Wer teure Elektronik oder andere exklusivere Artikel international verkauft, dem wird vielleicht diese Art des Betrugs bekannt vorkommen. Jetzt häufen sich die Fälle, in denen ausländische Käufer mit vorgeblichen Retouren deutsche Händler betrügen. Ein Münchener Onlinehändler hat bereits mehrere 10.000 Euro dadurch verloren.

Wie funktioniert der Betrug?

Ein ausländischer Kunde kauft ein teures Handy und lässt es sich an seine Adresse senden. Er erhält die Ware fehlerfrei, eröffnet aber eine Rückgabe. Nun wird er aufgefordert, die Ware zurückzusenden. Das tut er mit einem eigenen Paketschein. Dieser ist trackbar. Das Paket wird nun in Deutschland – in der Stadt des Händlers – zugestellt, jedoch enthält das Paket keine Ware, mitunter ist es nur ein Brief. Der betrügerische Kunde weiß, dass beim Tracking nicht die Versandanschrift, an die zugestellt wird, übermittelt wird. Das bedeutet, er versendet die ›leere‹ Retoure nicht an den Händler, sondern bspw. an eine Aldi-Filiale oder eine Klinik. Dort wird die Ware auch anstandslos angenommen und sie gilt als zugestellt. Nun schließt eBay den Fall zu Lasten des Händlers, dieser verliert sein Geld. Der Betrüger behält Ware und Rückzahlung.

Wieso funktioniert diese Masche so gut?

Die Paketnummer, welche der Betrüger verwendet, steht dem Händler nur mit Mühe zur Verfügung. Es wird zwar die Zustellstadt, nicht aber die Anschrift übermittelt. Das bedeutet, bei eBays Prüfschleife erscheint das Paket als zugestellt. Der Händler kann aber keinen Gegenbeweis erbringen, weil – selbst, wenn er die Paketnummer kennt – der Versanddienstleister  ihm aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Auskunft erteilen darf. Damit ist der Händler der Leidtragende.

eBay ist informiert, handelt aber nicht. Bis jetzt.

Sowohl der Münchener Händler als auch andere Große der Branche mit direktem Kontakt zu eBay informierten die Plattform bereits über diese Masche. Und das schon vor anderthalb Jahren. Auch Wortfilter hat eBay von diesem Betrug bereits berichtet. Bisher wurden Einzelfälle auf Kulanz den Händlern erstattet. Trotzdem summiert sich der Schaden bei dem Münchener Onlinehändler auf mehrere 10.000 Euro.

»Unser Schaden hat sich auf mehrere 10.000 Euro summiert. Wir wissen nicht, was wir machen sollen. eBay reagiert nicht und bietet keine Lösung an. Leider können wir dann nicht mehr ins Ausland versenden. Das scheint uns die einzige Lösung zu sein«, so ein Vertreter des Elektronikhändlers telefonisch gegenüber Wortfilter.

Dass eBay nicht handelt ist irritierend, denn die Grundsätze sind klar. Der Betrüger verstößt gegen diese, denn der Versand muss an die Anschrift des Händlers erfolgen. Daher wäre es in diesem Kontext richtig, zu reagieren.

Was sollten Händler jetzt unternehmen?

Natürlich ist und bleibt es risikobehaftet, teure Produkte für ausländische Kunden anzubieten, jedoch hat eBay heute zugesichert, kulant zu reagieren, wenn ihr von einem Betrugsfall betroffen seid. Gerne könnt ihr euch an Wortfilter wenden. eBay wird in Kürze zur Meldung solcher Fälle eine Mailadresse bereitstellen.

»Diese Art von Betrug an unseren Verkäuferinnen und Verkäufern verurteilen wir aufs Schärfste und wir arbeiten mit Hochdruck daran, ihnen bestmöglich behilflich zu sein. Bis dahin können sich betroffene gewerbliche Händlerinnen und Händler an uns wenden und wir schauen uns jeden Fall detailliert an. Im Fall des Münchner Elektronikhändlers haben unsere Kolleginnen und Kollegen bereits Kontakt aufgenommen und arbeiten an einer Klärung. Wir entschuldigen uns auch an dieser Stelle für die Unannehmlichkeiten, die diesem und weiteren Händlerinnen und Händlern dadurch entstanden sind«, so die Pressesprecherin des Unternehmens exklusiv gegenüber Wortfilter.

Aufgrund der heutigen Stellungnahme von eBay ist es nicht nötig, dass Händler den Auslandsversand für teure Produkte einstellen. An dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön an die gute, schnelle und vor allem konstruktive Kommunikation und Lösungsfindung!