Unzumutbar sind die Prozesse bei DHL, wenn etwas schiefläuft. Das kommt zum Glück nicht häufig vor, aber wenn, dann darf erbrochen werden! DHL bekommt ein Paket nicht zugestellt und den Schaden haben Versender, Plattformen und Empfänger.

Die Geschichte: Ich verkaufte einen Artikel über eBay, empfing die Zahlung per PayPal und versendete ordentlich über DHL. Die Paketscheine druckte ich über den auf eBay angebotenen Service. Also habe ich alles vorbildlich gemacht. Der Käufer und Sendungsempfänger hat eine gültige und fehlerfreie Anschrift in Hamburg hinterlegt.

(Anruf beim DHL Kunden Service)

Nun begab es sich so, dass die Ware nicht ankam und der Käufer einen Streitfall über eBay eröffnet hatte. Zurecht natürlich. Zunächst lehnte ich mich zurück, da ich als Privatverkäufer kein Versandrisiko trage. Das war ein Fehler, denn tatsächlich sehen das die Plattformen eBay und PayPal anders. Spannend hier nur der Zeitinvest dieses herauszufinden: 60 Minuten benötigen die PayPal- und eBay-Supportmitarbeiter, inklusive viel Warteschleifengedudel. Da ist Luft nach oben. Alleine diese Erfahrung ist einen eigenen Artikel wert.

So, mein Käufer ist ein Netter und er beklagte sich, dass DHL ihm keine Auskunft geben würde. Das Paket – welches nach Hamburg sollte – liegt irgendwo im Ausland. So weit hatte er das in Erfahrung bringen können. Nun gut, also nahm ich den Kampf mit dem DHL Kundenservice auf und verlor!

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.tiktok.com zu laden.

Inhalt laden

Nachdem ich mit großer Mühe eine Rufnummer herausgefunden hatte, durfte ich zunächst eine gefühlte Ewigkeit in der Warteschleife verbringen, bis mich eine Mitarbeiterin bediente. Sie entgegnete mir recht schnell, dass sie mir nicht helfen können, da das ja ein internationales Paket wäre. Okay, mein Hinweis, dass Hamburg in Norddeutschland liegen würde, half nicht. Sie versicherte mir, sie könne nichts machen. Da halfen keine Diskussion und kein Grundlagen-Crash-Kurs in Geografie. Also landete ich nun im internationalen Kundensupport der DHL!

Nett empfing mich der Herr, er erkannte, dass das Paket in Spanien angekommen war und ich einen Nachforschungsantrag stellen solle. Nur er könne da nichts machen, das sei schließlich ein nationales Paket und ich solle mich an den nationalen Kundenservice wenden. Innerlich dachte ich mir: ›Die veräppeln mich doch?‹ Nein! Völlig ernst und nach einigem Hin- und Her wartete ich nun wieder in der nationalen Warteschleife. Wie schön! Die Dame, welche meinen Anruf annahm, eröffnete das Gespräch mit den Worten: ›Wie kann ich ihnen helfen?‹. Etwas angesäuert schilderte ich ihr erneut den Sachverhalt. Ihre Antwort war reif für den Kommunikationspreis: »Da kann ich ihnen leider nicht helfen, da müssen sie nun ein Formular ausfüllen …« – Schluss! Meine letzten Worte sind nicht zitierfähig.

Zwei Fragen drängen auf: Muss sich eine Privatperson jetzt einen Tag frei nehmen, damit sie eine Herausforderung – nein, ein Problem – mit DHL klären kann? Ja, offensichtlich. Und: Wie und welche Kosten entstehen bei Unternehmen, welche in Erfüllung ihrer eigenen Service-Level sich mit dem schlechten Service einer DHL täglich auseinandersetzen müssen?

Zur Beantwortung der zweiten Frage bat ich einen Händler, mit einem Versandvolumen von circa 40.000 Paketen pro Monat, mir einmal seine Einschätzung mitzuteilen:

»Wir verbrauchen pro Monat circa 5 bis 8 Mann-Tage und setzen zusätzlich noch eine Software-Lösung ein, um die Herausforderungen mit DHL zu lösen. Das sind circa 2.000 bis 3.000 Euro pro Monat, die uns das kostet«, so der Händler, welcher seinen Namen hier nicht lesen möchte.

