Möchtest du bei einem solchen Arbeitgeber arbeiten? Das ist heute im OTTO Newsletter zu lesen:
Performance Culture: Höher, schneller, weiter? 60 Stunden arbeiten? Command and Control?
Für uns in der Otto Group bedeutet Performance Culture: eine leistungsorientiere Unternehmenskultur, die Unternehmergeist, Mut und Entscheidungsfreude fördert. Unser Fokus liegt auf der Ambition, Wirksamkeit und Verantwortung eines jeden Einzelnen. Wir fördern und fordern inspirierende, ambitionierte und resiliente Mitarbeitende, die sich ihrer vielfältigen Rollen bewusst sind und einem modernen Managementanspruch verpflichtet fühlen. Dabei betrachten wir die Vielfalt der Herkünfte und Perspektiven als bedeutsamen Schatz und treten für ein achtsames und respektiertes Miteinander ein. Mit dem Generationenwechsel auf Ebene der Gesellschafter, des Konzernvorstands und der Geschäftsführungen in Konzerngesellschaften untermauert die Otto Group den Wandel.
💣 Hinter dem Bullshit-Bingo: Was Otto wirklich meint, wenn sie von „Performance Culture“ sprechen
Die Otto Group versucht sich an einem PR-Rettungsschirm in Textform. Sie wirbt für ihre „Performance Culture“, will mit dem Vorurteil aufräumen, bei ihnen müsse man „60 Stunden arbeiten“ oder würde in einem autoritären „Command-and-Control“-Regime leben. Der Witz: Genau das klingt durch die ganze Erklärung hindurch – nur mit ein bisschen KI-generierter Wohlfühl-Vokabeln aufgehübscht.
Liest man genauer, entlarvt sich das ganze als das, was es ist: eine alte Leistungsdruck-Kultur im neuen, hippen Gewand.
🎭 Der Wolf im Start-up-Fleece
„Für uns bedeutet Performance Culture: eine leistungsorientierte Unternehmenskultur“
Aha. Gleich der erste Satz offenbart die wahre Absicht. Kein Wort von Mitarbeiterwohl, von Vereinbarkeit oder Schutz. Leistung. Immer und überall. Der Rest ist Deko.
„Wir fördern und fordern inspirierende, ambitionierte und resiliente Mitarbeitende“
Klartext: Wenn du nicht gleichzeitig hochmotiviert, belastbar, kreativ, loyal und dauerhaft leistungsfähig bist – dann bist du raus. „Resilient“ ist hier kein Kompliment, sondern eine Forderung: Reiß dich zusammen und funktioniere.
„Entscheidungsfreude“ und „Wirksamkeit“ heißen übersetzt:
„Wir geben dir Aufgaben ohne klare Führung, erwarten aber, dass du das perfekt und eigenverantwortlich löst – andernfalls liegt der Fehler bei dir.“
🤯 Individualisierung der Schuld
Die Otto Group liebt das Buzzword Verantwortung. Verantwortung klingt so erwachsen, so partnerschaftlich. In Wirklichkeit meint es: Selbstoptimierung auf Knopfdruck. Und wenn du scheiterst – dein Problem.
Die Performance Culture bedeutet:
- Deine Produktivität wird gemessen.
- Deine Widerstandskraft wird erwartet.
- Dein Privatleben interessiert nur, wenn es als Diversity-Showcase tauglich ist.
🪞 Schönfärberei mit Diversity-Maske
„Vielfalt der Herkünfte als bedeutenden Schatz“
Klingt toll. Ist aber pure Alibi-Rhetorik. Die Aussage: „Wir feiern, dass ihr unterschiedlich seid – solange ihr euch alle gleich an unsere Leistungsnorm anpasst.“
Diversität wird instrumentalisiert, nicht geschützt. Wer nicht ins Raster passt – zu alt, zu ruhig, zu langsam – wird einfach nicht „gefördert“. So funktioniert die Filterblase namens „moderne Führungskultur“ bei Otto.
🧠 Psychologische Kriegsführung im Konzernsprech
Die gesamte Erklärung ist ein Paradebeispiel für Corporate Gaslighting.
- Sag, dass du auf Augenhöhe agierst – während du top-down durchsteuerst.
- Sag, dass du Respekt lebst – während du Druck maximierst.
- Sag, dass du auf Menschen setzt – während du sie durch KPI-Sheets ersetzt.
Diese Wortwahl ist nicht zufällig gewählt, sondern gezielt: Sie lullt ein, wo man aufhorchen müsste. Es ist ein digitales „Weiter so“ im Kostüm der Transformation.
🚩 Fazit: Performance Culture heißt bei Otto: „Duck dich und arbeite“
Die Otto Group versucht, Leistungsdruck in warme Worte zu kleiden – aber wer einmal hinter die PR-Fassade blickt, sieht glasklar:
Hier wird gnadenloser Output gefordert, Verantwortung abgewälzt und psychologischer Druck als Innovationskultur verkauft.
Das ist kein moderner Arbeitgeber. Das ist ein Konzern mit Optimierungswahn, der seinen Angestellten das Menschsein zunehmend abtrainiert.
Wer diesen Text liest und trotzdem glaubt, er arbeite künftig in einem inspirierenden Umfeld: Viel Glück. Du wirst es brauchen.
Wow! Starker Beitrag, Mark! Kann gar nicht glauben das der von Dir stammt.
… danke dir 🙂