Während in China der Abverkauf von Ware über die sozialen Medien geradezu boomt, scheint der Rest der Welt diese Entwicklung zu verschlafen. Das jedenfalls zeigt eine Grafik des Mediums emarketer.com. In China wird bereits ein GMV von 186 Mrd. US$ generiert, in den USA gerade einmal ein Zehntel davon. Also etwas mehr als 19 Mrd. US$. Der Rest der Welt wird zwar nicht betrachtet, aber die These, dass es dort nicht viel anders aussieht, dürfte zulässig sein. Es fehlen schlicht Angebote. Facebook, Instagram oder TikTok tun sich schlicht schwer, Lösungen anzubieten.

Hier schlafen die Plattformen!

Egal ob wir Amazon, eBay oder die gesamte Marktplatzlandschaft betrachten, keine Plattform macht Anstalten den Verbrauchern in naher Zukunft ein Angebot zur Verfügung zu stellen. Das wäre eigentlich die Chance für die Sozialen Netzwerke, die in Teilen ja ›verwertbare‹ Komponenten zum Social Commerce bereits in ihren Diensten implementiert haben. Da wäre z. B. das Live-Shopping über YouTube, Facebook, Instagram oder TikTok (wobei TikTok ja bereits erste Schritte unternommen hat). Jedenfalls tun sich die etablierten Anlaufstellen der Verbraucher sehr schwer, im E-Commerce Fuß zu fassen.

Wer als erste da ist, gewinnt?

Die Gretchenfrage, ob das tatsächlich so ist, denn hätten neue Plattformen eine Chance? TikTok hatte sie, aber wie sähen denn neue Plattformen aus, die den Social Commerce in den Fokus stellen? Würden sie es überhaupt schaffen, die Masse an Verbrauchern an die Plattform zu binden? Die Meinung, dass das nicht schaffbar ist, hat sicherlich seine Berechtigung!

Das bedeutet also: Welcher der bestehenden Kanäle wird der erste sein, der hier eine Lösung anbieten wird? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten, haben wir doch zwei grundsätzlich differente Arten von Systemen gegenüberstehen. Einmal die reinen Sozialen Netzwerke, dessen Monetarisierungsmodell der Verkauf von Werbung ist. Das können sie gut. Aber sämtliche E-Commerce-Versuche von Facebook & Co. wirken bisweilen unbeholfen. Der gesamte Kaufabschlussprozess ist schlecht. Käuferschutz findet faktisch nicht statt. Und dann sind da die Marktplätze. Sie können gut Ware verkaufen und haben die Kaufprozess sowie sämtliche damit verbundenen Prozesse perfekt im Griff. Aber ihnen fehlen die Nutzer. Bringen wir es auf den Punkt: Im Verhältnis zu den Facebook-Nutzerzahlen klingen die Kundenzahlen von Amazon und eBay doch eher nach ›Kindergarten‹.

Im Ergebnis scheint das Rennen noch offen zu sein. Das Zünglein an der Waage wird also sein, welche der großen Konzerne bereit sein wird, genug Geld in die Hand zu nehmen. Wir wissen es nicht. Also noch nicht.

Eigentlich schade!

Das ›eigentlich‹ kann trefflich gestrichen werden, denn tatsächlich wäre ein wachsendes Angebot an Social-Commerce-Plattformen ein Befreiungsschlag von Amazon & Co. Natürlich ist das Einkaufen etwas anders und Amazon wird immer seine Berechtigung und auch den Erfolg haben, jedoch wird hier eine Lücke geschlossen.

»Wusstest du, dass 90 Prozent aller Online-Shopper Soziale Medien nutzen? 38 Prozent dieser Gruppe werden über ihre Social-Media-Kanäle auf neue Produkte aufmerksam. Weltweit werden dadurch jährlich mehr als 30 Milliarden Dollar durch Social Media umgesetzt«, schreibt Shopify auf seinem Blog.

Und zwar die Interaktion eurer Kunden mit euren Produkten und daraus resultierend die Inspiration und Anregung neuer Kunden.

(Credit an Stefan Wenzel der die Grafik auf Twitter geteilt hat)