Pflichtbewusst, wie ich sein will, gab ich Mark mein Wort, etwas darüber zu schreiben, warum ich nicht erreichbar war und meine eigenen Ansprüche gegenüber meinen Auftraggebern schlicht nicht erfüllen konnte. Angesichts aktueller Zahlen scheint das auch notwendig zu sein, denn treffen kann es uns alle.

Ja, es geht um CoV. Es geht darum, wie rapide das Virus uns aus der Normalität katapultieren vermag. Nun, ich bin kein unvorsichtiger Typ. Ich trage weder Aluhüte noch glaube ich an Chemtrails, die ja gelegentlich als Ursache für CoV-19 angegeben wurden. Ich wohne auf dem Land, in Mecklenburg, wo es ja bekanntlich niemanden treffen kann, und trage meine Maske, wo ich dazu verpflichtet bin aber auch, wenn ich mich in Menschengruppen bewegen muss. Mein Hausflur ist gespickt mit Desinfektionsmittelspendern und auch in meinen Taschen habe ich immer etwas dabei. Und trotzdem …

35 Stufen habe ich hinauf zu meiner Wohnung im 2.Stock. Schon beim ersten Absatz merkte ich, dass etwas nicht stimmen kann, weil ich absolut keine Luft mehr bekam. Ja, ich habe geraucht und der sportlichste bin ich auch nicht, aber dass ich nach Luft ringen muss, wie ein Fisch auf dem Trockenen, war mir neu. Kopfschmerzen kamen dazu. Ich leide seit meiner Kindheit an Migräneattacken, also tat ich das ziemlich schnell ab, nachdem ich mich irgendwie auf meine Couch geschleppt hatte. Aber im Liegen schlug Corona so richtig zu.

Der Punkt ist, dass es keine halbe Stunde dauerte, um mich von einem munteren Familienvater zu einem Wrack auf dem Sofa wurde. Vollkommen kraftlos und mit Beinen die schwer wie Blei waren und brannten, als hätte ich eine barfüßige Wandertour über den Rennsteig hinter mir.

Im Krankenwagen kam der Husten dazu, der einfach nicht aufhören wollte. Es ist kein Frosch im Hals, es ist als hätte man Draht geschluckt. Trinken bringt nichts und auch wenn man es versucht, da kommt kein Auswurf, der den Hals blockiert. Und jedes Husten macht dich schlapper.

Es ist aber nicht nur, dass man mit sich selbst zu tun hat. Du schaust in Gesichter hinter Plexiglasscheiben und Atemmasken, in Augen die wirken, als würden sie überlegen, ob man dem noch helfen kann oder es an der Zeit wäre, dem Patienten den Gnadenschuss zu geben. Und das Gefühl hat man während der ganzen 2 Wochen und 3 Tage auf ITS, ohne irgendwelche Interaktionen mit Pflegern, Ärzten, geschweige denn bekannten Gesichtern, mit Schleusen aus Plastikfolie, angeschlossen an Infusionen und Monitore. Von Bettpfannen und Enten will ich gar nicht erst anfangen.

Das erste echte Gespräch mit einem Menschen hatte ich am Tag meiner Entlassung. Glücklicherweise musste ich nicht beantmet werden wie Frank, mein Bettnachbar, aber irgendwann werden auch Selbstgespräche langweilig. Eine Stimme zu hören anstatt dem Piepen der Kreislaufüberwachung und dem Zischen der Beatmungsmaschine meines Zimmergenossens, löste ein wahnsinniges Glücksgefühl aus, obwohl er mir verklickerte, dass da nochwas nachkommen kann und ich auch keinesfalls immun gegen Corona sein werde.

Nun ja. Ich will es nicht aufblasen und euch auch sagen, wieso (das ist nur eine Annahme) ich einen Erfahrungsbericht in einer E-Commerce-Community poste(n darf). Ich bin Kleinstunternehmer,  ein selbststädiger Autor und Lektor, der nicht einmal Zeit dazu hatte, seinen Auftraggebern Bescheid sagen zu können, dass ich mal kurz nicht erreichbar bin. Zum Glück habe ich kein Lager, keinen Versand zu organisieren, einen Shop oder Lieferanten im Auge zu behalten. Aber ihr. Unser Anliegen, Marks und meines: Nehmt es ernst. Denn das ist es. Die Zahlen klettern weiter und ich kann euch versprechen: Es haut euch aus den Socken. Atemmaske! Hygiene! Abstand!

Bleibt gesund und passt auf euch auf.

Tobias

PS: Ich nehme wieder Aufträge an. 😀 Werbung muss sein.