Afterbuy kündigt massive Investments in Software an, übernimmt Rechenzentrum und passt das Preismodell an
Das hatte ich so kommen sehen: Die Übernahme von Nexec / Valentin Schütt (zum Artikel) ist gerade einmal einen Tag alt und schon kündigt Afterbuy massive Veränderungen an. Nicht alle werden den Händlern gefallen, aber sie sind meiner Ansicht nach notwendig.
Massive Investitionen in die Software
Afterbuy hat heute seinen Kunden gegenüber mehrere Dinge angekündigt. Man will ab jetzt massiv in die Weiterentwicklung der Software investieren und man hat dafür bereits einige Bereiche genannt:
“(…) wird die Software Afterbuy neben der Verbesserung der Usability (Bedienbarkeit) an verschiedenen Stellen überarbeitet (z.B. Amazon Lister/FBA, eBay Automatisierung, CRM und Kundenzufriedenheitsmessung), sowie mit neuen Funktionen und Modulen rund um Warenwirtschaft, PIM, Statistik/Data Warehouse ausgestattet werden. Zudem soll es für Sie als Kunden einfacher werden, eigene Anforderungen als Plugin an Afterbuy zu realisieren. Natürlich wird es einen Ausbau an Funktionen zur Kundengewinnung und Umsatzsteigerung geben. Hierzu werden wir an neuen Verkaufskanälen (z.B. Ausbau der Marktplätze, Preisvergleichs-Portale, Mobile Commerce), Marketingtools (z.B. Pricing-Tools, Online-Marketing, Newsletter, Plattform-SEO, Wettbewerbsbeobachtung) und Steuerungs- und Controlling-Instrumenten arbeiten. Als Marktführer werden wir zudem als Pionier am Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Reduktion von Aufwand und Optimierung von Margen arbeiten.”
Meines Erachtens nach waren diese Ansagen überfällig. Afterbuy hat sich in den letzten Jahren sehr auf interne Prozesse konzentriert und ist bis auf einen neuen Hitmeister-Lister und einem Statistik-Tool nicht wirklich durch bahnbrechende Neuerungen aufgefallen. Das Team von Afterbuy hat sich viel vorgenommen und – so Valentin Schütt – bereits klare Pläne ausgearbeitet. Schön, dass es jetzt aufwärts geht. Das hatte Valentin Schütt aber auch bereits im Gespräch zur Übernahme angekündigt.
Neues altes Rechenzentrum
Afterbuy hat im Deal auch seine Rechenzentren übernommen, welche zuvor gemeinsam mit eBay betrieben wurden. In der Meldung wird herausgestellt, dass man bei einer Verfügbarkeit von 99,9 % im letzten Jahr gelegen hat. Hierbei wird nicht nur die Hardware-Verfügbarkeit genannt, wie bei vielen Webhostern wie Strato und Co., sondern auch die Verfügbarkeit der Software. Das ist wirklich ein enormer Wert, der mir auch erstmal auf dem Afterbuy BBQ bekannt wurde, als Geschäftsführer Christian Siering diese nannte. Wer sich etwas mit Software und Hosting auskennt, der weiß: Sowas geht nur bei der maximalen Optimierung von Softwareentwicklung im Einklang mit einer sehr sehr teuren Hardware-Infrastruktur. Hier sparenviele Unternehmen, jedoch börsennotierte Unternehmen wie eBay sind in einem solch sensiblen Bereich finanziell absolut schmerzfrei. Will heissen: Sie investieren ohne Rücksicht auf Verluste. Dass Afterbuy diese Technologie übernommen hat, das sagt schon einiges aus und wird den Kunden auch weiterhin zugute kommen. Was Afterbuy in seiner Meldung auch angibt: 0,1% Verfügbarkeit im Jahr sind 9 Stunden, die eine Software nicht zur Verfügung steht. Diese Stunden an der falschen Stelle und man ist als Hänlder schnell weg vom Fenster. Allerdings kommt jetzt der Haken:
Afterbuy passt Preise an
Okay, man muss sagen, nach 14 Jahren das erste mal die Preise zu erhöhen, das ist schon wirklich außergewöhnlich. Da hatten andere Tools schon viele Preisrunden. Ich gehe davon aus, dass Afterbuy einfach die letzten Jahre durch die Neukunden gewachsen ist und im eBay-Umfeld das einfach nicht „nötig“ hatte. Aufgrund der Betriebskosten, die im eigenständigen Betrieb deutlich höher ausfallen, will man nun Preise anpassen. Philosophie ist, dass man kleine Händler durch geringere Preise entlastet. So halbiert man im kleinsten Tarif die Transaktionspreise. Finde ich gut: Gerade kleine Händler warten viel zu lange mit der Nutzung eines Tools. Viele scheuen die Kosten und sehen nicht, dass man viel einfacher und schneller wächst. Sicher ist die Preissenkung hier aber auch eine Antwort auf den Plentymarkets ZERO Tarif, der bisher wohl bewusst unter dem Afterbuy-Einstiegsniveau lag. In den größeren Tarifen wird es zwischen 10 und 30 Euro teurer im Monat. Verkäufer mit über 2000 Verkäufen im Monat zahlen nochmal 50 Euro mehr für die Flatrate. Die ist übrigens fast einzigarig im Tool-Markt. Für (neuerdings) immer noch unter 150 Euro im Monat hat man selbst als Verkäufer mit Millionen-Umsätzen ein Tool mit vollem Funktionsumfang sowie kostenlosem und unbegrenztem Support.
Fazit
Preisanpassungen sind dort, wo es teurer wird, immer ein Schmerz. Aber sieht man, was Afterbuy für seine Preise auffährt, dann ist das sehr respektabel und wird anderswo deutlich teurer abgerechnet. Für Einsteiger die Preise zu senken ist zudem ein positives Zeichen im Markt. Schafft es Valentin Schütt jetzt noch den Turbo zu zünden was die neuen Funktionen und die Usability angeht, dann wird es auf dem Tool-Markt sicher wieder sehr spannend.