Amazon hat eine neue Studie veröffentlicht, die ein Ziel verfolgt: Das Image des Konzerns verbessern. Laut einer Untersuchung von Oxford Economics soll die Präsenz von Amazon-Logistikzentren in den USA zu mehr Wachstum, höheren Löhnen und weniger Armut führen.
- Wie Amazons Logistikzentren lokale Wirtschaften verändern – laut neuer Oxford-Studie
- Die zentralen Ergebnisse der Oxford-Studie
- Milliardeninvestitionen und strukturelle Effekte
- Ausbildung statt Fließbandarbeit?
- Gesellschaftliches Engagement und Krisenhilfe
- Einordnung: PR-Strategie oder echte Wirkung?
- Bedeutung für Händler und die Branche
- Einordnung
Die Untersuchung basiert auf Daten aus 55 US-Landkreisen, in denen Amazon in nur einem Jahr jeweils mindestens 1.000 neue Jobs geschaffen hat. Amazon tut gut daran auf sein Image zu achten, denn die geleakten Dokumenten zum zukünftigen Einsatz von Robotern werden Diskussionen auslösen.
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Doch was steckt hinter diesen Zahlen – und was bedeutet das für den Handel insgesamt? Spoiler: Amazons Studie zeigt, dass FCs gut sind. Nur erkennen wir das auch hierzulande zu wenig.
Wie Amazons Logistikzentren lokale Wirtschaften verändern – laut neuer Oxford-Studie
Die zentralen Ergebnisse der Oxford-Studie
Laut Amazon (Quelle: Amazon News, 21. Oktober 2025) zeigen die Daten fünf Jahre nach Eröffnung eines Fulfillment Centers deutliche Effekte:
🟡🔴🟢🔵 Faktenbox: Amazon Fulfillment Center Studie 2025
Studie von | Oxford Economics im Auftrag von Amazon |
Veröffentlichung | 21. Oktober 2025 |
Untersuchungszeitraum | 2010 – 2025 (55 US-Landkreise) |
Ergebnisse nach 5 Jahren |
|
Regionale Beispiele | Fulton County (GA) & San Bernardino County (CA) |
Investitionen | 23,8 Mrd. USD in Georgia (50 Standorte, +25,5 Mrd. USD BIP-Beitrag) |
Begleitprogramme | Career Choice (Bildung), Katastrophenhilfe, Schulförderung, Informatik-Initiativen |
Laut den Forschern sind diese Werte konservativ geschätzt – wenn Nachbarregionen aus der Berechnung ausgeschlossen werden, verstärken sich die Effekte sogar.
Milliardeninvestitionen und strukturelle Effekte
Amazon verweist darauf, dass es allein in Georgia seit 2010 rund 23,8 Milliarden US-Dollar investiert habe.
Das habe über 50 Standorte unterstützt und 25,5 Milliarden US-Dollar zur dortigen Wirtschaftsleistung beigetragen.
„Amazon hat den Menschen ehrliche Arbeit gegeben – sie können ihre Familien versorgen und ein gutes Leben führen“,
sagte Vince R. Williams, Bürgermeister von Union City, Georgia.
Solche Aussagen sollen die soziale Komponente betonen – und wirken gezielt gegen Kritik an prekären Arbeitsbedingungen oder Lohnstrukturen. Diese Kritiken werden ab und an auch in Deutschland laut, jedoch haben sich diese bei kritischer Prüfung nicht bestätigt. Die Gewerkschaftsmafia lässt grüßen.
Ausbildung statt Fließbandarbeit?
Amazon hebt außerdem seine Bildungsprogramme hervor. Mit „Career Choice“ erhalten Mitarbeitende nach 90 Tagen bezahlte Studiengebühren für Weiterbildungen in gefragten Berufsfeldern. Das Unternehmen nennt Beispiele wie:
- Serenity Thomas, die als Lagertrainerin begann und nun studiert.
- Joaquin Gomez-Boteyo, Absolvent eines Mechatronik- und Robotik-Programms in Kalifornien.
Amazon positioniert sich damit als Ausbildungsunternehmen, das Perspektiven bietet – und zugleich die eigene Belegschaft auf die Zukunft der Automatisierung vorbereitet.
Gesellschaftliches Engagement und Krisenhilfe
Neben Arbeitsplätzen betont Amazon sein Engagement in Bildung und Katastrophenhilfe:
- Übernahme von Lizenzkosten für Lehrpläne an 12.000 Schülern in zwei kalifornischen Schulbezirken
- 25 Millionen US-Dollar jährlich für den Ausbau von Informatikunterricht in US-Schulen
- Einrichtung von Disaster-Relief-Hubs in Katastrophenregionen
- 10 Millionen US-Dollar Spenden und 500.000 Hilfsgüter während der Waldbrände 2025
Diese Initiativen sollen zeigen: Amazon ist nicht nur Arbeitgeber, sondern auch lokaler Infrastrukturanbieter.
Einordnung: PR-Strategie oder echte Wirkung?
Dass Amazon solche Studien in Auftrag gibt, ist nichts Neues. Neu ist jedoch die kommunikative Linie:
- Nicht nur Jobs, sondern gesellschaftlicher Mehrwert wird betont.
- Forschungspartner wie Oxford Economics sollen Glaubwürdigkeit sichern.
- Kritische Themen wie Gewerkschaften, KI-Automatisierung oder Arbeitsdruck werden bewusst ausgeklammert.
Für Amazon ist das Timing perfekt:
Während der Konzern in den USA gerade 600.000 potenzielle Stellen durch Robotik einsparen will (siehe Wortfilter-Bericht „Amazon Automation Leak“), präsentiert er gleichzeitig den sozialen Nutzen seiner bisherigen Arbeitsplätze.
Bedeutung für Händler und die Branche
Für Onlinehändler ist die Botschaft zweischneidig:
- Lokalökonomisch können Fulfillment-Zentren tatsächlich Impulse setzen.
- Strukturell aber verschärft Amazon den Wettbewerb – kleine Händler verlieren Kaufkraft in der Region, wenn Arbeitsplätze in geschlossenen Amazon-Ökosystemen gebunden sind.
- Politisch könnte die Studie Einfluss auf zukünftige Steuer- oder Standortdebatten nehmen, wenn Amazon auf „nachweislich positive Effekte“ verweist.
Die Wahrheit liegt – wie so oft – dazwischen:
Amazon schafft Wertschöpfung, aber sie konzentriert sich im eigenen System.
Einordnung
Amazon nutzt Forschungsergebnisse, um die eigene Rolle als wirtschaftlicher Stabilitätsfaktor zu untermauern.
Die Zahlen aus der Oxford-Studie sind beeindruckend – aber sie zeigen nur einen Teil der Realität.
Für Händler gilt:
Je stärker Amazons Logistiknetzwerk wächst, desto mehr Abhängigkeit entsteht im Markt.
Wer sich dagegen behaupten will, muss eigene Strukturen aufbauen – digital, effizient und KI-kompatibel.
Quelle:
Amazon News – „How Amazon fulfillment centers transform local economies“, 21.10.2025
