Es klingt passend in die Zeit, dass der Onlinehändler weltbild.de Insolvenz angemeldet hat. Interessant ist die Pleite auch deshalb, weil es bereits das zweite-mal ist. Schon 2014 war es um den Händler schlecht gestellt. Ursprünglich war Weltbild ein zur katholischen Kirche gehörender Buchhändler, welcher nach der Insolvenz 2014 an die Droege Group AG verkauft worden ist. Aber was können aktuell die Gründe sein?
Das sollen die Gründe für die Pleite sein
Auf zeit.de ist zu lesen, dass vor allem die Krisen in Israel und der Ukraine für die Schieflage verantwortlich sein sollen, weil sie die Lieferketten nachhaltig stören. Darüber hinaus sollen es dann auch noch die Chinesen sein, Schuld am wenig ertragreichen Geschäft sein. Das mag sich schlüssig anhören, aber ob das glaubhaft ist? Dazu macht ein Blick in die letzte Veröffentlichung im Bundesanzeiger im Mai 2023, also vor einem Jahr, Sinn.
Eigentlich ist genug Geld da, ein Pleite muss nicht sein
Der Hauptgesellschafter, die Droege Group AG hat zumindest nach ihren letzten Veröffentlichungen die Kasse vol. Sie weist einen Cash-bestand von über 200 Mio. Euro bei etwas über 90 Mio. Euro Verbindlichkeiten aus. Und genau dieser Gesellschafter ist auch der Geldgeber der Weltbild D2C Group GmbH zu deren Konzerngesellschaften die gerade pleite gegangene Weltbild GmbH & Co. KG, Augsburg gehört. Dazu ist im Jahresabschluss zu lesen:
“Das größte finanzielle Einzelrisiko für den Konzern ist bislang die finanzielle Abhängigkeit von der Droege Group AG (mittelbarer Gesellschafter), da die Weltbild D2C Group bisher den für die Ausübung des Geschäftsbetriebes benötigten finanziellen Spielraum noch nicht vollständig selbständig am Banken-Markt beschaffen konnte. Aufgrund der deutlich gesteigerten, nachhaltigen Profitabilität sind die wesentlichen Voraussetzungen geschaffen, eine (Re-)Finanzierung der Weltbild D2C Group am Bankenmarkt durchzuführen. Weltbild arbeitet derzeit an einer neuen Bankenfinanzierung, um bestehende Bankverbindlichkeiten sowie Gesellschafterverbindlichkeiten neu zu strukturieren.”
Und um diese Dimension handelt es sich:
“Die vom (un-)mittelbaren Gesellschafter zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel sowie die bestehenden Verbindlichkeiten gegenüber Gesellschaften der Droege Group in Höhe von insgesamt TEUR 64.285 zum 31.12.2021 sind bis zum 30.09.2023 gestundet.”
Der Prognosebericht klingt zuversichtlich: “Im Jahresüberschuss wird damit analog 2020 und 2021 auch für die Geschäftsjahre 2022 und 2023 ein Gewinn in Höhe eines zweistelligen Millionen-Betrages erwartet.” Im Jahr 2021 wurden 11 Mio. Euro verdient.
Fazit: Hauptgeldgeber ist die eigene Mutter.
Hat die Droege Group AG den Geldhahn zugedreht?
Da bewegen wir uns zwar jetzt in der Spekulation, aber diese Frage muss gestellt werden. denn eigentlich hätte eine Insolvenz nicht sein müssen, oder aber diese wirkt sich direkt auf den Wert der Verbindlichkeiten der Mutter aus. Das scheint wenig Sinn zu machen.
Die Israel- und Ukraine Krise wirken jedenfalls im Handel und z.B. in den Logistik-Kosten nicht so nachhaltig und auch eine stark wachsende Konkurrenz aus dem asiatischen Raum gibt es trotz >Temu< nicht.
Was also bei Weltbild tatsächlich im Maschinenraum passiert ist, werden wir nicht erfahren. Das aber die Geschäftsführung ausgetauscht worden ist, deutet eher auf strategische Herausforderungen bzw. vergangene Fehlentscheidungen hin.