eBay schafft die Gebühren für private Verkäufer ab, Wortfilter berichtet hier darüber. Aber was bedeutet das nun für den Handel, für andere Plattformen und vor allem für die gewerblichen Händler? Wird es dort demnächst eine Gebührenerhöhung geben?

C2C-Plattformen sind meistens kostenlos

Schauen wir uns doch einmal die in Deutschland führende Kleinanzeigenplattform ebay-kleinanzeigen.de an. Hier bezahlen private Verkäufer nichts. Auf dem Facebook Marketplace bezahlen private Verkäufer nichts. Amazon ist nicht für private Verkäufer geöffnet. Standard ist also der kostenlose Verkauf. eBay schließt nun eine viel zu lange offene Lücke.

Der ärgste Wettbewerber ist die ehemalige Tochter eBay-Kleinanzeigen. Seit dem diese an Adevinta verkauft worden ist, ist ein Wettbewerb entfacht. Die Plattform führte erste Funktionen für den Distanzhandel ein, DHL wurde integriert und ein Treuhandzahlverfahren wurde kostenpflichtig implementiert. Es gibt jetzt auch den >Direktkaufen<-Button. Soll eBay diese Entwicklung ohne Reaktion hinnehmen? Nein!

“Wir sind überzeugt, dass es für Verbraucher möglichst einfach sein sollte, Gebrauchtes zu handeln. Denn damit leisten sie einen aktiven Beitrag für mehr Nachhaltigkeit. Jeder weitere Beitrag, der das unterstützt, hilft. Wir sind aber überzeugt, dass wir mit unserer enormen Reichweite die besten Voraussetzungen für Secondhand-Handel bieten”, so der Pressesprecher von eBay Kleinanzeigen exklusiv gegenüber Wortfilter.

Damit eBay nicht seine Kunden an eine andere Plattform verliert, musste der Marktplatz reagieren. In den aktuellen Zahlenveröffentlichungen berichtet eBay bereits zum widerholten Mal über einen Kundenverlust (-8 Prozent).

Fazit: Alleine aus diesen Szenarien ist es nachvollziehbar, dass eBay sich für diesen radikalen Schritt entschieden hat. Und das ist gut so!

Warum die Gebührenentscheidung nur für Deutschland gilt

Weil es dort den engsten Wettbewerb zu der Kleinanzeigenplattform kleinanzeigen.de bzw. ebay-kleinanzeigen.de gibt. Schauen wir einmal auf die Similarweb-Traffic-Zahlen. Wir sehen, dass sich beide Plattformen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.

(Quelle: similarweb)

Da wo der Druck am größten ist, lassen sich natürlich auch solche Gebührenentscheidungen gut messen. Die These: eBay gewinnt an Traffic und erhöht seine Nutzerzahlen.

Der eBay-Konzern startet also in Deutschland ein Pilotprojekt. Werden die Zahlen in den kommenden Wochen und Monaten gut sein, so werden sicherlich auch andere Länderplattformen folgen.

Wer hat nun die Nase vorne?

Eindeutig eBay. Man hat hier einen Trumpf gespielt, denn aus Verbrauchersicht ist eBay nun günstiger als der Konkurrent kleinanzeigen.de (ex eBay-Kleinanzeigen). Da kleinanzeigen.de für das Treuhandverfahren Gebühren einnimmt und eBay für die sichere Zahlweise nicht, gewinnt eBay die Gebührenfrage klar.

Auch die Frage nach einer sicheren Transaktionsabwicklung entscheidet eBay für sich. Kaum eine andere C2C-Plattform unterstützt Verkäufer und Käufer so, wie eBay es tut. Wer sicher handeln möchte, kann das auf eBay.

Technische Infrastruktur: Auch hier entscheidet der Marktplatz eBay klar das Rennen für sich. Neben den verschiedenen Formaten (Auktion, Anzeige und Sofortkauf) bietet eBay auch alle Unterstützung z. B. beim Versand oder bei der Bezahlung an. Keine andere deutsche C2C-Plattform bietet eine solche Vielzahl an Zahlweisen an.

Fazit: eBay ist aus ganz vielen Perspektiven technisch besser aufgestellt als die ehemalige Tochter.

Ist das nun Top oder Flop für die gewerblichen Händler?

Für die gewerblichen Händler ist diese eBay-Entscheidung gut. Es darf erwartet werden, dass mehr private Nutzer die Plattform für sich entdecken werden. Aber, eBay hat auch noch ein paar Hausaufgaben dringend zu erledigen: Der Listingprozess über das eBay Backend ist für private Nutzer noch zu kompliziert.

Und das sind die Sorgen einiger gewerblicher Kleinsthändler

“Mögen die Verkäufe bei privatgewerblichen explodieren … 😂😂, so formuliert ein Händler seine Bedenken. und er steht nicht alleine. Viele andere stimmen der Sorge zu, dass sich auf der Plattform bald viel mehr privatgewerbliche Händler engagieren werden. Das sind Privatmenschen die gewerblich handeln, allerdings weder einen Widerruf noch andere gewerbliche- oder unternehmerische Pflichten erfüllen.

Seit Einführung bzw. Umsetzung der EU-Norm DAC7 sind Plattformen verpflichtet Umsätze die eine bestimmte Schwelle überschreiten an das Finanzamt zu melden. Das macht eBay fleißig. Des weiteren geht der Marktplatz bereits seit Jahren gegen unlauter handelnde private Nutzer vor. Mehrere hunderttausende Nutzerkonten wurden in den vergangenen Jahren bereits suspendiert. Diese Angst ist also unbegründet!

“Schlussendlich werden alle Gebühren, die eBay bei den Privaten entgehen, nach und nach auf die gewerblichen Verkäufer umgelegt werden”, so ein weiterer Händler. Nein, es wird keine Gebührenerhöhung geben. Punkt. Diese hat bereits seit ein paar Jahren stattgefunden. Bitte scheut euch einmal die Entwicklung der Advertising-Einnahmen an. Da ist sie. Es wird also keine weitere Gebührenerhöhung geben.

Ein großer Wurf für alle

eBay ist ein sehr großer Wurf gelungen. Die Entscheidung, auf Gebühren bei Privatverkäufen zu verzichten, wird der Plattform Nutzer zurückbringen. Nutzer, die auf eBay Geld einnehmen, geben es auch dort wieder aus. Und das ist gut!