Geleakte Amazon-Pläne: Roboter sollen 600.000 Jobs überflüssig machen

Amazon plant eine Neuausrichtung seiner Logistik- und Fulfillment-Strategie: Wie die New York Times unter Berufung auf interne Dokumente berichtet, will der E-Commerce-Riese bis 2027 bis zu 75 % seiner Abläufe automatisieren – und damit auf den Neueinstellungsbedarf von bis zu 600.000 Arbeitskräften verzichten.

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Was nach Science-Fiction klingt, wird Realität in den FFCs des weltgrößten Onlinehändlers. Doch was bedeutet das für die Zukunft von Arbeit, Logistik und Onlinehandel?



Blick hinter die Kulissen

Laut internen Unterlagen, die der New York Times vorliegen, will Amazon seine Fulfillment-, Logistik- und Liefernetzwerke bis 2033 umgestalten.

Das Unternehmen beschäftigt aktuell rund 1,2 Millionen Mitarbeitende – mehr als jedes andere private Unternehmen außer Walmart.

Doch statt weiter zu wachsen, plant Amazon, sein Personal langfristig stabil zu halten, obwohl der Umsatz in den kommenden Jahren verdoppelt werden soll.

Das Ziel laut interner Präsentation: „Unsere Systeme müssen doppelt so viel leisten – mit der gleichen Belegschaft.“


75 % Automatisierung – das Ziel bis 2030

Bis 2027 sollen 75 % aller operativen Prozesse – vom Wareneingang über Kommissionierung und Verpackung bis zur Auslieferung – automatisiert werden.

Schon heute setzt Amazon mehr als eine Million Roboter weltweit ein. In den kommenden zwei Jahren sollen die humanoiden Systeme wie „Digit“ von Agility Robotics hinzukommen.

Diese Roboter können sich bewegen, greifen, stapeln und tragen – also genau jene Tätigkeiten übernehmen, die bisher menschliche Lagerarbeiter erledigen.

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Interne Berechnungen zeigen, dass diese Systeme rund 30 Cent pro versendeten Artikel einsparen könnten – bei Milliarden von Sendungen ein massiver Hebel für die Marge.


Das Shreveport-Experiment: Der Prototyp des Roboter-Lagers

Bereits im vergangenen Jahr eröffnete Amazon im US-Bundesstaat Louisiana (Shreveport) sein bislang modernstes Fulfillment-Center – ein Pilotprojekt, das als Vorlage für die kommenden 40 Standorte dienen soll.

Laut dem Bericht setzt Amazon dort rund 1.000 Roboter ein, wodurch die Anlage mit 25 % weniger Personal auskommt als herkömmliche Lager.

Das Modell soll bis Ende 2027 in 40 weiteren Fulfillment-Centern weltweit umgesetzt werden – die nächste Anlage ging im April 2025 in Virginia Beach in Betrieb.


30 Cent pro Paket weniger

Der Hintergrund: Amazon kämpft mit steigenden Kosten für Arbeitskräfte, Energie und Logistik. Jede Automatisierung verspricht daher Einsparungen, insbesondere bei den Fulfillment-Kosten.

Ein interner Bericht, den die New York Times zitiert, kalkuliert:

  • 30 Cent Kostensenkung pro Paket
  • 160.000 weniger benötigte Neueinstellungen bis 2027
  • Einsparungen im Milliardenbereich jährlich

Damit könnte Amazon trotz steigender Verkaufszahlen die operative Belegschaft auf dem heutigen Niveau halten – ohne Massenentlassungen, aber auch ohne neue Jobs.


🤖 So können Händler jetzt schon Roboter einsetzen

Aktuell (Stand: Oktober 2025) gibt es nur sehr wenige reale Einsätze von humanoiden Robotern in laufenden Lager- und Versandumgebungen. Die meisten verfügbaren Darstellungen sind:

  • Marketing- oder Demovideos in kontrollierten, nicht produktiven Umgebungen,
  • Pilotprojekte mit begrenztem Umfang und ohne langfristige Serienanwendung,
  • oder Simulationen und Konzeptstudien, bei denen reale Verkaufs- oder Versandprozesse nur angedeutet werden.

🔹 Hersteller & Einsätze

  • UBTECH Robotics – Walker S: Industrie-humanoider Roboter, rund 1,70 m groß, mit hochauflösender Wahrnehmung, Greifarmen und autonomen Bewegungsfähigkeiten. :contentReference[oaicite:0]{index=0}
  • Fourier (ehem. Fourier Intelligence) – GR-1: Allgemeiner humanoider Roboter (1,65 m, 55 kg) mit vielseitiger Einsatzoption, z. B. Industrie, Logistik oder Forschung. :contentReference[oaicite:1]{index=1}

🔹 Alternative etablierte Lagerautomatisierung (nicht humanoid)

Wenn Händler heute schon pragmatisch automatisieren wollen, bieten sich bewährte Lösungen wie fahrerlose Transport-Roboter (AMR) oder stationäre Roboterarme an – diese sind bereits in echten Versand- und Lagerbetrieben im Einsatz.


⚠️ Wichtiger Hinweis

Bis heute existieren keine dokumentierten Fälle, in denen humanoide Roboter dauerhaft und autonom in realen Lager- und Versandbetrieben eingesetzt werden. Alle bekannten Beispiele bleiben entweder im Teststadium oder sind auf vergleichbare, aber nicht identische Use-Cases beschränkt.