Was hätte nicht passieren dürfen? Was muss sich ändern?

Ein Kunde, egal ob er nun Privatnutzer oder gewerblicher Versender ist, hätte nie bei DHL anrufen müssen. Wenn es externe Software-Lösungen gibt, welche herausfinden kann, dass ein Paket fehlegeleitet wird, dann MUSS das DHL auch selbst können. Vor allem aber muss das Unternehmen selbst OHNE Impuls von außen eine Lösung der Herausforderung in die Wege leiten können. Was macht DHL? Sie lagern einen Teil ihrer Services und ihrer Pflichten an die Kunden aus! Das darf nicht sein.

Wenn ein Paket fehlgeleitet wird, es innerhalb eines Zeitraumes nicht zugestellt wird oder es schlicht verloren geht, dann sind das messbare Ereignisse, die festgelegte Events innerhalb des DHL-Kosmos verursachen können. Dazu gehört eine Nachforschung sowie eine Nachricht an den Versender und den Empfänger. Dass aber der Versender sich zunächst bei dem Unternehmen melden soll, ist NICHT hinnehmbar.

Warum kann sich nur der Versender um Herausforderung kümmern? Ein lästiger Umstand, sobald man bei DHL anruft und nicht selbst der Versender ist, wird man abgewimmelt, mit der Begründung, man sei nicht der Vertragspartner. Diesen Umstand beklagen auch die Verbraucherzentralen. Zu Recht. Gerade für Händler bedeutet es aber, dass sie aufgrund der mit DHL für Unternehmer vereinbarten AGB schlechter gestellt sind. Auch hier lagert DHL geschickt einen großen Teil der Verantwortung an die gewerblichen Versender aus und verursacht bei ihm Kosten.

Zusammenfassung

DHL lädt eine Vielzahl eigener Services und Obliegenheiten auf seine Kunden ab. Dazu gehören das fehlende eigene Performance-Tracking, wie Zustellzeit bzw. Fehleridentifikation. Bisher müssen das die Verbraucher oder Versender/Händler für den Konzern leisten. Gerade im B2B2C-Sektor sichert sich DHL durch seine AGB mit den Händlern eine bessere Position und überträgt auf die Händler Pflichten, welche der Paketdienstleister eigentlich selber zu erfüllen hätte. Händlern entstehen dadurch erhebliche Schäden.

Was können wir dagegen unternehmen?

Im Grunde gibt es zwei Möglichkeiten, wie ihr euren Ärger an den Menschen bringen könnt. Das wäre einmal die Bundesnetzagentur und ein von den Verbraucherzentralen betriebenes Portal. Hier die Links dazu:

Bundenetzagentur: https://www.bnetza-post.de/lip/form/display.do?%24context=D1BC760CE29D3CF67C87

Verbraucherzentrale: https://www.post-aerger.de/aerger-mit-paketen-20304

Und macht euch bitte die Mühe, eure Fälle zu schildern! Gebt diese Links auch an eure Mitarbeiter und versucht, sie anzuleiten, dass sie jeden Vorfall melden.

Geht das bald mal weg?

Es ist ja schon skurril, dass die DHL 2021 nicht in der Lage ist, die eigenen Versäumnisse zu identifizieren, zu kommunizieren und zu lösen. Und das, obwohl alle Daten digital erfasst sind. Es gibt externe Dienstleister wie bspw.. Parcellab, die – gegen Geld – diese Aufgaben für Händler übernehmen.

Mit Amazon Logistics hat ja nun kürzlich ein neuer Spieler das Feld betreten. Und wenn wir eines von Amazon sicher sagen können, ist es, dass sie ihr Ohr am Kunden haben. In diesem Fall am Verbraucher UND am Händler. Das ist gut und gleichzeitig schlecht. Amazon löst die Herausforderungen beim Kunden, treibt diesen aber zugleich auch in die Fänge des eigenen Ökosystems. Was ist, wenn die Verbraucher in Zukunft den Versender mit in ihre Kaufentscheidung einbeziehen? Das schafft Abhängigkeiten, die nicht gut sind, oder?

PS: Natürlich habe ich tatsächlich nur fast 1.5h in den Warteschleifen und Service-Hotlines verbracht. Gefühlt war das allerdings fast ein ganzer Tag!