Gerade unter kleinen und Kleinsthändlern scheint es Praxis zu sein, dass Ware als versendet markiert wird, ohne dass sie auch sofort versendet wird. Dieser Schluss lässt sich aus einem Diskussionsast in der Wortfilter-Facebook-Gruppe ziehen. Hier fragte ein Bloggerkollege und ehemaliger Händler warum das denn so sei, nachdem er selbst die Erfahrung gemacht hat.

Kurze Frage an die Amazon-Händler: Ist das so eine Krankheit, dass Händler immer SOFORT Ware als verschickt markieren und dann innerhalb von Tagen nicht verschickt haben? Wann markiert ihr die Ware als verschickt? Wenn sie wirklich verschickt ist oder direkt nach Eingang der Bestellung, nach dem Motto: Money Safe!?

Tatsächlich hat wohl jeder schon einmal eine solche Erfahrung gemacht, wenn er über  eBay oder einem Amazon-Seller, der kein FBA nutzt, eingekauft hat.

Und die Antworten verschiedener Händler überraschen

In den 60 Kommentaren zu dem Ast finden sich dann sehr skurrile Antworten: „Ich drücke immer sofort auf „verschickt“ und versende erst später oder „ … ich versende immer Dienstag und Donnerstag, wenn es dringend ist oder vielleicht auch zwischendurch, Mitteilungen gehen raus, sobald gedruckt und spätestens einen Tag später wird verschickt. Habe auch 3 Tage Bearbeitungszeit, weil ich noch ein anderes Hobby habe.“ Und „also ich markiere binnen paar Minuten als versendet, geht dann am nächsten Morgen raus … natürlich Sendungsnummer dabei 🙂 […] bisher hat sich nie jemand beschwert, das Gute noch dazu, die meisten Pakete kommen sogar vor Lieferdatum schon an.“

Solche Händler schaden der Plattform und der Branche

Offensichtlich ist diesen Händlern nicht bewusst, dass sie mit ihrem dilettantischen Verhalten der Plattform und der Branche schaden. Warum? Hier einmal das Szenario aus dem Blickwinkel der Verbraucher:

Der Verbraucher bestellt und bekommt die Ware als versendet gemeldet. Aus einer Mehrzahl aus Erfahrungen weiß er, dass die Ware am Folgetag ankommt. Er erwartet die Zustellung! Die Ware kommt nicht und nun bemüht er das Tracking. Er erkennt, dass verspätet versendet worden ist. Die meisten Verbraucher bewerten nun nicht negativ oder >meckern<. Nein, aber sie behalten einen Eindruck. Und dieser Eindruck ist nachhaltig gefährlich für eine Plattform oder für bestimmte Verkaufsoptionen.

Wer hat nicht schon einmal gedacht: „Oh, das brauche ich dringend“ und bestellt dann bei Amazon direkt und nicht bei eBay obwohl es da günstiger wäre?

Fazit: Solche Händler schädigen Plattformen und treiben unnötig Verbraucher in das >Prime-Abo-Modell< oder den FBA bzw. Amazon Direktversand. Wollen wir das? Ich denke, dass die Mehrheit der Händler eben genau diese Entwicklung nicht will. Im Gegenteil: Es sollte idealerweise mehrere starke Distributionskanäle im Portfolio eines Sellers geben.

Mahnt ab und macht, dass diese Händler verschwinden

Das Händlerverhalten ist wettbewerbsrechtlich bedenklich, denn sie führen die Verbraucher in die Irre. Damit ist diese Unart abmahnbar. Und da sollte auch jeder Händler, der bei seinem Wettbewerb dieses Fehlverhalten erkennt, reagieren. Er kann ihn vorwarnen und sollte dann aber auch zum Mittel der Abmahnung greifen. Denn genau dafür ist sie gemacht. Dadurch, dass solche [Möchtegern-] Händler einen schnellen Versand vortäuschen, erschleichen sie sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Marktbegleitern. Das ist unfair!

Handel ist kein Hobby

Handel ist ordentliche und harte Arbeit. Gerade kleinere und mittlere Händler stehen einer Vielzahl an täglichen Herausforderungen gegenüber. Das ihnen nun das Leben noch schwerer gemacht werden soll, weil sich einige unfair verhalten ist nicht hinnehmbar. Und nein, es gilt nicht >Leben und leben lassen<, es ist zulässig auch seine eigene Position zu verteidigen. Das ist sogar die Pflicht und Verantwortung eines jeden Kaufmanns.