✅ Empfehlung für Händler

  1. Fordern Sie Live-Demos oder Werkbesuche direkt vom Hersteller an.
  2. Fragen Sie nach konkreten Referenzkunden im Echtlagerbetrieb, nicht nur nach Showcases.
  3. Bleiben Sie kritisch: Viele Social-Media-Clips wirken beeindruckend, sind aber oft stark inszeniert.

600.000 nicht geschaffte Jobs

Die Botschaft: Amazon will nicht in erster Linie Personal abbauen, sondern schlicht nicht mehr nachbesetzen, wenn bestehende Mitarbeiter ausscheiden.

Die Rede ist von 600.000 „nicht geschaffenen Arbeitsplätzen“ bis 2033 – einer massiven Umwälzung des US-Arbeitsmarkts.

Zum Vergleich: Das entspricht in etwa der gesamten Belegschaft von UPS oder Home Depot.

Für die Politik in den USA, aber auch für Gewerkschaften und Gesellschaft ist das unbequem: Automatisierung könnte künftig nicht mehr Arbeitsplätze verdrängen, sondern schlicht verhindern, dass neue entstehen.


Kommunikationsstrategie: Keine „KI“, keine „Roboter“

Spannend: Laut den Leaks will Amazon die eigene PR-Strategie anpassen, um negative Schlagzeilen zu vermeiden.

In den Dokumenten finden sich klare Anweisungen:

  • Begriffe wie „Automation“ und „KI“ sollen vermieden werden.
  • Stattdessen bevorzugt Amazon die Begriffe „Advanced Technology“ oder „Cobots“ (Collaborative Robots).
  • Zudem plant das Unternehmen Community-Events wie Paraden oder Spendenaktionen, um den Imageverlust abzufedern.

Das Ziel: Automatisierung als „positive Modernisierung“ statt als Jobkiller zu verkaufen.


Was Amazon offiziell sagt – und was nicht

Amazon reagierte auf die Veröffentlichungen mit einer Stellungnahme an Gizmodo.
Unternehmenssprecherin Kelly Nantel erklärte:

„Die Dokumente spiegeln nur die Perspektive eines einzelnen Teams wider und stellen keine Gesamtstrategie dar. Wir planen weiterhin, in der kommenden Saison 250.000 Menschen einzustellen.“

Auch Udit Madan, Amazons Leiter der weltweiten Logistik, sagte gegenüber der New York Times, dass das Unternehmen regelmäßig neue Jobs durch Investitionen in Automatisierung schaffe – etwa durch neue Zustellzentren in ländlichen Regionen.

Dennoch bestätigt der Bericht, dass in vielen US-Zentren bereits 25 % weniger Mitarbeitende arbeiten als in früheren Anlagen gleicher Größe.


Was das für den Markt bedeutet

Amazon ist der Taktgeber des globalen E-Commerce. Wenn das Unternehmen 75 % seiner Prozesse automatisiert, werden andere folgen müssen – insbesondere:

  • Walmart (größter US-Arbeitgeber)
  • UPS (Logistikdienstleister)
  • FedEx, Target, Alibaba und JD.com

Alle beobachten, wie Amazon Kosten, Geschwindigkeit und Lieferstabilität durch Roboter steigert. Die Folgen werden weit über die USA hinaus spürbar sein – auch europäische Händler und Logistiker werden sich auf neue Wettbewerbsbedingungen einstellen müssen.


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Unbedingt diesen Vortrag hören

Einordnung: Automatisierung mit sozialem Sprengstoff

Was wir hier sehen, kein technologisches Projekt – es ist ein Paradigmenwechsel im E-Commerce. Der zu erwarten ist.

Amazon zeigt, wie eine neue Ära der industriellen Automatisierung aussehen kann: Roboter, KI-gesteuerte Lagerlogistik, minimaler Personaleinsatz.

Die Schattenseite:

  • 600.000 nicht geschaffene Jobs bedeuten Millionen betroffene Familien.
  • Niedriglohnbranchen verlieren ihre Einstiegsjobs.
  • Der Druck auf kleinere Wettbewerber steigt enorm.

Für Händler auf Plattformen wie Amazon Marketplace könnte das bedeuten: Künftig werden die Kostenunterschiede zwischen eigenem Versand und Amazon-Fulfillment noch größer – und damit die Abhängigkeit von Amazons Logistiknetzwerk stärker.

Amazon wird zum Vorreiter einer KI-getriebenen Logistikevolution.

Die Frage ist nicht mehr, ob Roboter Jobs übernehmen. Die Frage ist, wann kommt die Maschinensteuer und wann zahlen Roboter in die Sozialkassen ein. Diese Diskussion wird kommen.


🟡🔴🟢🔵 Faktenbox: Amazon Automation Leak 2025

PunktInformation
QuelleNew York Times, interne Amazon-Dokumente (Oktober 2025)
Ziel75 % Automatisierung aller Abläufe bis 2027
Einsparung30 Cent pro Paket
Nicht geschaffene JobsBis zu 600.000 bis 2033
Roboter im EinsatzÜber 1 Million weltweit
PilotstandortShreveport, Louisiana (25 % weniger Personal)
Expansion40 neue Standorte nach gleichem Modell
Offizielle ReaktionAmazon: „Kein Gesamtplan – nur Perspektive eines Teams“
SprachstrategieBegriffe wie „KI“ und „Roboter“ sollen vermieden werden

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