Das Handelsunternehmen aus Seattle legt ein rekordverdächtiges 3. Quartal auf das Parkett. Der Gewinn verdreifachte sich gegenüber dem Vorjahr, wo noch Investitionen in die taggleichen Zustellungen zu Buche schlugen. Die Netsales im abgelaufenen Quartal übertreffen das Weihnachtsgeschäft des Q4 2019. Der Umsatz wuchs um 37%. Händler profitieren jedoch weniger von dieser Entwicklung.
Hauptumsatzteiber war der Heimatmarkt mit 62%, mit nur einem Plus von 26% folgte dann der Rest der Welt. AWS schwächelte mit einem Zuwachs von nur 12%.
„We’re seeing more customers than ever shopping early for their holiday gifts[…]“, sagt Jeff Bezos
Für Händler werden die Zeiten nicht einfacher, denn Amazon hat noch einmal sein Ziel wiederholt im kommenden Jahr mindestens 100.000 neue Händler auf die Plattform zu bringen. Die Fulfillment Kosten sind im abgelaufenen Berichtszeitrum gegenüber dem Vorjahr um 12 Milliarden US$ angestiegen.
In den Zahlen weisst das Unternehmen > Third-party seller services< aus. Darin sind die Händlergebühren zusammengefasst, so dass aus der Entwicklung dieser Zahl ein Händlerwachstum abgeleitet werden kann, sofern es keine signifikante Veränderung der Gebührenstruktur gegeben hat. Diese sind aber lediglich um nur 12% gegenüber dem Vorquartal angestiegen. Das deutet daraufhin, dass Händler weniger von der allgemeinen positiven Entwicklung profitierten.
Der Händleranteil an verkauften Einheiten ist zum Vorquartal um lediglich 1% auf 54% gestiegen und damit annährend gleichbleiben seit dem Q2/2019. In diese Entwicklung kann viel interpretiert werden. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass sich dieses Verhältnis kaum zu ändern scheint. Das war in den Vorjahren anders.
Fazit
Die Amazon Zahlen sind bombastisch, die Händlerentwicklung moderat. Offensichtlich haben die Drittpartner weniger von dem Pandemie-Boom profitiert, als der US-Konzern selbst. Auch deuten die stark gestiegenen Fulfillment-Kosten darauf hin, dass das Händlergeschäft insgesamt an Profitabilität verloren hat. Der Umstand des geplant stark wachsenden Wettbewerbs macht die Zukunft für einzelne Seller nicht besser.
In 10 Jahre wird sich das Bundeskaretellamt dem sicherlich annehmen, da bin ich mir fast, also, naja, zu 12% sicher. Man schaut ja auf die lokale Händlerschaft oder auch nicht, egal.
So wie das bisher gelaufen ist, dürfte es Amazon wenig jucken, wenn das Kartellamt etwas macht. Man gibt eine Erklärung ab, dass man das ändern wird und das war es auch. Daneben noch flankierend viele Datensätze den Finanzbehörden zukommen lassen, so dass die zumindest die deutschen Händler angehen können. Dann bleibt auch das “Gewinn nach Luxemburg Verschieben und jeder weiß es” weiter erlaubt. Welch tolle Konstruktion diese EU ist. Aber es dürfte ja stimmen, da Herrn Junker persönlich geprüft hat, ob die Gewinnweiterleitung nach Luxemburg rechtens ist. Erstaunlicherweise war es das.