Um sich vor allzu viel Populismusgetue zu schĂŒtzen, bewĂ€hrte sich schon immer ein Blick auf die Quellen, die von den Protagonisten dramatisch gut platziert ausgespielt werden. Zentrale AufhĂ€nger, der durch die Politik angeklagten vermeintlich schlimmen Retouren- und Vernichtungspraxis, sind ein durch die Gewerkschaft ver.di genau ein Jahr zuvor lancierter Nicht-Skandal und die Retourenstudie der Forschungsgruppe Retourenmanagement der UniversitĂ€t Bamberg. Es wird Zeit, sich die Studie mal etwas genauer anzuschauen!
Die Bamberger Studie
Anhand von 68 â achtundsechzig ⊠tatsĂ€chlich achtundsechzig! â befragten OnlinehĂ€ndlern, versucht die Forschergruppe um Dr. Asdecker Aussagen ĂŒber den Gesamtmarkt und das RĂŒcksendeverhalten aller Deutschen zu treffen.
»Die Teilnahmebereitschaft war gegenĂŒber 2014 leider deutlich rĂŒcklĂ€ufig«, meint Asdecker. »Damals hĂ€tten sich 143 HĂ€ndler beteiligt. Um trotzdem Aussagen ĂŒber den Gesamtmarkt treffen zu können, teilten die Forscher die Waren in fĂŒnf Gruppen ein, unter anderem Fashion und Unterhaltung«, so der Forschungsgruppensleiter.
Der Onlinehandel ist sich nicht ganz sicher, wo und wen sie fragten, lieber Herr Dr. Asdecker, aber in den sozialen Netzwerken und Foren sind zehntausende HĂ€ndler vertreten. Dort wurden sie nicht wahrgenommen. Welchen Wert kann also eine solche Studie mit nur 68 teilnehmenden HĂ€ndlern haben? â Keinen!
Wie viele OnlinehÀndler gibt es eigentlich in Deutschland?
VerlĂ€ssliche Zahlen ĂŒber die tatsĂ€chliche Anzahl aller OnlinehĂ€ndler auf dem deutschen Markt gibt es nicht. Selbst die IHKs haben keine Daten. Warum nicht? Es stellt sich zunĂ€chst eine Abgrenzungsfrage. Wer ist denn nun OnlinehĂ€ndler? Viele HĂ€ndler betreiben ein stationĂ€res GeschĂ€ft und sind trotzdem z. B. auch auf eBay oder Amazon aktiv. Wie sind diese nun einzuordnen?
2010 wurde in den Medien eine Zahl von 400.000 HĂ€ndlern kolportiert. Fast 10 Jahre spĂ€ter dĂŒrfte sich die Zahl mehr als verdoppelt haben. Alleine hier in Deutschland sind mehr als eine halbe Million MarktplatzhĂ€ndler aktiv. Diese Zahl lĂ€sst sich konkret ermitteln.
68 OnlinehÀndler und die Politik lÀuft im Kreis
Erschreckend, ernĂŒchternd aber auch signifikant fĂŒr die derzeitige Stimmungslage. »Wilder Aktionismus ersetzt geistige Windstille«, so pflegte der kĂŒrzlich verstorbene Vater meiner Lebenspartnerin, Dr. Kneller, hĂ€ufig zu sagen. Wie recht er hat!
âDas Bundesumweltministerium will per Gesetz die Vernichtung zurĂŒckgegebener Neuwaren etwa durch Online-HĂ€ndler einschrĂ€nken. Das Ministerium bereite derzeit einen gesetzlichen Rahmen vor, der die Vernichtung von Neuware reglementieren solle, teilte ein Sprecher von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag mit. Es solle eine âObhutspflichtâ verankert werden mit dem Ziel, rechtlich gegen die âunmittelbare Vernichtung von Retouren oder sonstiger Neuwaren vorgehen zu könnenâ. Der Entwurf zur Ănderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes werde âzeitnahâ veröffentlicht.â, berichtet die SĂŒddeutsche Zeitung.
Wenn wir uns alle abgeregt haben, können wir einmal die Herausforderungen der Retouren- und Vernichtungspraxis prÀzisieren?
BVOH e.V & Wortfilter starten eine Umfrage
Zur Versachlichung der Debatte â und der praxisfremden VorschlĂ€ge der Politik â starten der Bundesverband Onlinehandel und wortfilter.de in den kommenden Tagen eine Umfrage zur Vernichtungs- und Retourenpraxis unter den kleinen und mittleren OnlinehĂ€ndlern.
Es geht hier nĂ€mlich nicht ausschlieĂlich um die Amazons und Zalandos dieser Welt, der Mittelstand generiert die meisten UmsĂ€tze, online unter anderem, und bildet das RĂŒckgrat unserer Wirtschaft. Dieser sollte gehört werden.
Schon komisch, ĂŒberall ist das Thema verraucht, nur hier kommt es nochmals. Es ist derzeit so, dass die Medien (und das scheint fast wirklich alle Medien zu betreffen) eine absolute Lieblingsparttei haben, die verbreiten kann, was sie will, es wird gepusht. KGE hat insgesamt 3 oder 4 SĂ€tze zu dem Thema gesagt und schon werden Ministerien aktiv.
Lustigerweise sind die diversen RĂŒcksenderechte mit von derselben Partei deutlcih erweitert worden und so ist die Basis dieses RĂŒcksendewahns entstanden (kauft man fehlerhafte Ware im Laden, muss man die zurĂŒckbringen und bekommen den Kaufpreis â das berĂŒhmte Umtauschrecht gibt es gar nicht). Hier muĂte sogar die EU Deutschland etwas stoppen.
Aber das interessiert die Medien genauso wenig wie Hartz4, bei dem auch wiederum KGE intensiv beteiligt war.
Zum Inhalt: man sollte auch mal den Zustand der retournierten Waren ins Auge fassen â insbesondere bei Amazon Retouren an Marketplace HĂ€ndler, die dort ja mehr oder weniger Freiwild sind. Dann dĂŒrfte klar sein, dass Konsumenten einen GroĂteil der Vernichtung betreiben und nicht die HĂ€ndler. Wir können 90% der Retouren, die bei uns zum GlĂŒck gering sind, nicht wieder anbieten, da kaputt oder in einem nicht verkaufsfĂ€higem Zustand. Aufbereiten wĂŒrde nun mal mehr kosten. Das kann man nur nicht öffentlich schreiben und sagen, da es WĂ€hler sind.
Warten wir ab, was als nĂ€chster Gag der Medienlieblinge kommt: vermutlich Flugreisen, wobei gerade herauskam, dass FDP und GrĂŒnen AnhĂ€nger besonders gerne in Urlaub fliegen.
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