Mit mehr als 6,7 Millionen Teilen und einer Erfolgsgeschichte, die auf eBay begann, will Autodoc jetzt endlich den Schritt aufs Frankfurter Börsenparkett schaffen.
Wenn man über eBay-Verkaufserfolge spricht, fallen meist dieselben Namen: Bandel Autoteile, ATP – und eben Autodoc. Letzteres Unternehmen ist nicht nur einer der erfolgreichsten Autoteilehändler Europas, sondern auch ein früher Wegbegleiter im eBay-Kosmos, der das Marktplatzmodell von Anfang an verstanden und skaliert hat. Jetzt will Autodoc seinen nächsten großen Schritt gehen: Der zweite Anlauf für den Börsengang ist gestartet.
Was ist geplant?
Autodoc hat angekündigt, dass noch im Juni 2025 der Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Börse erfolgen soll. Es handelt sich um eine Privatplatzierung bestehender Aktien – also keinen klassischen IPO mit Kapitalerhöhung. Die Anteile stammen aus dem Besitz der Gründer sowie von Apollo Global Management, einem US-Finanzinvestor, der seit 2024 mit an Bord ist.
Ziel ist laut Unternehmen ein „substanzieller Streubesitz“, also eine ausreichend große Zahl handelbarer Aktien, um die Liquidität zu sichern. Das wäre der erste IPO im Prime Standard des Jahres – ein starkes Signal in einem zurückhaltenden Kapitalmarkt.
Ein Gigant mit eBay-Wurzeln
Was Autodoc aus wortfilter-Sicht besonders macht: Das Unternehmen ist einer der wenigen eBay-Händler, die den Sprung aus der Plattformökonomie in die Liga der großen Onlinehändler geschafft haben – und das nachhaltig. Während viele eBay-Verkäufer von der Sichtbarkeit Amazons verdrängt wurden oder sich mit Preiskämpfen aufreiben, hat Autodoc sich systematisch ein eigenes Ökosystem aufgebaut, das heute mehr als 5000 Mitarbeitende beschäftigt und einen Milliardenumsatz generiert.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt:
- Umsatz Q1 2025: 427,3 Mio. €
- Plus zum Vorjahr: +21 %
- Bereinigter Gewinn: 33,9 Mio. € (+18,9 %)
Treiber ist nicht zuletzt der demografische Wandel auf Europas Straßen: Fahrzeuge werden älter, Ersatzteile gefragter.
Erinnerung an 2021: Börsengang auf den letzten Metern geplatzt
Bereits 2021 hatte Autodoc einen IPO geplant – mit einer angepeilten Bewertung von bis zu 5 Milliarden Euro. Doch kurz vor dem Ziel wurde der Börsengang abgesagt. Die offizielle Begründung: ungünstige Marktbedingungen. Inoffiziell hieß es, die Nachfrage war geringer als erwartet. Stattdessen kam später Apollo an Bord – und bewertete Autodoc 2024 mit rund 2,3 Milliarden Euro.
Was die Bewertung jetzt beim zweiten Anlauf sein wird, ist offen. Finanzchef Lennart Schmidt hatte im Gespräch mit dem Handelsblatt angedeutet, dass man die früheren Vorstellungen heute als „ambitioniert“ sehe. Ein realistischer Wert dürfte also irgendwo zwischen 2 und 3 Milliarden Euro liegen – je nach Börsenstimmung.
Was Händler von Autodoc lernen können
Für Marktplatzhändler ist Autodoc ein faszinierender Case. Nicht, weil sie es alle genauso machen können – sondern weil das Unternehmen gezeigt hat, wie man aus einem eBay-Händler ein Milliardenbusiness formen kann. Einige zentrale Erfolgsfaktoren:
- Frühzeitiger Plattformaufbau, parallel auf mehreren Kanälen
- Starker Fokus auf Eigenmarken und exklusive Distributionsrechte
- Massives Sortiment, extreme Logistikkompetenz
- Eigene technische Infrastruktur und skalierbare Backend-Prozesse
- Professionalisierung des Finanzbereichs – inkl. Vorbereitung auf Kapitalmarkt
Während viele Händler heute noch darüber nachdenken, ob sie einen Onlineshop „brauchen“, hat Autodoc längst mit eigener App, globaler Expansion und Finanzierungsstruktur die nächste Stufe gezündet.
Fazit: Aus der eBay-Garage in den Prime Standard
Der zweite Börsengang von Autodoc ist mehr als nur eine Finanznachricht. Es ist ein Signal dafür, dass auch aus dem klassischen Onlinehandel – ja, sogar aus der eBay-Szene – Unternehmen mit echtem Skalierungspotenzial hervorgehen können. Autodoc war nie laut, nie schrill – aber immer effizient und wachstumsstark.
Ob der IPO diesmal gelingt? Die Chancen stehen gut. Die Zahlen stimmen, der Markt ist nicht euphorisch, aber stabil – und Autodoc ist kein Hype, sondern ein solider Player mit echter Substanz.
Bleibt nur noch eine Frage: Welche eBay-Erfolgsgeschichte wird die nächste sein?