit von den Instanzgerichten sehr unterschiedlich bewertet. Es fehlt bislang eine höchstrichterliche Entscheidung in dieser Angelegenheit.

(Quelle: https://www.dr-bahr.com/news/dsgvo-verstoesse-sind-wettbewerbsrechtlich-nicht-abmahnbar.html )

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