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Kommentar: PayPal erhebt Konfliktgebühr

In den meisten Communities ist das Thema rund um die PayPal-Konfliktgebühr sehr emotional und reflexhaft diskutiert worden. Scheinbar haben sich die wenigsten Händler einmal die tatsächlichen Voraussetzungen in der Mitteilung des Zahlungsdienstleisters durchgelesen. Schade. Dann hätten sie wahrscheinlich kostbare Lebenszeit und Ressource sparen können.

Was war passiert? PayPal kündigt an, eine Konfliktgebühr bei Händlern in Höhe von 14 Euro pro Käuferschutzfall zu erheben. Sie entsteht dann, wenn der Verbraucher/Kunde einen Antrag auf PayPal-Käuferschutz stellt. Wird der Käuferschutzfall zu Gunsten des Händlers geschlossen, entfällt die Gebühr.

Was will der Payment-Dienst damit erreichen? Um es auf den Punkt zu bringen: PayPal möchte, dass Händler bei Konflikten mitwirken und kundenzentriert eine Lösung vor einer Eskalation herbeiführen. Damit dürfte diese Neuerung die wenigsten Händler treffen.

Es ist eine Erziehungsmaßnahme. Sie soll Händler disziplinieren und Ressourcen bei PayPal sollen entlastet werden. Alles in allem also eine gute Entwicklung, hin zu mehr Kundenfreundlichkeit.

Aber warum die Aufregung? Nahezu reflexartig reagierten einige Händler mit wüsten Beschimpfungen und wilden Schwurbel-Theorien. Es ist ein Armutszeugnis, was sich manche Onliner ausstellen. »Nicht nur nervig. Die Bearbeitungskosten fressen die eh schon niedrigen Margen auf. Und das bei einwandfreien Sendungsverfolgungen und sogar positiven Bewertungen auf die Sendungen. Habe jetzt begonnen, Rechnungen an die Kunden zu schicken und werde die auch durchfechten«, so ein Händler. Er zeigt, wie wenig er doch vom Handel versteht. Halt ein #haendlerausderhoelle.

Und das ist schade, dass es so viele von diesen gibt. Sie braucht der Onlinehandel nicht. Und wenn PayPals neue Gebühr ein weg dazu gut ist, für sie ihr Geschäft un-luktrativer zu machen, dann ist das nur zu begrüßen. An der Neuerung ist nichts, aber auch rein gar nichts auszusetzen!

Dieser Beitrag wurde am von unter Onlinehandel veröffentlicht.

Über Mark Steier

Mark Steier war von 2001 bis 2012 aktiver und größter eBay Händler in Deutschland und wurde mehrfach mit dem Platin-Powerseller-Award ausgezeichnet. Er hat mit eBay zusammen etliche heutige Funktionen für eBay Motors entwickelt. Ende 2012 zog sich Mark Steier aus dem aktiven eBay Geschäft zurück und lebt nun als Privatier in der Südwestpfalz. Seit 2015 betreibt und betreut Mark wortfilter.de. Zudem ist er regelmäßig auf Veranstaltungen anzutreffen, wo er rund ums das Thema Onlinehandel spricht. Aktuelle Informationen und Austausch mit anderen Onlinehändlern findest du in der Wortfilter-Gruppe bei Facebook.

14 Gedanken zu „Kommentar: PayPal erhebt Konfliktgebühr

  1. ULi Moeller

    Mark Steier hat vollkommen recht, dass ein guter Kundenservice entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens ist. Es ist aber nicht die Aufgabe von PayPal, über die Kundenzufriedenheit zu entscheiden und Strafgebühren zu erheben. PayPal ist ein Zahlungsdienstleister und kein Gericht (das maßen sich auch andere an, wie ebay, Twitter oder Facebook).

    Ich akzeptiere es, wenn PayPal Auslagen von Dritten, zum Beispiel für Rücklastschriften, an den Händler weiterreicht. PayPal wirbt mit dem Versprechen “Käuferschutz”, damit viele Verbraucher den Zahlungsdienstleister verwenden. Warum muss ich als Händler für die Werbeversprechen von PayPal einstehen?
    PayPal erleidet das gleiche Schicksal wie alle Banken, dass sie mit den Sichteinlagen auf den Konten nicht mehr arbeiten können, im Gegenteil, sogar mit Negativzinsen dafür belastet werden. Das ist aber nicht mein Problem als Bankkunde.

    Ich hoffe, dass recht bald ein deutsches Gericht diese pauschale Strafgebühr von PayPal einkassiert.

