Schaut man sich das gerade veröffentlichte Zahlenwerk des Riesen aus Seattle an, dann kann einem die Spucke wegbleiben. Selbst die kühnsten Analysten sahen ihre Erwartungen übertroffen. Der Umsatz mit eigenen Produkten ist um 49% gestiegen und die Einnahmen dem ›Seller Service‹ um 52%. Das deutet darauf hin, dass auch die Händler ein verdammt gutes Quartal hatten. Trotz der Herausforderungen während der Pandemie. Amazon hat eBay damit deutlich übertroffen. Für das Q3/2020 erwarten die Amazonians einen weiteren Anstieg zwischen 24 und 33% der Net Sales (AWS, Services & Produkte).

Eindeutiger Gewinner der Pandemie-Rallye

Shopify, eBay Amazon & Co. haben ja nun ihre Zahlen veröffentlicht und der Tech-Riese aus Seattle ist mit Abstand der große Gewinner. Und das trotz der eigenen Herausforderungen in der Krise.

“This was another highly unusual quarter, and I couldn’t be more proud of and grateful to our employees around the globe,” said Jeff Bezos, Amazon founder and CEO. “As expected, we spent over $4 billion on incremental COVID-19-related costs in the quarter to help keep employees safe and deliver products to customers in this time of high demand—purchasing personal protective equipment, increasing cleaning of our facilities, following new safety process paths, adding new backup family care benefits, and paying a special thank you bonus of over $500 million to front-line employees and delivery partners. We’ve created over 175,000 new jobs since March and are in the process of bringing 125,000 of these employees into regular, fulltime positions. And third-party sales again grew faster this quarter than Amazon’s first-party sales. Lastly, even in this unpredictable time, we injected significant money into the economy this quarter, investing over $9 billion in capital projects, including fulfillment, transportation, and AWS.”

Wir erinnern uns, dass Amazon die Lieferzeiten verlängerte und Händler Ware nicht einliefern oder zurückholen durften. Dennoch haben Amazon und auch die Händler auf der Plattform gewonnen. Um es deutlich zu schreiben: Amazon-Händler profitierten doppelt so stark wie Verkäufer auf eBay. Satte 53% (geschätzt aus dem Anstieg der Third Party Seller Services Fees) zu 26% Umsatzzuwachs.

AWS bringts nicht

AWS lahmt, denn hier wurde das schlechteste Wachstum der letzten Jahre reportet. Nur (!) 29% Wachstum. Zumindest was die Wachstumsperformance angeht, hat AWS seine Position im Konzern verloren.

Kosten & Marketing

Die Umsatzkosten – also Ausgaben, die gemacht werden müssen, um einen Umsatz zu erzielen –, sind um 79% gestiegen. Die Versandkosten um 68% und die Marketingausgaben haben sich um 49% erhöht.

Nice to know

Alleine dieses Jahr hat Amazon 78.800 neue Mitarbeiter weltweit eingestellt und erreicht damit seinen Spitzenwert mit insgesamt 876.800 Beschäftigten. Es fehlt nicht mehr viel, dann hat Amazon mehr Mitarbeiter als Köln Einwohner. Wahnsinn!

Interessant sind noch die Metriken: ›WW paid units — Y/Y growth‹ und ›WW seller unit mix — % of WW paid units‹. Diese definieren sich wie folgt: »References to units mean physical and digital units sold (net of returns and cancellations) by us and sellers in our stores as well as Amazon-owned items sold in other stores. Units sold are paid units and do not include units associated with AWS, certain acquisitions, certain subscriptions, rental businesses, or advertising businesses, or Amazon gift cards.«. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der verkauften Einheiten um 57% gestiegen. Daran hatten die Händler einen Anteil von 53%. Das entspricht einem Anstieg von 1% gegenüber dem Q1/2020.

Meinung

Vor ganz vielen Jahren erzählte mir Adrian Hotz, ich sollte in Amazon-Aktien anlegen. Das war auf einem Hitmeister-Day. Wäre ich seinem Rat gefolgt … Na ja, ihr könnt es euch schon denken. Die Zahlen sind beeindruckend! Gerade auch das kolportierte Händlerumsatzwachstum ist fantastisch.

Die Zahlen zeigen aber auch, dass eBay mit seinen an sich guten Zahlen mal wieder hinter dem Markt steht. Es verdichten sich also die Anzeichen, dass die Wachstumsimpulse im Onlinehandel zu Lasten des stationären Handels gehen. Offenbar vermelden alle Kanalarten der Plattformen und Onlineshops starke Umsatzanstiege. Das kann bedeuten, dass die Pandemie ein ›Gamechanger‹ für den E-Commerce ist.

(Quelle: https://ir.aboutamazon.com/news-release/news-release-details/2020/Amazon.com-Announces-Second-Quarter-Results/default.aspx)