Einst war die Shopgate GmbH, damals noch geführt von Andrea Anderheggen, mit allerlei Versprechungen angetreten. Es waren 2017 noch 123 Mitarbeitende beschäftigt. Über die Jahre schrumpfte die Zahl auf nunmehr 43, Stand 2021. Das Arbeitsklima scheint schlecht zu sein, viele Probleme scheinen unlösbar. Das Unternehmen entlässt wieder, ganze Teams werden vor die Tür gesetzt.

Das Geschäftsmodell geht nicht auf

Ursprünglich half Shopgate Händlern dabei ihre Shops mobil in einer App verfügbar zu machen. Dieses Angebot erfreute sich schnell einer sehr übersichtlichen Nachfrage, denn die Shopsysteme entwickelten eigene Lösungen, damit Verbraucher mobil einkaufen können. Der Business Case wurde umgekrempelt, der Gründer ging von Bord (Ortwin Kartmann hält noch eine kleine Beteiligung) und nun möchte man seit ein paar Jahren eine Omnichanel-Lösung an die Frau und den Mann bringen. Auch das gelingt wundervoll erfolglos.

Die Geschäftszahlen sind traurig. Das Eigenkapital ist negativ. Der Bilanzverlust belief sich aufsummiert im Jahre 2021 auf 42.745.099,66 Euro. Ist Shopgate eine Geldvernichtungsmaschine?

Die R***** müssen das sinkende Schiff verlassen

Bereits vergangene Woche wurde der Verfasser aus dem Markt informiert, dass sich bei der Shopgate GmbH eine weitere Entlassungswelle andeutet. Und tatsächlich finden sich auf LinkedIn sehr vielsagende und anklagende Postings:

Das sich das Unternehmen von einem ganzen Team trennt, mag vielleicht daran liegen, dass Tasks ausgelagert werden sollen, aber das macht eine solche >Nachricht< nicht besser.

Zwischen den Zeilen liest sich jedoch sehr viel mehr. Es stellt sich die Frage: Wie krank ist Shopgate tatsächlich? Unheilbar? Ein Fall für ein Hospiz? Und was die Zufriedenheit der Mitarbeitenden angeht, scheint sich diese noch nicht in den Unternehmensbewertungen zu zeigen: https://www.kununu.com/de/shopgate1/kommentare oder die Interpretation ist schlicht falsch.

Wie viel Personal wird entlassen?

Absolut werden es nicht viele sein. Das ist jedoch dem Umstand geschuldet, dass die Shopgate GmbH bereits sehr geschrumpft ist. Und zwar von 173 Angestellten im Jahr 2017 auf nunmehr gerade einmal 43. Werden jetzt >nur<  15 Personen vor die Türe gesetzt, wären das immerhin 35 % der Belegschaft. Wir wissen es nicht, also nicht so ganz genau.

Und die Ursachen?

Ohne Moos nix los! Die Investorensicht auf ihre Engagements hat sich seit Beginn der Multikrise gewandelt. Storys werden nicht mehr eingekauft, das Geld ist knapper, interessant sind Kennzahlen, die eine baldige Profitabilität untermauern. So ist manche Massentlassung zu begreifen. Bringen wir es also auf den Punkt: Die Shopgate GmbH verdient kein Geld, das Umsatzwachstum war nicht profitabel ergo muss Personal gefired werden. Ist das der Anfang vom Ende?

Das sagt der CEO

“Shopgate fokussiert sich durch Kundengespräche und eigene Analysen sehr stark auf die Verschmelzung von digitalen und analogen Kanälen für den Einzelhandel. Hier ist durch Corona sowie die fürchterlichen Entwicklungen in der Ukraine aktuell eine zögerliche Haltung des Einzelhandels entstanden, denen wir verantwortungsvoll Rechnung tragen. Daher werden wir uns perspektivisch in den nächsten Monaten von Kolleginnen und Kollegen trennen müssen, mit denen wir bereits eine einvernehmliche Lösung diskutieren. Die Auslagerung der Marketing-Maßnahmen ist ein solcher Schritt in dieser Zeit. Wir fokussieren uns im Team sehr stark auf profitables Wachstum und sehen hier durch die Investoren eine sehr positive Unterstützung in den nächsten Jahren”, so der aktuelle Geschäftsführer Ralf Haberich exklusiv gegenüber Wortfilter.

Und zum Schluss

Schlimm ist es für die Mitarbeitenden. Hier wird ein unternehmerisches Risiko auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Die Investoren wünschen eine andere Geschichte und das Personal muss deswegen gehen. Am Ende des Tages schaden solche Entwicklungen allen. Auch neuen Unternehmen, welche Herausforderungen haben, neues Personal zu akquirieren. Welcher Mitarbeitende möchte schon für ein unsicheres Unternehmen arbeiten?