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  2. Frank

    Vermutlich werden dann im Gegenzug die PayPal-Gebuehren gesenkt.

    Hahaha, natuerlich nicht; lieber den Arbeitsaufwand doppelt bezahlen lassen.

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  3. soso

    Paypal ist ja angeblich nicht in DE vertreten, sondern es wird – wie bei Amazon auch – alles aus Luxemburg gesteuert von einem Büroservice.

    Generell ist so eine Gebühr dann ok (ähnlich Rücklastschrift), wenn man eine faires Procedere einrichtet: zuerst Kontaktaufnahme Kunde – Händler mit Lösungsversuch, Wenn das nicht klappen sollte – Paypal einschalten. Allerdings müßte man dann dort transparent und zeitnah agieren und Händlern die Möglichkeit geben, zu antworten, was leider nicht oft der Fall ist. Ebenso wäre dann eine Sperrfunktion für Kunden mehr als erwünschenswert.

    Wird allerdings alles nicht kommen und so werden wie Amazon: man darf wirklich hoffen, dass viele Händler dann den Schritt zum Strafantrag nicht scheuen, auch bei geringen Beträgen, wenn betrügerisch agiert wird.

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    1. Mark Steier Beitragsautor

      Ich verstehe dein problem nicht. Absolut nicht. Du kannst auf jeden Streitfall IMMEr antworten. Und mal ehrlich: Rechne deine Kosten7verluste aus und kalkuliere sie in den VK Preis und alles ist fine. Du/ihr seht Herausforderungen wo keine sind.

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      1. soso

        Das stimmt nicht – man kann einmal eine Stellungnahme abgeben. Kommt dann z.B. die Sendung an und man könnte den Abliefernachweis senden, geht das nicht direkt im Konfliktfall, sondern nur via Nachrichten, die allerdings zu 90% ignoriert werden.

  4. n. n.

    Bei #haendlerausderhoelle muß ich immer an einen Autoteilehändler aus Troisdorf denken … Auch wenn ich mit meinen Kunden keine Probleme habe, so wird doch immer deutlicher, daß die Zahlungsanbieter jede Möglichkeit nutzen um die Händler abzukochen. An der Zahlungsabwicklung bei eBay komme ich nicht vorbei, in meinem auf Geschäftskunden ausgerichteten Webshop gibt es nur Überweisung und Barzahlung bei Abholung. – Es funktioniert und es ist einfach.

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    1. Mark Steier Beitragsautor

      Und völlig recht hast du, unser eigener Kundenservice war das letzte. Und genau daher weiß ich auch was du mit so etwas anrichtest und wie du dir selbst schadest. Und so richtig rennt dein Shop nicht. Ganz sicher nicht.

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  5. P.

    …ja, und wie man bei vielen solchen Artikeln rausliest, steht wohl die Grundannahme im Raum das jeder Online-Händler/Verkäufer VON GRUND AUF BÖSE ist und nun zum “Mitwirken” u.ä. gezwungen werden soll.

    Wir hatten schon Fälle, wo Käufer anstatt über die VK-Plattform gezielt über PayPal Käuferschutzanträge stellten, da Sie darüber Erfolg hatten. Gerade bei nicht getrackten Sendungen. Man liest ja jetzt schon bei den eBay-Streitfällen über die neue Zahlungsabwicklung, dass sogar trotz Zustellbelegen (!!!) gegen den Verkäufer entschieden wird. Liegt wohl an Maschinen-Algorithmen. Ware weg, Geld weg und noch Gebühren.

    In Zukunft wird bei solchen Maßnahmen bald der “d*mmste Bauer” wissen, wie er ehrliche Händler besch*** kann.

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      1. P.

        Wieso Ultima Ratio? Natürlich gibt es immer den Rechtsweg aber Händler / Geschäftsmann muss man auch seine Zeit rechnen, den man solchen Umfug verbringen muss… oder?

        Unsere Herausforderung wird darinnen vorallem bestehen sich nicht täglich über solchen Schwachsinn aufzuregen….

        Ein #kaeuferausderhoelle wird mit jeder ungetrackten Sendung seinen Spaß haben. …und dies wird sicherlich auch private Verkäufer treffen, denn wenn schon die PayPal-Händlerkonditionen im April gestrichen werden (https://www.paypal.com/de/webapps/mpp/ua/upcoming-policies-full), werden die privaten (wie bei der neuen Zahlungsabwicklung von eBay) auch dort mit den gewerblichen gleich gesetzt.

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