Kassenbon per E-Mail, eine gute Lösung, eine Chance?

Laut Wirtschaftwoche möchte das Bundesfinanzministerium die Bonpflicht ein wenig modifizieren. Die massive öffentliche Kritik hat wohl gewirkt und es wird überlegt, digitale Bons zu akzeptieren. Für die meisten Bundesbürger wäre das kein Problem, so eine YouGov-Umfrage. Für die Unternehmen, die eine Multichannel-Ansatz verfolgen wäre das indes eine großartige Möglichkeit.

Ob an der Supermarktkasse, beim Elektronikhändler oder in der Drogerie – das Aushändigen des Kassenbons ist in den meisten Geschäften selbstverständlich. Ab Januar 2020 wird es sogar für alle zur Pflicht. Eine Möglichkeit dem zu entgehen, wäre die Digitalisierung des Einkaufsbelegs, doch dabei müssen auch die Verbraucher mitspielen. Eine Studie des internationalen Marktforschungsinstituts YouGov zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen beim Einkauf im stationären Handel in vielen Fällen die Zusendung des Kassenbons per E-Mail oder Messenger, anstelle eines ausgedruckten Belegs, bevorzugen würde.

Je nach genutzter Zahlungsmethode allerdings variiert die Bereitschaft, auf den ausgedruckten Beleg zu verzichten. Drei Viertel der Deutschen (76 Prozent), die ihre Einkäufe unter anderem per Mobile Payment bezahlen, würden einen elektronischen Kassenbon dem Papierbeleg vorziehen. Bei Befragten, die ihre Einkäufe mit EC- oder Kreditkarte bezahlen, ist diese Bereitschaft hingegen etwas weniger ausgeprägt: Zwei Drittel der Kreditkartenzahler (65 Prozent) und mehr als jeder zweite EC-Kartenzahler (58 Prozent) wären bereit, auf den Thermopapierbeleg zu verzichten. Bei Barzahlenden ist das Umfrageergebnis ein anderes: Weniger als die Hälfte (45 Prozent) der Befragten, die im Geschäft bar zahlen, würde den elektronischen Beleg bevorzugen. Für die Studie wurden 2.047 Personen zwischen dem 06. und 08.12.2019 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

Etwa jeder Zweite nimmt den Kassenbon immer mit

Anlässlich der anstehen Bonpflicht stellt sich zudem die Frage, wie häufig die Deutschen den Bon mitnehmen und aus welchem Grund. Knapp die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gibt an, den Kassenbon immer nach dem Einkauf einzustecken. Ein Drittel der Befragten (34 Prozent) tut dies manchmal. 13 Prozent sagen, dass sie den Einkaufsbeleg selten (10 Prozent) oder nie (3 Prozent) mitnehmen.

Ältere Befragte greifen entschiedener zur Einkaufsquittung als jüngere

Dabei sind Frauen bei der Mitnahme des Kassenbons bestimmter: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der weiblichen Befragten gibt an, immer nach dem Kassenbon zu greifen, bei den Männern sind es 46 Prozent. Ein Blick auf die Altersgruppen zeigt zudem, dass mit steigendem Alter ebenso die Gewohnheit steigt, immer den Kassenzettel an sich zu nehmen: Von den über 50-Jährigen geben mehr als drei von fünf Befragten (65 Prozent) an, den Bon immer mitzunehmen, bei den 18-24-Jährigen hingegen ist es nur einer von fünf (21 Prozent).

Garantie ist Hauptgrund für die Mitnahme des Kassenbons

Für jene Befragte, die den Kassenbon bei Offline-Einkäufen nur manchmal oder selten mitnehmen, sind die Gründe für die vereinzelte Mitnahme des Bons vielfältig. Am häufigsten wird sich für den Kassenbon entschieden, wenn Produkte mit Garantie gekauft werden (91 Prozent) oder wenn ein möglicher Umtausch in Betracht gezogen wird (85 Prozent). Auch Einkäufe mit hohen Beträgen (79 Prozent) oder Besorgungen für Dritte (88 Prozent) werden hier am häufigsten als Begründungen angegeben.

Ein extra ausgedruckter Bon ist für viele kein Grund zur Mitnahme

Wenn bald die Pflicht zum Aushändigen eines Kassenbons gilt, werden womöglich viele der extra ausgedruckten Zettel liegen gelassen. Mehr als die Hälfte der Deutschen (52 Prozent), die den Kassenzettel grundsätzlich eher manchmal oder selten mitnehmen, würden diesen auch dann liegen lassen, wenn die Kassierer ihnen den ausgedruckten Zettel ungefragt hinhalten.
Die Einführung der Kassenbonpflicht im Einzelhandel ab 2020 wird von knapp der Hälfte der Deutschen (49 Prozent) abgelehnt, 41 Prozent befürworten sie.

Fazit

Es wäre schön, wenn der digitale Bon käme. Fantastisch, dass so Multichannel-Händler mit stationärem Ansatz großartig auch einen neuen Marketingkanal gefunden haben. Allerdings bleibt zu erwarten, dass die Umsetzung aufgrund der herausfordernden Datenschutzregeln nicht einfach werden wird.

Dieser Beitrag wurde am von unter Onlinehandel veröffentlicht.

Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

2 Gedanken zu „Kassenbon per E-Mail, eine gute Lösung, eine Chance?

  1. Per

    Ich finde die Idee eines digitalen Kassenbons sehr gut. Die Zusendung muss ja nicht an die manuelle Eingabe einer E-Mail-Adresse gebunden sein. Die anonymisierten Kotaktdaten könnten auch z.B. per QR-Code oder NFC weitergegeben werden. Oder der Bon wird direkt während der Kartenzahlung an eine App übertragen… technische Möglichkeiten gibt es genug .

    Der Staat (und damit wir alle) wird durch Steuerbetrug an der Ladenkasse jedes um Jahr um ca. 10 Milliarden Euro betrogen. Daher finde ich, das das Thema sehr wichtig ist und unbedingt angegangen werden muss. Und unter denen, die am lautesten über die Umweltbelastung durch Thermopapier schimpfen sind vermutlich auch einige, die sich um ihre zusätzlichen Erlöse aus dem Steuerbetrug sorgen.

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  2. Christian Müller

    Wie soll das mit dem digitalen Bon denn vonstatten gehen? Wer will denn an der Kasse seine Emailadresse angeben?
    Ich freue mich schon auf die Oma , die jetzt kein Kleingeld mehr kramen muss, sondern mit Arthrose in den Fingern auf winzig kleinen Smartdisplay-Tasten ihre Emailadresse für die Quittung eintippt. Doppelt natürlich, damit Tippfehler reduziert werden und dann noch ein Captcha zur Absicherung.

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